Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
konnte sich keinen Ersatz für das leisten, was er zerstörte, also hielt er seine Wut im Zaum und lief im Kreis. Lief auf und ab.
»Selbst wenn Laska es geschafft hätte, unentdeckt einen mitzunehmen, wie hättest du ihn denn hierbehalten wollen? «, fragte er. »Sie sind verwandte Wesen, Kermilla. Blut. Hast du nichts bemerkt, als Vae hier war? Sie ist eine Hexe. Sie trägt Purpur. Mutter der Nacht, sie ist ranghöher als du. «
»Wie kannst du es wagen!«
Er blieb vor ihr stehen. »Das ist eine Tatsache, Kermilla. Vaes Juwelen sind dunkler als deine. Also was hättest du mit diesem Krieger angestellt, wenn er nicht hätte hierbleiben wollen? Ihn in Ketten gelegt? In einen Käfig gesperrt? Ihn geschlagen und gefoltert, bis er an Körper und Geist zu versehrt gewesen wäre, um zu fliehen?«
»So hätte er mir ja gar nichts genutzt.« Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Aber er hätte bei mir bleiben wollen. Wenn er erst einmal hier gewesen wäre, hätte er bleiben wollen.«
»Das spielt jetzt keine Rolle.« Theran sank auf den nächsten Stuhl, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
Kermilla war nicht wie die Königin, die Gray gefoltert hatte. Das war sie nicht. Aber sie hatte einen Fehler begangen, der nicht leicht wiedergutzumachen wäre. Wenn überhaupt.
»Theran?« Kermilla kletterte auf seinen Schoß und schmiegte sich an ihn. »Theran, dieses kleine Problem tut mir so leid.«
»Einer deiner Männer ist gestorben. Das ist kein kleines Problem«, sagte er müde. »Talon, der Mann, dem man in diesem Land den meisten Respekt entgegenbringt, ist gegen dich. Das ist kein kleines Problem. Die Tatsache, dass Talon in diesem Falle keinen Unterschied zwischen verwandten Wesen und menschlichem Blutvolk macht …« Er seufzte. »In ein paar Tagen weiß jeder einzelne Kriegerprinz, dass du einen Mann nach Eyota geschickt hast, um einen jungen Krieger zu entführen. Und es wird niemanden interessieren, ob du vorhattest, einen Jungen mitzunehmen oder einen Hund.«
Sie presste sich an ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter. »Was bedeutet das?«
»Ich weiß es nicht.« Er nahm sie in den Arm, nicht in der Lage, ihr das bisschen Trost zu verweigern, das er ihr spenden konnte. »Ich weiß es wirklich nicht.«
Ranon stand in der Tür zum Aufenthaltsraum, unfähig, den letzten Schritt über die Schwelle zu tun. Vae blickte von ihrem Platz auf dem Sofa auf und wedelte einmal kurz mit der Schwanzspitze. Nachtnebel, der auf dem Boden vor dem Sofa lag, begrüßte ihn nicht, hatte aber auch nichts gegen seine Anwesenheit einzuwenden.
Er spürte eine zögerliche Berührung am Rücken. Er drehte sich um und folgte Shira ins Krankenzimmer der Residenz. Sobald sie die Tür geschlossen hatte, zog er sie in seine Arme und hielt sie fest.
»Ich habe mich geschämt, dass der Geringste von ihnen mich ausgewählt hat«, flüsterte er in ihr Haar. »Es war mir peinlich, als Ferall und die anderen ihn neulich gesehen haben. Und jetzt…«
»Sag nichts, Ranon, sag nichts«, sagte sie, während sie seinen Rücken streichelte.
»Kommt er zu uns zurück, Shira?«
»Ich weiß es nicht, aber ich hoffe das Beste.«
Er löste sich ein Stück von ihr und legte seine Stirn an die ihre. »Wo sind denn alle?«
»Gray hat Cassie nach oben gebracht. Sie ist völlig aufgelöst. Powell steckt, seit ihr aufgebrochen seid, in seinem Arbeitszimmer. Der übrige Erste Kreis und die Wachen patrouillieren in Schichten durchs Dorf. Reyhana und Janos habe ich über Nacht zu deinem Großvater geschickt. Sie haben heute Abend stundenlang im Aufenthaltsraum gesessen und abwechselnd Sceltie rettet den Tag vorgelesen und brauchten eine Weile Ruhe. Vae und Nachtnebel sind die ganze Zeit hier gewesen. Die anderen Scelties kommen immer für eine Stunde vorbei und begleiten dann einen der Männer auf ihrem Kontrollgang.«
»Shira …«
»Er versteckt sich unter deinem Hemd.« Sie sagte es schnell, als wolle sie jede Frage im Keim ersticken, die sie nicht beantworten konnte. »Vae hält das für ein gutes Zeichen, weil er immer wieder winzige Bewegungen macht, um ganz darunter zu verschwinden. Mittlerweile kann man nur noch seine Nasenspitze sehen.«
»Ich bin so müde, Liebling. Ich habe einmal an einer Schlacht teilgenommen, die einen ganzen Tag gedauert hat. Es war ein gnadenloser Kampf auf dem Schlachtfeld, also waren wir alle entschlossen, zu gewinnen oder zu sterben. Ich hatte während der kurzen Zeiten zwischen einem Gegner und dem nächsten
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