Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
auf den Handwerkermarkt, auf dem Cassidy eine Landenfamilie gegen einen Kriegerprinzen und seine zwei Söhne verteidigt hatte.
Damals waren die Blicke der Menschen nicht widerstandslos und leer gewesen.
Um Kermilla und den Fragen, die er nicht beantworten konnte, aus dem Weg zu gehen, lief er über das Anwesen, stapfte über matschige Pfade und Reitwege, bis seine Hosen durchnässt waren und seine Beine schmerzten. Oder er starrte auf die Blumenbeete, die Gray angelegt hatte, auf die Frühlingsblumen, die bereits aufgeblüht waren oder laut Julien in ein paar Wochen erblühen würden. Und immer öfter stand er plötzlich vor dem Beet voller Hexenblut und dachte an den Tag, an dem sie herausgefunden hatten, was diese Pflanze war – und was sie bedeutete.
Die Tage vergingen, und bald wäre kein Tag mehr übrig. Er musste eine Entscheidung treffen, bevor die anderen Kriegerprinzen es für ihn taten.
Ein herrlicher Frühlingstag. Die Luft war süß, und die Sonne spendete sowohl Licht als auch Wärme. Theran stand auf
der Terrasse und genoss dies erste Versprechen kommender Tage. Es war noch zu früh im Jahr, als dass das Land den Winter schon ganz abschütteln könnte, aber es war ein Tag, der das Herz erfreute.
Und dort drüben, im Schutz der Terrassenhochbeete, stand der kleine Honigbirnbaum, der den Winter überlebt hatte.
Er hörte, wie die Terrassentür aufging, und wusste, ohne sich umzudrehen, wer sich näherte. Ihre mentale Signatur war unwiderstehlich, sogar an einem Tag wie heute, wenn ihre körperliche Anwesenheit weniger als reizlos war.
»Theran?«
Er zwang ein Lächeln auf seine Lippen und wandte sich zur Tür. Dort stand Kermilla, eingehüllt in ein Schultertuch und verdrießliche Laune.
Das Schultertuch hatte er noch nie gesehen. Er fragte sich, ob es daran lag, dass sie es nur im Frühling trug oder ob er eine Entschuldigung und die Rechnung eines Händlers erhalten würde.
»Warum verschwendest du meine Zeit?«, fragte Kermilla. »Warum bringst du die Kriegerprinzen nicht hierher, damit ich meinen Hof auswählen kann?«
»Es ist kompliziert, Kermilla.« Er hatte versucht, eine Lösung zu finden, bei der jeder etwas bekam, auch wenn er ihr nicht geben konnte, was sie wirklich wollte.
»Es ist nicht kompliziert, Theran. Befiehl es ihnen einfach. « Sie ging hinüber zu dem Tisch, auf dem er ein paar Papiere abgelegt hatte. Sie warf ihm einen herausfordernden Blick zu, während sie um den Tisch herumging, bis sie lesen konnte, was der faustgroße Stein, der als Briefbeschwerer diente, von der obersten Seite freigab.
»Ich kann ihnen überhaupt nichts befehlen. «
Da es nicht interessant war, gab sie den Versuch auf, das oberste Schreiben zu entziffern. »Du bist der Kriegerprinz mit den dunkelsten Juwelen in diesem jämmerlichen Entwurf eines Territoriums. Natürlich kannst du es ihnen befehlen. «
Er richtete sich drohend auf, beleidigt im Namen seines Volkes und seines Landes.
Dann nahm er sich zusammen und zwang sich, sein Temperament aus dieser Unterredung herauszuhalten.
»Du glaubst, es sei einfach«, sagte er mit erzwungener Geduld. »Das ist es nicht.«
»Aber so hast du mich unter Kontrolle, was?«
Er starrte sie an. Woher kam diese Bitterkeit?
»Du kontrollierst das Geld, damit ich mir nichts kaufen kann, ohne vorher zu dir zu kommen«, sagte sie.
»Soll ich dir die Rechnungen zeigen und vorrechnen, wie viel ich dem Händler noch vom letzten Mal schulde, als du ›unkontrolliert‹ einkaufen gegangen bist?«, fragte er.
»Du kontrollierst den Zugang zu den anderen Kriegerprinzen und den Adelsfamilien, damit ich mich nicht alleine mit jemandem anfreunden oder eine Verbindung zu anderen Männern aufbauen kann.«
»Das ist nicht wahr.«
»Du behandelst mich wie ein Kind, aber ich bin kein Kind.«
»Kermilla …«
» Ich bin eine Königin, verdammt nochmal! Ich bin eine Königin, und ich bin diejenige, die das Geld und die Männer und das Land kontrollieren sollte! Ich! Nicht du!« Sie packte den Stein. »Nicht du!«
Sie schleuderte den Stein von sich.
Er wusste nicht – und würde es niemals wissen –, ob sie schlecht gezielt oder genau das getroffen hatte, was sie hatte treffen wollen.
Der Stein verfehlte ihn um Längen und traf den alten Wunschtopf mit dem Honigbirnbaum.
Einen Moment lang starrten sie einander an.
Sie sah überwältigend aus in ihrer Wut, und mehr als alles andere wollte er sich ihrem Zorn und ihrem Willen fügen.
Dann fiel sein Blick auf den
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