Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
Stätte – und das Heim – von Hexe.
Jaenelle und Daemon waren als Erste angekommen. Sie trug ein netzartiges Kleid aus Spinnenseide, das als Trauerkleidung
galt, und ihr Juwel war größtenteils Grau, durchwirkt mit Rot und Saphir – und einem einzelnen Streifen Schwarz. Daemons Gesichtsausdruck verriet nichts über seine Gedanken oder Gefühle. Er war nicht als Jaenelles Ehemann oder Gefährte hier, auch nicht als der Kriegerprinz von Dhemlan. In diesem Raum war er die Waffe der Königin.
Lucivar kam herein. »Katze, was soll – « Er sah Daemons Gesicht und beendete die Frage nicht.
Sabrina betrat das Zimmer als Nächste, angespannt und nervös, gefolgt von Aaron, Morghann und Khardeen.
Vier Freunde aus Jaenelles Kindertagen, dachte Saetan, als er beobachtete, wie Sabrina die anderen begrüßte. Vier Menschen, die im Ersten Kreis von Hexe gedient haben. Werden sie noch immer Freunde sein, wenn diese Unterredung vorüber ist?
Jaenelle saß auf einem schmalen Sofa gegenüber von ein paar Stühlen, Daemon an ihrer Seite, sein rechter Arm hing über die Sofalehne. Er wirkte ruhig und entspannt.
Saetan beobachtete, wie Lucivar im Raum umherging, ohne Daemon jemals den Rücken zuzuwenden, und fühlte, wie ihn ein Schauer der Angst durchlief.
Die Frauen setzten sich. Aaron und Khardeen blieben stehen, angespannt und wachsam.
Dann betrat Karla den Raum.
»Küsschen. Tut mir leid, dass ich zu spät bin.« Sie ging durch den Raum zu dem Stuhl, der Saetans am nächsten stand. »Ich habe versucht, einen … Zwischenfall … rückgängig zu machen, der eine riesige weiße Katze in eine grellrosa-blaue Katze verwandelt hat.«
Ausgehend von Jaenelle strömten Wellen warmer Belustigung durch den Raum. »Hast du es geschafft?«
»Als ich aufgebrochen bin, war KaeAskavi eine gleichmäßig violett gefärbte Katze – und nicht erfreut.«
Die Antwort rief ein kurzes Lachen hervor, aber die Heiterkeit legte sich schnell wieder, als alle ihre Aufmerksamkeit auf Jaenelle richteten.
»Ich habe gestern einen Brief von Cassidy bekommen«,
sagte sie. »Ich hatte das Gefühl, ihr solltet alle wissen, was geschehen ist. Und wir sollten gemeinsam entscheiden, was wir – und was wir nicht – unternehmen.«
Sie rief den Brief herbei und reichte ihn Daemon. Sofort begab sich Lucivar hinter das Sofa, um über die Schulter seines Bruders mitzulesen.
Daemon las den Brief und reichte ihn Khardeen. Sein wundervolles Gesicht enthüllte nichts, und ebenso wenig konnte Saetan über einen Speerfaden entdecken, nicht einmal mit Hilfe seines schwarzen Juwels. Daemon hatte seine Gefühle fest im Griff.
Aber im Raum wurde es kalt.
Lucivar dagegen begann, leise, aber heftig auf Eyrisch zu fluchen, während er erneut anfing, hin und her zu laufen.
Heißer Zorn. Kalte Wut. Der Raum füllte sich mit Emotionen, während die Freunde, die alle im Ersten Kreis des Schwarzen Askavi gedient hatten, einer nach dem anderen Cassidys Brief lasen. Schließlich war Karla fertig und reichte die Nachricht an Saetan weiter, der seine halbmondförmige Brille herbeirief.
Wie viele Male hatte Cassidy diesen Brief geschrieben, bevor sie Sätze gefunden hatte, die so vorsichtig ehrlich waren? Sie bezichtigte niemanden irgendeiner Handlung. Sie äußerte nichts über ihre Meinung und ihre Gefühle. Sie gab nichts zu Bericht, das nicht von jemandem gesehen worden war. Sie sagte nicht, Kermilla hätte den Befehl gegeben, aber im Raum befand sich keine einzige Person, die nicht zwischen den Zeilen lesen konnte. Nur in einem Punkt hatte sie sich nicht zurückhalten können: bei ihren übermäßigen Beteuerungen, dass Khollie ob des Vorfalls zwar noch immer ein wenig verängstigt sei, sie aber zuversichtlich waren, dass er sich vollkommen erholen würde.
Was bedeutete, es hatte Zweifel gegeben, ob Khollie sich überhaupt erholen würde.
»Was im Namen der Hölle geht da vor?«, fragte Khary.
»Es war nicht Cassies Schuld«, fuhr Aaron ihn an, sofort bereit, seine Cousine zu verteidigen.
»Das habe ich auch nicht gesagt«, fauchte Khary zurück. »Aber irgendetwas sollte passieren.«
»Gar nichts wird passieren«, sagte Jaenelle ruhig. »Wir jedenfalls unternehmen nichts.«
Daemon spannte nervös die Muskeln an. Nichts, was sonst jemand bemerken würde, aber Saetan hatte ihn vorsichtig im Auge behalten und sah die Veränderung.
Er weiß etwas. Oder ahnt etwas. Aber seine Zunge, genauso wie sein Zorn, wird vom Willen der Königin im Zaum gehalten, und er
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