Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
…
Sie warf einen Blick aus einem ihrer Schlafzimmerfenster. Dann erstarrte sie und sah den Kriegerprinzen nach, die über die lange Auffahrt zum Landenetz hinter den Doppeltoren des Anwesens liefen.
Sie brachen auf? Warum brachen sie auf?
Sie warf sich ein einfaches Hauskleid über, schlüpfte in weiche Hausschuhe, packte ein Schultertuch und eilte nach unten, um Theran zu suchen.
Theran zog sich auf sein Arbeitszimmer zurück und tippte Julien mit einem mentalen Signal auf die Schulter. Innerhalb einer Minute klopfte der Butler an seine Tür. »Lady Kermilla und ich haben etwas zu besprechen«, sagte Theran. »Hanna und du, ihr müsst schnell handeln, während sie hier bei mir ist.«
Nachdem er seine Anweisungen erhalten hatte, eilte Julien aus dem Raum. Nur einen Augenblick später stürmte Kermilla durch die Tür.
»Sie sind gegangen!«, rief sie. »Warum sind sie gegangen, ohne mich aufzusuchen?«
»Setz dich, Kermilla.« Theran winkte sie zu einem Sessel. »Ich muss dir ein paar Dinge erklären.«
»Was für Dinge?« Sie nahm auf dem Rand des Polstersessels Platz.
Er zog den Fußschemel zurück und setzte sich. Er berührte sie nicht. Er wollte sie nicht merken lassen, dass er einen hautengen Grünen Schild um sich gelegt hatte, der seine Haut und sein Gesicht schützte … und seine Augen. Er kam sich dumm vor – und wie ein Betrüger –, weil er ihr das antat, aber er konnte die Warnungen der anderen Männer nicht einfach ignorieren. Sie hatten ihm erzählt,
wie frühere Königinnen auf Enttäuschungen reagiert hatten.
Er seufzte. »Ich liebe dich, Kermilla. Mein ganzes Wesen möchte sich dir hingeben. Ginge es nur um mein Leben, würde ich es dir schenken. Aber ich bin der Letzte der Blutlinie der Grayhavens, und ich habe eine Verpflichtung gegenüber diesem Land und den Menschen Dena Neheles. Und was Dena Nehele braucht, ist wichtiger als das, was ich mir für mich als Mann oder als Kriegerprinz wünsche.«
»Was hat das damit zu tun, dass die anderen Kriegerprinzen gegangen sind, bevor ich einen Hof auswählen konnte?«
»Es wird keinen Hof geben.«
Kermilla verdrehte die Augen. »Ich kann Dena Nehele nicht ohne offiziellen Hof regieren.«
»Ich weiß. Es tut mir leid. Es tut mir so leid.«
Es dauerte einen Moment, aber als sie begriff, was er sagte, zog sie sich ein Stück zurück.
»Es wird keinen Hof geben«, sagte Theran leise, nur um sicherzugehen, dass sie es verstand. »Du wirst nicht über Dena Nehele herrschen.«
»Warum?«, heulte sie auf. »Ist es, weil du wütend bist, dass ich diesen alten Blumentopf zerbrochen habe?«
»In gewisser Weise ist es wegen des Wunschtopfes. Nicht, weil du ihn zerbrochen hast, sondern weil alles, was du siehst, ein alter Blumentopf ist, der keinen Wert für dich hat. Denn das sagt mir, dass du in all den Monaten, die du hier warst, nichts von dem begriffen hast, was ich dir über Dena Nehele erzählt habe. Du hast nichts von dem begriffen, was ich über das Volk oder unsere Geschichte erzählt habe. Oder darüber, was wir von einer Königin brauchen.«
»Nun, ich brauche die Kriegerprinzen nicht«, sagte Kermilla. »Ich stelle einfach einen Hof aus Kriegern auf und – «
»Wenn du versuchst, hier einen Hof aufzustellen, werden die Kriegerprinzen dich umbringen«, sagte Theran barsch.
Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Sie haben mich bedroht ?«
»Wenn ein Kriegerprinz eine solche Aussage trifft, ist es eine Drohung. Wenn siebenundzwanzig von ihnen es tun, ist es eine Kriegserklärung.«
Sie schwankte, und er fragte sich, ob ihr schlecht werden würde.
»Wer wird über Dena Nehele herrschen?«
»Das spielt keine Rolle. Wichtig ist allein die Tatsache, dass du es nicht sein kannst. Und deshalb musst du aufbrechen. « Bevor sie zurückkommen und dich umbringen. Er konnte spüren, wie sein Herz in tausend Stücke zersprang.
»Aufbrechen?« Sie sah so jung und so verloren aus … und so wunderschön. »Warum kann ich nicht bei dir bleiben? Du liebst mich. Das hast du gesagt!«
»Du hast es selbst neulich gesagt«, erwiderte er sanft. »Du bist eine Königin. Wenn du bliebest, würdest du herrschen wollen. Sosehr ich mir das für dich auch wünsche, ich müsste mich für das Wohl des Volkes gegen dich stellen. Wir würden einander zerstören, Kermilla. Und dabei würden wir auch zerstören, was von Dena Nehele noch übrig ist.«
Sie starrte ihn an, und er war sich nicht sicher, ob sie ihn überhaupt verstand.
Einen Augenblick lang
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