Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
leise. »Ganz gleich, was geschieht, der Hof wird ohne Theran stehen.«
Er hatte jede Menge Zeit gehabt, darüber auf dem Weg nach Hause nachzudenken. Seinen Cousin liebte Gray noch immer, als Mensch war Theran ihm wichtig. Aber er wollte keinen Kriegerprinzen, der nicht loyal sein konnte, in der Nähe seiner Königin wissen.
»Es schmerzt mich, es zu sagen, aber ich stimme dir zu«, sagte Talon.
»Und was jetzt?«, fragte Ranon.
»Mir hat man gesagt, ich solle nicht weiter darüber nachdenken, sondern Winsol genießen«, sagte Gray. »Und ich glaube, das sollten wir tun.«
»Wenn jemand von euch seine Familie besuchen möchte, richten wir es ein, dass jeder von euch ein paar Tage frei bekommt«, sagte Talon.
Ja, sie würden es beiseitelegen und Winsol genießen, dachte Gray, als er nach oben ging, um sich vor dem Abendessen frischzumachen. Männer wie Shaddo würden sich über die Zeit mit ihren Kindern freuen. Andere würden ein paar Tage mit ihren Geschwistern oder Eltern verbringen – mit Menschen, die sie so viele Jahre lang nur bei heimlichen, eiligen Besuchen gesehen hatten.
Jetzt würden sie sie in aller Öffentlichkeit besuchen – vielleicht zum letzten Mal.
Denn das war die Wahrheit hinter Talons Worten – die Möglichkeit, dass nächsten Frühling nicht alle von ihnen das Schlachtfeld lebend verlassen würden.
Kapitel zweiunddreißig
TERREILLE
T heran wartete in der Eingangshalle auf Kermilla. Es hätte weniger unbeholfen ausgesehen – und sich weniger unbeholfen angefühlt –, wenn er in seinem Arbeitszimmer gewartet hätte. Doch er war sich nicht sicher, ob sie ihn aufsuchen würde, und er wollte die Chance nicht verpassen, sie ein letztes Mal zu sehen.
Er hatte gewusst, dass es dazu kommen würde, hatte es in ihren Augen gesehen, nachdem er ihr von Correnes Tod erzählt hatte. Die Männer in Dena Nehele waren nicht zivilisiert genug für eine so lebhafte junge Frau wie Kermilla, und Correnes gewaltsame Hinrichtung hatte ihr gezeigt, dass sie hier nicht so sicher war, wie sie gedacht hatte. Der Königinnenstatus hatte eine Hexe noch nie vor dem Messer eines Kriegerprinzen bewahrt, wenn ihr Handeln sein furchtbares Temperament erst einmal geweckt hatte. Ohne die Sicherheit eines eigenen Hofes oder die Anwesenheit von mehr als einem Mann, dem sie ihr Leben anvertrauen konnte, war es nur vernünftig, dass sie abreiste.
Aber, beim Feuer der Hölle, es tat weh, dass sie ihn am Tag vor Winsol verließ. Dreizehn Festtage zu Ehren der Dunkelheit, zu Ehren von Hexe, dem lebenden Mythos, zum Feiern der längsten Nacht und der letzten Tage des vergangenen Jahres.
Jede Adelsfamilie, die noch in der Stadt lebte, hatte ihn und Kermilla zu irgendeiner Feierlichkeit eingeladen, zu Dinnerpartys oder Ausflügen. Keine besonders gehobenen Veranstaltungen, wie er annahm, aber er hatte sich auf jeden Abend gefreut – und müsste jetzt, wenn schon nicht aus Freude, immer noch aus Pflichtgefühl überall teilnehmen.
Kermilla kam die Treppe hinunter und zögerte kurz auf der letzten Stufe, als sie ihn sah. Er lief zu ihr und kam fast auf Augenhöhe mit ihr zu stehen, da die Stufe sie ein wenig größer machte.
»Bist du fertig?«, fragte er und ergriff ihre Hände.
»Ja.« Sie versuchte es, schaffte es aber nicht, ihr übliches verführerisches Lächeln aufzusetzen. »Ich hätte dir früher sagen sollen, dass ich in Dharo gebraucht werde. Ich dachte …« Ihre Stimme erstarb.
Bei mir zu sein ist wohl nicht genügend Anreiz, damit du bleibst. Der Gedanke machte ihn traurig. »Ich habe etwas für dich.« Er war versucht, hinzuzufügen »Es ist nicht viel«, fürchtete aber, sie würde ihm zustimmen, egal wie viel er für das Geschenk bezahlt hatte.
Er rief die Schachtel herbei und überreichte sie ihr.
Das aufgeregte Leuchten in ihren Augen, als sie die Schachtel ergriff, erlosch, als sie den Deckel öffnete.
Er hatte Recht gehabt. Kermilla hielt nicht viel von seinem Geschenk. Es gab nur noch einen guten Juwelier in Grayhaven. Er hatte offen mit dem Mann darüber gesprochen, wie viele Goldmünzen er ausgeben konnte, und er hatte gedacht, der fein gearbeitete Silberarmreif war so gut wie jedes Stück, das er in Lias Schmuckkästchen gesehen hatte – das alte, von Cassidy aufgespürte Kästchen mit den Geschenken, die Lia von ihrem Ehemann und ihren Kindern bekommen hatte.
»Danke, Theran.« Kermilla schloss die Schachtel und ließ sie verschwinden.
Es war noch nicht einmal gut genug, es anzulegen,
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