Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
vor der Eingangstür hätten brennen sollen. Im Flügel, der für die Geschäfte des Hofes reserviert war, fiel Licht aus dem Arbeitszimmer des Haushofmeisters, und Kugeln aus Hexenlicht erhellten den öffentlichen Eingangsbereich.
Der Kutscher half ihr hinab und fuhr ohne ein höfliches Wort oder einen Blick zurück davon. Wenigstens hatte der Bastard es besser gewusst, als sie zu bitten, den Fahrpreis zu entrichten.
Trotz der fehlenden Begrüßung versuchte sie es zuerst mit ihrer privaten Eingangstür. Doch das Schloss widersetzte sich ihrem Schlüssel, und die Schilde, die in Tür und Wände eingearbeitet waren, hinderten sie daran, mit Hilfe der Kunst einfach durch das Holz hindurchzuschreiten.
Da sie keine Wahl hatte, stürmte Kermilla zum öffentlichen Eingang und hämmerte an die Tür. Beim Feuer der Hölle! Hinter den Fenstern brannte Licht, irgendjemand sollte also da sein, um ihr aufzumachen. So spät war es noch nicht.
Endlich öffnete sich die Tür. Ein Fremder starrte sie an. »Kann ich behilflich sein, Lady?«
»Wer bist du?«, heischte sie ihn an.
»Ich bin der Butler.«
»Was ist mit dem anderen Butler passiert?« Sie konnte sich nicht an seinen Namen erinnern.
»Er hat gekündigt.«
Sie trat einen Schritt vor. Er wich nicht zurück. »Weißt du nicht, wer ich bin?«
»Nein, Lady. Du hast mir noch keine Namenskarte überreicht. «
Erschüttert blinzelte sie sich die Schneeflocken aus den Augen. »Ich bin Kermilla. Die Königin von Bhak. Das hier ist mein Haus.«
Er musterte sie einen Augenblick zu lang, bevor er zurücktrat. »Wenn das so ist, tritt doch bitte ein. Ich werde den Haushofmeister über deine Anwesenheit informieren. «
»Lass gut sein«, sagte sie und drängte sich an ihm vorbei. »Ich spreche später mit ihm. Jetzt möchte ich mich erst einmal auf meine Gemächer zurückziehen und mich frischmachen. Schickt mir die Köchin, damit ich ihr sagen kann, was ich zum Abendessen möchte.«
»Das kann ich nicht tun.«
Sie schreckte zurück, als plötzlich ein Schild vor ihr erschien, das den Zugang zu allen Räumen blockierte. Sie fuhr herum, um ihn anzusehen.
»Wie heißt du?«
»Butler ist ausreichend.«
Keine Antwort. Bevor sie ihre Wut an ihm ausließ, sah sie ihn sich noch einmal genauer an.
Ein Kriegerprinz mit Purpur-Juwelen. Seine Kaste übertraf die ihre nicht, doch seine Juwelen taten es.
Schritte im Flur. Dann kam Gallard um eine Ecke und blieb stehen. »Lady Kermilla! Wir haben nicht mit dir gerechnet !«
»Was im Namen der Hölle geht hier vor?«, schrie Kermilla. »Warum weigert sich dieser Mann, mich in mein eigenes Haus zu lassen?«
»Ah.« Gallard blickte verlegen drein. »Komm mit in mein Arbeitszimmer. Dort brennt ein herrliches Feuer. Wie angenehm, an einem so kalten Abend. Butler? Könntest du vielleicht für ein weiteres Gedeck sorgen?«
Butler neigte den Kopf. »Ich werde auch die Haushälterin
unterrichten, dass für die Nacht ein Gästezimmer benötigt wird.«
»Danke.«
»Gästezimmer?«, quiekte Kermilla. »Ich will…«
»Kermilla, bitte. «
Sie sah es in Gallards Augen. Nervosität. Vielleicht sogar Angst. Also sagte sie nichts, als der Schild in sich zusammenfiel und Gallard sie am Arm in ihr Arbeitszimmer führte.
»Heute Abend gibt es Rindereintopf«, sagte Gallard. Als sie den kleinen Esstisch erreichten, der an einer Wand des Arbeitszimmers stand, ließ er ihren Arm los. »Die Köchin hat ein neues Gewürz hinzugefügt, glaube ich. Verleiht dem Eintopf etwas Schärfe.«
»Wer ist dieser Mann?« Kermilla zog sich den Mantel von den Schultern und warf ihn in Richtung eines Stuhls.
Gallard hob ihn vom Boden auf, wo er gelandet war, und legte ihn sorgfältig über eine Stuhllehne. »Er ist der Butler. Wenn man bedenkt, wem er Bericht erstattet, liegt es in unser aller Interesse, die Beziehung zu ihm so freundschaftlich wie möglich zu gestalten.«
»Wem erstattet er Bericht?«
»Lady Sabrinas Haushofmeister.«
»Warum?«
Es klopfte an der Tür. Butler betrat den Raum mit einem Tablett und stellte eine weitere Schüssel Eintopf auf den Tisch, eine zusätzliche Tasse mit Untertasse sowie einen kleinen Teller mit Obst und Käse.
Kermilla schnüffelte. Theran hatte wenigstens versucht, etwas Besseres auf den Tisch zu bringen. »Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich das hier essen möchte.«
»Es gibt nur das«, erwiderte Butler. »Wenn du es nicht essen willst, lass es sein.«
Zu schockiert für eine Antwort, sah sie zu,
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