Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
Kermilla. Es braucht nur ein wenig Zeit und Arbeit.«
Mit einem Nicken entzog sie sich ihm sanft und verließ den Raum. Er war nicht überrascht, als sie sich ihnen an diesem Abend nicht zum Essen anschloss. Doch er bedauerte, dass ihre Tür für ihn verschlossen blieb, als er später bei ihr klopfte.
Und er versuchte, nicht an die Geräusche zu denken, die er einen Moment vor dem Klopfen vernommen hatte. Geräusche, die ein Hörschild höflich abgeschirmt hätte, wenn sie nicht wollte, dass jemand sie hörte.
Geräusche, die darauf hindeuteten, dass sie in dieser Nacht Trost bei einem anderen gefunden hatte.
Kapitel zweiundzwanzig
TERREILLE
A uf der Schwelle zum Esszimmer verkündete Dryden: »Die Prinzen Ferall, Rikoma, Elendill und Hikaeda sind angekommen. Ich habe sie in den Besucherraum geführt.«
Fast hätte Ranon einen Mundvoll Kaffee über den Tisch geprustet. »Sie sind jetzt schon hier?« Als er ihnen vorgeschlagen hatte, gegen Morgen zu kommen, hatte er nicht erwartet, dass die vier Männer so früh auftauchen würden.
Er wischte sich mit einer Serviette über den Mund und schob seinen Stuhl zurück. »Danke, Dryden. Ich bin sofort da.«
»Es wird schon gutgehen, Ranon«, sagte Powell, der als Einziger noch am Tisch saß.
»Ach ja?« Nicht zu wissen, ob Ferall jetzt Kermilla diente und hier war, um sich für sie umzusehen und umzuhören, machte Ranon nervös. Diese Ungewissheit nagte schon an ihm, seit er diesem Besuch zugestimmt hatte.
»Sie werden sehen, was sie sehen wollen. Zeig ihnen das Dorf. Zeig ihnen die Menschen. Das ist alles, was du tun kannst. Ich werde Maydra unterrichten, dass wir vier Gäste zum Mittagessen erwarten.«
»Wo ist Cassie?«, fragte Ranon.
»Ich glaube, sie ist oben und zieht sich um.«
Ranon eilte ins Besucherzimmer. Die vier Männer hatten sich nicht gesetzt. Als er eintrat, gingen sie mit leicht erstaunter Miene langsam im Zimmer auf und ab.
»Guten Morgen«, sagte er.
Ferall nickte, ebenso Rikoma und Elendill. Hikaeda lächelte und sagte: »Sind wir hier richtig, Ranon? Als wir am
Landenetz ankamen und nach der Königlichen Residenz gefragt haben, hat man uns hierhergeschickt.«
»Das Haus war früher eine Herberge, also hat es einen großen Speisesaal und eine große Küche, einige Salons und ausreichend viele Schlafzimmer und Bäder für die Königin und einen Teil ihres Hofes sowie für besondere Gäste. Es gibt genug Land für einen großen Gemüsegarten, einen Kräutergarten und Blumenbeete. Und Gray sagt, der Boden wird den Honigbirnen gut bekommen.« Ranon zuckte mit den Schultern. »Es ist kein gewöhnliches Gebäude für eine Königliche Residenz, aber Lady Cassidy gefällt es.«
Als sie sich erneut im Zimmer umsahen, fühlte Ranon, wie er die Schultern anspannte, auch wenn das Gefühl, sich verteidigen zu müssen, albern war. Die Möbel waren alt, aber sauber und gepflegt. Der Raum trug die Signatur eines Ortes, um den sich jemand kümmerte. Und die Tatsache, dass die Königin keine neuen Möbel kaufte, um Besucher zu beeindrucken, während die Bevölkerung immer noch darum kämpfte, etwas zum Anziehen und ein anständiges Paar Schuhe zu haben, war etwas, für das sich ihr Hof nicht entschuldigen würde. Bei niemandem.
Schritte. Frauenstimmen.
Plötzlich tauchte Cassidy im Türrahmen auf. Sie trug abgeschnittene Hosen und ein Hemd, das aussah, als hätte sie es vor dem Lumpensammler gerettet. Wahrscheinlich vor demselben Lumpensammler, von dem sie die Stofffetzen hatte, die in dem Eimer steckten, den sie in der Hand hielt.
»Ranon, Dryden sagte…« Ihr Blick fiel auf die anderen vier Männer im Raum, und ihre haselnussbraunen Augen weiteten sich. »Oh, beim Feuer der Hölle. Ist das heute ?«
»Offenbar sind wir zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen«, sagte Ferall steif.
»Nein, das seid ihr nicht«, sagte Cassidy und betrat den Raum. »Nein. Entschuldigt mich, Gentlemen. Es sind ein paar Familien ins Dorf gezogen, und wir arbeiten daran, sie in ihren neuen Häusern unterzubringen. Über dieser Angelegenheit und der Arbeit in den Geschäften und dem Versuch,
das Heilerinnenhaus und Shiras Zimmer auszustatten, habe ich den Überblick über die Tage verloren.«
»Cassie, wenn wir die letzten Zimmer im Heilerinnenhaus ordentlich saubermachen wollen, sodass Shira mit der Arbeit anfangen kann, brauchen wir – oh.«
Eine weitere große, grobknochige Frau mit einem langen, einfachen Gesicht, Sommersprossen und rotem Haar betrat den
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