Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
wird nichts sagen.
»Was will Kermilla denn überhaupt noch in Dena Nehele?«, fragte Sabrina gereizt.
»Du warst dir dessen bewusst, dass sie Cassidy aufgesucht hat?«, fragte Jaenelle.
»Und der Tatsache, dass sie ein Dienstmädchen misshandelt hat, während sie dort zu Gast war. Glaub mir, das wird schwer wiegen bei meiner Entscheidung, ob sie in meinem Territorium weiterhin über irgendetwas herrscht.« Sabrina lief hinter den Stühlen auf und ab. »Aber das war im Frühsommer. Jetzt sind wir mitten in der Herbsternte. Was will sie immer noch dort?«
»Noch mehr Schwierigkeiten machen?«, schlug Khary vor.
»Khary«, ermahnte Morghann ihn leise.
»Verbiete ihm nicht das Wort, Morghann, er hat Recht«, sagte Sabrina. »Kermilla hat dort nichts zu suchen, und es ist höchste Zeit, nach Dena Nehele zu reisen und das Miststück wieder nach Hause zu holen.«
»Nein«, sagte Saetan. »Außerhalb deines Territoriums kannst du nicht eingreifen, Sabrina. Dieses Gesetz besteht bereits seit Tausenden von Jahren, und es wird nicht – es darf nicht – aufgehoben werden.« Denn es war dieses Gesetz, das Dorothea und Hekatah in ihrem Bemühen, das ganze Reich Terreille unter ihre Herrschaft zu bringen, brachen. Sosehr ich euch auch alle liebe, um der Reiche und des Blutes willen, werde ich jeden von euch töten, der versucht, diese Grenze zu überschreiten.
Er warf Jaenelle einen Blick zu und bemerkte, wie Hexe ihn ansah. Durch ihn hindurchsah.
Und wenn es dazu käme, würde sie nicht weniger von mir erwarten. »Zudem«, fuhr er fort, »war Kermilla während der vergangenen Wochen Theran Grayhavens Gast, nicht Cassidys. Und sie ist es immer noch. Wenn die Königin von Dena Nehele Kermilla ihres Territoriums verweisen möchte, muss sie sich darum kümmern – und ihr Erster Kreis ist stark genug, das ohne Hilfe zu tun.«
»Cassidy ist viel zu höflich«, fuhr Sabrina ihn an und wandte sich an Jaenelle. »Die beiden haben eine Vergangenheit. Das weißt du.«
Jaenelles Saphir-Blick hielt Sabrina fest. Ein Moment verstrich. Und ein zweiter.
Saetan wünschte sich sehnlich, Zugang zu diesem Speerfaden zu haben und zu wissen, was zwischen den beiden Frauen vor sich ging. Denn irgendetwas hatte die Königin aus Dharo so überrascht, dass ihr Zorn nachließ.
»Willst du, dass ich vor dem, was geschieht, die Augen verschließe?«, fragte Sabrina.
»Außerhalb deiner Grenzen, ja,« erwiderte Jaenelle. Dann verzogen sich ihre Lippen zu einem scharfen, frostigen Lächeln. »Würde ich dich bitten, die Augen vor dem zu verschließen, was innerhalb deiner Grenzen geschieht? Niemals. « Sie dachte nach. »Fast niemals.«
Vier Königinnen, die in jungen Jahren angefangen hatten, zu herrschen – in der Tat sogar, sobald sie der Dunkelheit ihr Opfer dargebracht hatten. Jede von ihnen war zu großem Mitgefühl fähig – und zur vollkommenen Gnadenlosigkeit. Saetan beobachtete sie und war sich sicher, dass sie sich in diesen paar Sekunden der Stille geeinigt hatten, wie sie zusammenarbeiten würden, um das erwünschte Ergebnis zu erzielen, ohne die unverzeihliche Grenze zu überschreiten.
So neugierig er auch war, was zwischen Sabrina und Jaenelle geschehen war, so sicher war er sich, dass er nicht wissen wollte, was die vier Königinnen beschlossen hatten. Und vielleicht, wenn er Glück hatte, würde er es nicht erfahren
müssen. Schließlich hatte er sich eigentlich aus dem Reich der Lebenden zurückgezogen.
Und morgen würde in der Hölle die Sonne scheinen.
*Feigling*, sagte Daemon leise auf einem Schwarzen Speerfaden.
Ein Anflug von Belustigung, von Entspannung. Die Waffe der Königin wurde heute Abend nicht benötigt.
»Der Krieger, der auf Kermillas Befehl hin gehandelt hat, kam aus Dharo?«, fragte Sabrina nachdenklich.
»Anzunehmen, schließlich war er nicht aus Dena Nehele«, antwortete Jaenelle.
»Und die Leiche wurde zurück nach Kaeleer gebracht«, sagte Saetan. Als alle ihn anstarrten, zog er eine Augenbraue hoch. »Draca hat ihnen das Tor geöffnet. Wenn ihr glaubt, es gäbe jemanden, der besser wüsste, wer das Tor hier im Bergfried durchqueren darf, dann legt euch mit ihr an.«
Jaenelle war die einzige Person, die vielleicht in der Lage wäre, Dracas Entscheidung infrage zu stellen und die Seneschallin bei der Frage zu überstimmen, wer das Tor durchschreiten durfte und wer nicht. Da sie keine Einwände zu haben schien, begruben die anderen jegliche Kritik, die sie vielleicht hatten vorbringen
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