Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
beruhigendes Geräusch machte.
»Es tut mir leid, Kermilla, aber es ist wichtig, dass du weißt, wie dieses Mädchen war. Du musst verstehen, dass deine Freundschaft mit ihr und der Einfluss, den sie auf dich hatte, es den Kriegerprinzen und Königinnen erschwert, dir zu vertrauen. Sie werden es nicht zulassen, dass eine solche Königin in Dena Nehele herrscht. Nicht noch einmal.«
Sie sagte nichts. Konnte nichts sagen.
»Sie musste alles zurückgeben, was sie gestohlen hatte.
Weil sie so jung ist, hielt man die Demütigung für Strafe genug. Doch am nächsten Tag hat sie den Jungen angegriffen, als er mit Freunden auf der Straße unterwegs war …« Theran schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, war sein Blick voll Trauer. »Der Stadtrat hat mir keine Einzelheiten mitgeteilt. Ich kann es herausfinden, wenn du möchtest. Aber sie haben die Heilerinnen aus den Nachbardörfern herbeigerufen, um der Dorfheilerin zu helfen. Sogar mit dieser Unterstützung konnte nicht alles ungeschehen gemacht werden, was sie dem Jungen angetan hat. Er hat ehrenvoll gehandelt – und wird wegen ihrer Tat nie wieder ganz gesund werden.«
Was ist das für ein Volk, das wegen eines dummen Jungen eine Königin umbringt?
»Der Kriegerprinz, der in der Stadt war, hat Correne aufgespürt und sie auf der Hauptstraße hingerichtet.«
Sie schluckte, um der Übelkeit Herr zu werden, die ihr die Kehle hinaufstieg. »Was haben sie mit ihm gemacht? Was haben sie mit dem Bastard gemacht, der eine Königin umgebracht hat?«
Er warf ihr einen seltsamen Blick zu. »Nichts. Er hat getan, was er sein ganzes Leben lang getan hat – einen Feind aus dem Weg geräumt, der keine Ehre besaß.«
Sie entzog ihre Hände seinem Griff. »Ich fühle mich nicht gut. Ich gehe hinauf in mein Zimmer und ruhe mich aus.«
»Natürlich.« Er stand auf und bot ihr seine Hand an.
Sie wollte ihn nicht berühren. War sich nicht sicher, ob sie die Berührung ertragen würde.
Sie hatte gewusst, dass Männer gewalttätig sein konnten. Schließlich war jeder Kriegerprinz gewalttätig. Vielleicht hatte sie nicht sehen wollen, dass Theran genauso war wie die anderen.
Sie sah ihm in die Augen und erkannte Trauer um den Jungen, der noch am Leben war. Kein Bedauern – überhaupt keines – für die tote Correne. Wollte sie wirklich bei diesen Menschen leben? Konnte sie bei diesen Menschen überleben?
Sie stand auf, ohne seine Hand zu ergreifen. Aus irgendeinem Grund überraschte ihn das nicht.
Er öffnete ihr die Tür. Sie verließ das Arbeitszimmer.
Es beunruhigte sie, wie Theran Correnes Tod abgetan hatte, ja es machte ihr sogar Angst. Doch es machte ihr nicht halb so viel Angst wie das dunkle Vergnügen in Juliens Augen – und das Wissen, dass seine Freude daher rührte, dass er die Nachricht auch erhalten hatte.
Kapitel einunddreißig
TERREILLE
C assidy eilte in den Versammlungsraum. Gray war endlich zurückgekehrt, und sie wusste nicht, ob sie erleichtert oder wütend sein sollte. Eine hastige Botschaft, er sei aufgehalten worden, wäre aber vor Winsol wieder zurück, hatte sie nicht beruhigt. Nicht solange seine Aussagen über diese erforderlichen Besuche beim Höllenfürsten so vage waren – und nicht solange Jaenelle als Antwort auf ihre Nachfragen eine vorsichtig formulierte Nachricht geschickt hatte, die übersetzt trotzdem »Es geht dich nichts an, Cassie« lautete.
»Gray, geht es dir gut – «
Er packte sie, wirbelte sie herum und umarmte sie so fest, dass ihr der Atem wegblieb – dann küsste er sie auf eine Art und Weise, dass ihr schwindlig wurde. Und dass es sie mehr als nur ein wenig verlegen machte, schließlich sah der gesamte Erste Kreis ihnen zu.
»Es tut mir leid, dass ich so lange weg war.« Grays grüne Augen glänzten vor glücklicher Aufregung, und er sah überhaupt nicht aus, als täte ihm irgendetwas leid. »Ich habe Daemon um einen Gefallen gebeten, und er wollte, dass ich warte und dir dann etwas ganz Besonderes mitbringe. Ich konnte nicht Nein sagen.«
»Gray, hör auf, herumzuhüpfen«, sagte Ranon.
»Entschuldigung.« Gray grinste. »Ich freue mich nur so, wieder zu Hause zu sein. Die SaDiablos sind nette Leute, aber wenn man länger bei ihnen ist, sind sie ein wenig anstrengend.«
»Versuch mal, vier Monate bei ihnen zu leben«, murmelte Cassidy.
Gray johlte auf.
»Wenn meine Jungs so sind, nehme ich sie mit in den Park und lasse sie rennen, bis sie fast schon zu müde sind, um nach Hause zu laufen«, sagte Shaddo.
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