Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
Gefahr gebracht.
Er kannte ihre Namen, aber alle wussten, dass auf einem solchen Treffen keine Namen genannt wurden. Lächerlich, wenn man bedachte, dass sie nur noch so wenige waren, dass sie sich alle kannten. Doch diese Vorsicht hatte man ihnen zu tief eingebläut.
»Prinz.« Ein Kriegerprinz mit Purpur-Juwelen trat vor. »Ich wurde gebeten, meinen Brüdern eine Stimme zu verleihen. «
Theran neigte den Kopf, um die Stellung des Mannes anzuerkennen – und um anzuerkennen, dass sich diese Männer mindestens einmal ohne ihn zu einer Unterredung getroffen hatten. »Ich höre.«
»An dem Tag, an dem ich meine Volljährigkeit erreichte und meine Ausbildung als beendet erklärt wurde, habe ich das erste Mal ein Schlachtfeld betreten. Seitdem kämpfe ich auf die eine oder andere Art für Dena Nehele. Ich glaube, das trifft auf uns alle hier zu.«
Die anderen sechsundzwanzig Kriegerprinzen nickten.
Nur noch achtundzwanzig von uns, um vier Provinzen zu schützen, dachte Theran. Wie im Namen der Hölle sollen wir das anstellen?
»Ich habe für Dena Nehele gekämpft«, sagte der Kriegerprinz. »Mein Vater, mein Großvater und dessen Vater haben alle für Dena Nehele gekämpft und geblutet. Und sie sind für dieses Land gestorben. So sehr wir Ranon und Jared Blaed auch respektieren, wir möchten in Dena Nehele leben. Die Königinnen in unseren Provinzen sehen es ebenso. Wir wollen nicht, dass Dena Nehele bald nur noch als Erinnerung fortbesteht.«
Der Dunkelheit sei Dank. »Dann kommt mit mir zurück nach Grayhaven. Lernt Lady Kermilla kennen. Helft mir, einen Hof aufzustellen, damit – «
»Nein.« Der Kriegerprinz trat einen Schritt zurück. »Wir werden Dena Nehele beschützen. Wir verteidigen das Blutvolk gegen die Landen und unsere Provinzen gegen Angriffe von außen. Aber niemand von uns wird Kermilla dienen. «
Theran wurde heiß vor Zorn. »Ihr habt ihr nie eine Chance gegeben. Sie ist jung und nicht so erfahren, wie sie denkt, aber sie ist keine böse Frau oder schlechte Königin. Sich mit Correne anzufreunden, war ein Fehler, und ich weiß, dass der Einfluss, den das Mädchen auf Kermilla hatte, ein paar von euch sauer aufgestoßen ist, aber …«
»Theran.«
Der Bruch mit der Etikette wirkte wie ein Eimer kaltes Wasser.
»Wir haben solche Worte schon früher gehört, Theran. Haben sie von guten Männern gehört, die blind gegenüber dem Blut an den Händen ihrer Königin waren oder versucht haben, ihre Grausamkeit zu rechtfertigen, weil sie nicht mit der Wahrheit leben konnten.«
Theran schwieg.
»Wir werden ihr nicht dienen, und wir werden nicht beiseitetreten und zulassen, dass sie über das herrscht, was von unserem Land noch geblieben ist. Wir dienen Dena Nehele, und wir sind bereit, die Blutlinie der Grayhavens als Herrscher zu akzeptieren. Wenn wir dir jedoch auf dem Schlachtfeld entgegentreten müssen, um sicherzustellen, dass Kermilla nicht Königin wird, so werden wir das tun.«
Er wollte ihren Worten keinen Glauben schenken, konnte aber nicht an dem zweifeln, was er in ihren Augen sah. Wenn er Kermilla half, einen Hof aufzustellen, würden sie ihn umbringen – und dann sie.
»Sie hat alles aufgegeben, um hierzubleiben und unsere Königin zu werden«, sagte er in dem verzweifelten Versuch, sie verstehen zu machen.
»Ich bezweifle, dass sie irgendetwas aufgegeben hat, aber es ist deine Entscheidung, was du glaubst. Es ist deutlich genug, dass sie deine Königin ist – das macht sie jedoch nicht zu der unseren.« Der Kriegerprinz seufzte. »Zwei Wochen, Prinz. Zwei Wochen ist sie noch sicher vor uns. Dann gehen wir auf die Jagd.«
Sie gingen um ihn herum, Jäger auf dem Weg zurück in die Territorien, die sie als ihr Eigen beanspruchten.
Theran stand da, allein, noch lange nachdem der letzte Mann auf den Wind aufgesprungen war.
Wo war das Versprechen eines neuen, eines besseren Lebens? Wo war die Hoffnung? Es hatte Hoffnung gegeben, vor einem Jahr – oder nicht? Jetzt war sie erloschen. Ganz und gar. Er wusste nicht, wie er irgendetwas davon wiedergutmachen könnte.
Und er wusste nicht, was er Kermilla sagen sollte.
Kapitel sechsundvierzig
TERREILLE
D ie Tage vergingen. Theran verbrachte seine Zeit damit, durch die Stadt zu reiten. Dena Neheles Hauptstadt beherbergte zu viele leere Häuser, zu viele leere Geschäfte. Die Menschen, die geblieben waren, beobachteten, wie er vorüberritt. Ihre Blicke waren widerstandslos und leer.
Er ritt ins Landenviertel der Stadt und starrte
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