Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
Aufmerksamkeit der Männer zu erregen, deren Ruf und Macht ausreichte, um einen Hof um sie zu bilden und sie mit einem Herrschaftsort zu versorgen, der ihr im Gegenzug die Einnahmen einbringen würde, die sie verdiente.
Es würde Theran nicht glücklich machen, dass all die Münzen bereits ausgegeben waren, die er ihr geschenkt hatte, aber sie würde schon noch mehr aus ihm herausbekommen.
»Guten Tag, Julien.« Ihr Tonfall war höflich unterkühlt.
»Ich sehe, der Ausflug war wohl erfreulich«, erwiderte er.
Ganz gleich, wie viel Eis sie in ihre Stimme legte, der verdammte Butler hielt mit – und übertraf sie noch um einige Minusgrade.
»Prinz Theran ist in seinem Arbeitszimmer«, sagte Julien. »Er hat gebeten, du mögest dich ihm nach deiner Rückkehr dort anschließen.«
Sie reichte ihm den Korb mit den Geschenken. »Bring das hier nach oben auf mein Zimmer, wenn es deinen anderen Verpflichtungen nicht zu sehr im Wege steht.«
Er neigte den Kopf in einer Verbeugung, die armseliger ausfiel, als angemessen war.
Sie klopfte an die Tür und fühlte einen kurzen Anflug von
Unwohlsein, als sie das Klicken des Schlosses hörte, bevor die Tür aufschwang.
Theran stand auf halbem Wege zwischen seinem Schreibtisch und der Tür, als könne er sich nicht entscheiden, wohin er sich begeben solle.
»Hattest du Spaß?«, fragte er.
Sie stürzte auf ihn zu und schlang begeistert die Arme um ihn. »Das hatte ich. Und es war schön, zu sehen, wie so viele Leute etwas unternehmen, damit die Stadt zu Winsol festlich aussieht.« Sie spielte mit einem Knopf an seinem Hemd, warf ihm unter den Wimpern hervor einen Blick zu und schenkte ihm das Lächeln, das Männern immer ein nachsichtiges Seufzen entlockte, bevor sie taten, was sie wollte. »Aber ich war ein bisschen leichtsinnig, weil alles so wunderschön aussah.« Sie biss sich aufreizend auf die Unterlippe. »Jetzt brauche ich noch ein bisschen Geld für meine restlichen Winsol-Einkäufe.«
Sie sah es in seinen Augen, fühlte es in der Art, wie er sich von ihr abzuwenden schien, ohne sich wirklich zu bewegen. Eine schlimme Fehleinschätzung ihrerseits. Sie hätte daran denken sollen, dass er das adlige Maß des Einkaufens nicht gewohnt war. Was für sie eine unbedeutende Ausgabe war, erschien ihm als fast undenkbare Verschwendung.
»Es tut mir leid, Kermilla.« Jetzt wandte er sich wirklich von ihr ab. »Ich habe dir alles gegeben, was vom Zehnt und dem Vermögen noch übrig war. Es tut mir leid, dass es nicht genug war.«
»Oh, Theran.« Sie ergriff seine Hände. »Ich bin diejenige, der es leidtut. Ich sehe nur dieses große Haus und vergesse immer wieder…« Nein, auf diese Weise würde sie den Fehler nicht wiedergutmachen, den sie gerade begangen hatte.
»Es spielt keine Rolle.«
Warum nicht? Es beunruhigte sie, dass er aufgab, ohne zornig zu werden oder zu streiten.
»Ich muss mit dir über etwas anderes sprechen.« Er führte sie hinüber zu dem Polstersessel mit dem Fußschemel,
der in einer Zimmerecke stand. Als sie auf dem Sessel Platz genommen hatte, ließ er sich auf den Schemel nieder.
»Was ist denn? Stimmt etwas nicht?« Es war schlimm. So viel konnte sie sagen.
»Es geht um deine Freundin Correne.«
»Theran, ich habe ihr in letzter Zeit nicht geschrieben, also wenn sie Bemerkungen über Cassidy fallen lässt – «
»Sie ist tot, Kermilla. Sie hat einen Kriegerprinzen in Rage gebracht, der zu Winsol Freunde besuchte, und er hat sie umgebracht. Mitten auf der Straße, vor dem halben Dorf.«
Sie konnte nicht denken, nicht atmen. »Warum?«
Theran ergriff ihre Hände. Die Wärme seiner Berührung zeigte ihr, wie kalt ihr geworden war. Seine Worte hatten sie bis ins Mark erschüttert.
»Die Kriegerprinzen, die in der Nähe ihres Dorfes wohnten, mochten sie nicht und hatten kein Vertrauen zu ihr«, sagte Theran. »Was auch immer ihr Verhalten zuvor gezügelt hatte, war nach ihrem Besuch hier verschwunden. Sie war einkaufen und hat gestohlen. Hat noch nicht einmal versucht, es zu vertuschen. Ein Junge, der mit seinem älteren Bruder im Laden war, hat sie gesehen und es dem Händler gesagt. Dieser hat den Diebstahl den Dorfwachen gemeldet. Sie hat darauf bestanden, dass der Händler ihr die Gegenstände als ›Geschenk‹ überlässt, weil sie eine Königin ist.« Er schnaubte leise. »Was nur beweist, dass sie unter dem Einfluss der verdorbenen Schlampen stand, die hier zuvor geherrscht haben.«
Sie merkte nicht, dass sie wimmerte, bis er ein
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