Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
ausgezeichnet noch ein bisschen spezieller«, schnurrte er.
Sie blinzelte. Schluckte trocken. »Verdammt, das möchte
ich mir ohne eine Wanne voll kaltem Wasser neben mir nicht einmal vorstellen.«
Seine Miene blieb ernst, aber es kostete ihn einige Anstrengung. Er hatte sich Sorgen um sie gemacht. Dass sie letzten Herbst in diesem verdammt unheimlichen Haus gefangen gewesen war und so lange gebraucht hatte, um sich von den erlittenen Verletzungen zu erholen – und die Tatsache, dass Rainier sich niemals ganz von seinen Wunden erholen würde –, hatte Narben hinterlassen.
Die Zeit mit den Dea al Mon hatte ihr gutgetan. Körperlich schien sie in bester Verfassung zu sein. Und was ihr Inneres betraf, so hatte er das Gefühl, einige scharfe Kanten hätten sich geglättet. Und noch etwas anderes umgab sie jetzt. Etwas Stärkeres.
»Möchtest du dich setzen?« Er deutete auf die informelle Seite des Arbeitszimmers. »Ich bitte Beale, uns ein Tablett mit ein paar Kleinigkeiten zu bringen. Es sei denn, du möchtest etwas Richtiges essen.«
»Wir haben etwas zu besprechen.« Surreal deutete mit einem Kopfnicken auf den Schwarzholztisch. »Aber dort drüben. Die Erfrischung kann warten.«
Daemon sah zu seinem Schreibtisch, dann zu Surreal. »In Ordnung.« Er nahm hinter seinem Tisch Platz, schlug die Beine übereinander und stützte die Arme auf, die Zeigefinger unter dem Kinn. Er beobachtete, wie sie sich auf dem Stuhl auf der anderen Seite des Tisches niederließ.
Förmlich. Gesetzt. Was immer sie ihm sagen wollte, wäre an den Kriegerprinz von Dhemlan gerichtet, nicht an Daemon Sadi.
Sie saßen ruhig da, musterten einander. Beiden war die Stille nicht unangenehm. Beide waren sich der zunehmenden Spannung im Raum bewusst.
»Als du mich vor Jahren wiedergefunden hast, nachdem Titian ermordet wurde, hast du mir eine Ausbildung in einem Haus des Roten Mondes verschafft«, sagte Surreal.
Er schluckte seinen Zorn herunter, so wie er es damals getan hatte. »Du warst kaum älter als ein Kind, und du hast
dich als Straßenhure feilgeboten, um zu überleben. Das war kein Ort für dich. Ich hatte kein Recht, für dich zu entscheiden, welchen Beruf du ergreifen sollst, aber ich hatte die Mittel, dich mit einer Ausbildung zu versorgen, die dir mehr Wahlmöglichkeiten bietet – und ein besseres Leben.«
»Ich hätte deine Freundschaft und Hilfe nicht angenommen, wenn du versucht hättest, mir deinen Willen aufzuzwingen. «
Das hatte er gewusst.
»Du sagtest, der Grund, aus dem du mir geholfen hast, war, dass meine zweigeteilte Blutlinie bedeutete, ich würde Jahrhunderte alt werden. Zweitausend Jahre. Vielleicht mehr. Das mag nur die Hälfte der Lebenszeit der langlebigen Rassen sein, aber verglichen mit allen anderen ist es eine sehr lange Zeit.« Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. »Mir bedeutete das damals nichts, da ich in ganz Terreille herumreiste, in den Häusern des Roten Mondes arbeitete und mein Talent als Auftragsmörderin vervollkommnete. Meist kehrte ich erst nach zehn Jahren oder noch später in eine bestimmte Stadt zurück. Ich sah junge Männer alt werden, die mich als ihre erste Liebhaberin in Erinnerung hatten. Es hat mir nicht viel bedeutet. Sie waren ein vorübergehender Moment meines Lebens.«
Sie wollte offensichtlich auf etwas hinaus, also wartete er schweigend.
»Die Wochen, die ich bei den Dea al Mon verbracht habe …« Surreal seufzte. »Beim Feuer der Hölle, Sadi. Eines Morgens saß ich beim Frühstück mit Großmutter Teele und stellte fest, dass sie eine alte Frau ist. Dann habe ich Gabrielle angesehen – eine wunderschöne Königin Ende zwanzig, die voller Leben steckt – und wusste, eines Tages besuche ich sie und sehe eine alte Frau. Und Chaosti. Mächtig. Männlich. Er bewacht sein Volk und seine Königin. Liebt seine Frau und seinen Sohn. Sie sind keine vorübergehenden Momente meines Lebens. Sie sind die andere Hälfte meiner Familie, und ich werde zusehen, wie sie alt werden. Werde zusehen, wie sie sterben. Und selbst wenn sie für
eine Weile als Dämonentote verweilen, werden sie höchstwahrscheinlich nicht mehr länger Teil meines Lebens sein.«
Daemon spürte einen Kloß in der Kehle. Er schluckte ihn hinunter, bevor er sprechen konnte. »Worauf willst du hinaus?«
»Der Besuch beim Volk meiner Mutter hat mir geholfen, mich zu entscheiden, was ich mit den nächsten paar Jahrzehnten meines Lebens anfangen will.«
In stummer Frage hob er eine Augenbraue.
»Ich werde
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