Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
die darauf achten, was Ferall von den Menschen hält, die es in unserem Land zu großem Einfluss bringen könnten.«
»Warum sollte er sich angegriffen fühlen? Du hast doch gerade gesagt, er gehört nicht zu Cassidy.«
»Du weißt nicht, wie es ist, unter einer schlechten Königin
zu leben. Ich glaube, du wärst Dena Nehele eine bessere Königin, aber Cassidy bemüht sich, den Menschen zu helfen, und die Königinnen und Kriegerprinzen nehmen das wahr. Sie interessieren sich nicht für Feste und Konzerte, Kermilla. Sie interessieren sich für eine Ernte, die das Volk durch den Winter bringt.«
»Du willst einfach keinen Spaß haben.«
»Spaß ist ein Luxus, den wir uns noch nicht leisten können. « Er nahm erneut ihre Hände. »Und es gibt noch ein paar Dinge, die sich die Menschen hier nicht leisten können. Ich habe heute die Rechnungen der Händler erhalten.«
»Oh, Theran. Darüber willst du dich doch jetzt nicht auch noch beschweren.«
Er ließ ihre Hände los und stand auf. Er brauchte etwas Distanz. »Ich habe den Händlern mitgeteilt, ich würde bezahlen, was auf diesen Rechnungen steht. Keine Münze mehr.«
Sie starrte ihn an, offensichtlich beleidigt und verletzt.
»Es tut mir leid, Kermilla, aber die Geschäfte, die du so gerne aufsuchst, haben ihren Zehnt bis zum nächsten Frühling beglichen. Den gesamten Zehnt. Nicht nur, was mir als Einkommen zugestanden hätte, sondern auch, was in die Schatzkammer der Stadt fließen sollte, um die Wachen zu bezahlen und die Stadt selbst zu erhalten.«
»Kannst du das nicht bezahlen?«, fragte sie kleinlaut.
»Mit was?« Der Dunkelheit sei Dank wusste sie nichts von dem Schatz, den Cassidy hier auf dem Dachboden gefunden hatte. »Das Vermögen meiner Familie reicht aus, um die Diener zu entlohnen und hier ein paar Reparaturen durchzuführen. «
»Aber du lebst in einem Herrenhaus.«
»Ich habe diesen Frühling das erste Mal einen Fuß in dieses Haus gesetzt. Meine Familie wohnt schon seit Generationen nicht mehr hier. Konnte hier nicht wohnen, da die Territoriumskönigin das Haus für sich beansprucht hatte.«
Sie sah sich im Raum um, als suche sie etwas, das sie verstehen könnte.
Einen Moment lang dachte er, sie würde ihn bitten, ein paar der Möbel zu verkaufen, damit sie noch ein verdammtes Kleid kaufen könnte. Aber dann sah sie ihn an, die Stirn leicht in Falten gelegt. »Kannst du nicht den Zehnt erhöhen? «
»Und noch mehr Menschen einen Grund geben, die Stadt zu verlassen?« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Hast du dich einmal umgesehen, wenn wir durch die Stadt gefahren sind? Hast du die ganzen leeren Häuser und verwaisten Geschäfte gesehen?«
»Ja.« Ihr Stirnrunzeln verstärkte sich. »Grayhaven ist doch eine wichtige Stadt. Warum leben hier nicht mehr Menschen?«
»Weil sie tot sind.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ihre Unterlippe zitterte.
Er schloss für einen Moment die Augen, um die Beherrschung zurückzugewinnen.
Sie ist jung, unerfahren. Sie hat ihr ganzes Leben in einem kleinen sicheren Dorf verbracht. Süße Dunkelheit, bitte lass es sie diesmal verstehen.
»Die Hälfte der Blutleute in Dena Nehele ist bei dem Hexensturm, der vor ein paar Jahren durch die Reiche gefegt ist, umgekommen. Dann haben sich die Landen gegen uns erhoben, und die Hälfte der Überlebenden ist gestorben. Verstehst du, Kermilla? Von vier Blutleuten, die vor drei Jahren hier gewohnt haben, ist nur noch einer am Leben.«
Mit ausdrucksloser Miene starrte sie ihn an.
Er kehrte zu seinem Schemel zurück, setzte sich wieder und sah sie an. »Ich kann dir nicht geben, was ich nicht habe. Ich glaube, du kannst eine gute Königin sein, aber du hast dich von ein paar fragwürdigen Freunden zu schlechten Entscheidungen verleiten lassen. Deswegen hast du die Achtung einiger mächtiger Männer verloren.«
»Theran, es tut mir aufrichtig leid. Ich wusste nicht, wie schlimm das alles für euch gewesen ist.«
Warum nicht ?, fragte er sich. Ich erzähle es dir schon, seit wir das erste Mal durch die Stadt gefahren sind.
»Ich habe wohl nicht begriffen, dass hier alles so anders sein würde. Dass es so anders sein würde, hier zu herrschen.«
Therans Herz schlug wild. Sie klang bedauernd, beinahe entschuldigend.
»Ich werde es von nun an besser machen«, sagte Kermilla mit gedämpfter Stimme. »Versprochen.«
Er küsste ihren Handrücken und sagte mit all der Überzeugung, die er aufbringen konnte: »Wir können ein gutes Leben führen,
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