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Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft

Titel: Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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damit er vor ihrem endgültigen Abschied sah, wie sie es trug. Nicht einmal dafür war es gut genug.
    Die Eingangstür öffnete sich. Julien stand auf der Schwelle und ließ frische kalte Luft in die Eingangshalle.
    »Der Wagen steht vor dem Haus bereit, wenn Lady Kermilla so weit ist, zur Kutschstation zu fahren«, sagte Julien. Als Theran sich nicht bewegte, trat er ein und schloss die Tür.

    »Es war ein wunderbarer Aufenthalt«, sagte Kermilla, doch ihre Worte klangen nicht vollkommen aufrichtig.
    »Es hat mich gefreut, dass du hier warst«, sagte Theran. »Du wirst mir fehlen.«
    Er wartete, versperrte immer noch den Weg die Treppe hinunter.
    Sie warf ihm einen Blick zu, der zwar höflich, aber auch ein wenig gereizt war. »Ich muss zur Kutschstation. Es ist eine weite Reise, und es gibt viel zu tun, wenn ich wieder zu Hause bin.«
    Theran zögerte noch einen Moment, dann trat er beiseite. Er begleitete sie hinaus zum Wagen und wartete, bis sie das Tor zum Anwesen passiert hatte.
    »Soll ich vielleicht eine Tasse Kaffee ins Arbeitszimmer bringen?«, fragte Julien.
    »Ja, danke.« Er könnte sich mit Papierkram ablenken. Papierkram gab es immer genug.
    Als er in seinem Zimmer stand, sah er sich sorgfältig um.
    Nichts war verschoben. Nichts hinzugefügt.
    Er hatte gehofft, doch die Hoffnung war wohl vergeblich gewesen.
    Trotz ihrer Andeutungen, trotz all ihrer Worte, war offensichtlich keine der Goldmünzen, die sie ausgegeben hatte, für ein Geschenk an ihn gewesen.

    KAELEER
    Kermilla kauerte sich auf der Hinterbank der Pferdekutsche zusammen. Der verdammte Kutscher hatte ihr nicht einmal eine Kniedecke angeboten, um die Kälte in der Kabine zu lindern – geschweige denn die mit einem Wärmezauber erhitzte Kniedecke, die er der Königin, die seine Stadt regierte, hätte anbieten müssen. Auch den Innenraum der Kutsche hatte er nicht mit einem Wärmezauber belegt, was er ebenfalls hätte tun sollen. Sie könnte den Zauber selbst sprechen,
aber darum ging es nicht. Eine Königin sollte keine niederen Zauber wirken müssen, solange sie Leute um sich hatte, die sich um ihre Bedürfnisse kümmern konnten.
    Und diese Lektion würde dieser Kutscher schon sehr bald lernen.
    Mit diesem Entschluss starrte sie aus dem Kabinenfenster.
    Schnee. Große, weiche Watteflocken. War das nicht festlich ? War das nicht ein herrliches Wetter, um nach Schafdung-Bhak zurückzukehren?
    Der Dunkelheit sei Dank hatte sie ein paar Kleider, die den Winsol-Feiern angemessen waren, einschließlich des roten Kleides, das sie gestern gekauft hatte. Es war nicht die gewohnte Qualität, aber es würde die Leute beeindrucken, dass sie ihr Niveau gesenkt hatte, um sich als dankbarer Gast zu erweisen, und einige Kleider in Dena Nehele gekauft hatte.
    Ihr Hof würde die Nachricht über ihre Anwesenheit schnell verbreiten müssen, damit Einladungen, die vielleicht während ihrer Abwesenheit verworfen worden waren, noch einmal geschickt werden konnten. Und wenn es nicht alle Einladungen schafften, würde sie eben nur einige Familien mit ihrer Anwesenheit beehren, während die anderen nicht nur den gesellschaftlichen Preis für ihren Fehler zahlen müssten, sondern auch einen Teil ihrer Einnahmen, wenn sie, als ihre Königin, den Zehnt neu anpasste.
    Warum hatte sie so viel Zeit in Dena Nehele verschwendet ? Warum hatte sie sich für dieses Volk hergegeben? Sie würden noch jahrelang nichts haben, was einer zivilisierten Gesellschaft gleichkam, wenn überhaupt. Und die Männer! Sogar ein gewöhnlicher Fünfjahresvertrag wäre zu lang gewesen, um unter ihnen zu überleben.
    Hätte sie fünf Jahre unter ihnen überleben können? Oder hätte einer dieser Kriegerprinzen wegen einer Angelegenheit, die man ohnehin hätte übergehen sollen, sein Messer an ihren Knochen geschliffen?
    Sie würde Theran vermissen. Wie kein anderer hatte er es
geschafft, dass sie sich wie etwas ganz Besonderes fühlte. Dafür würde sie ihn vermissen.
    Sie rief die Schmuckschachtel herbei und betrachtete den Silberarmreif. Dann ließ sie ihn wieder verschwinden und seufzte. Billiger Modeschmuck, den niemand bemerken würde – es sei denn, man bemerkte die fehlende Qualität. Wie konnte ein Mann nur in einem Haus wie dem Grayhaven-Anwesen leben, ohne den Unterschied zwischen Modeschmuck und einem Qualitätsgeschenk zu erkennen?
    Der Fahrer hielt vor dem königlichen Gebäude. Der Privatflügel, ihr Flügel, lag in vollkommener Dunkelheit, einschließlich der Lichtkugeln, die

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