Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
als jede andere Hexe. Der Hof ist das Instrument, durch das sie herrscht.«
Ranon sagte nichts. Es war eine Sache, die Wahrheit über die shaladorischen Höfe einmal abzustreiten. Es war die instinktive Bemühung, sein Volk zu schützen, und etwas, das er wahrscheinlich schon tat, seit er ein kleiner Junge war. Aber es ein zweites Mal abzustreiten, hätte bedeutet, er würde sie anlügen. Und das wäre ein Vertrauensbruch.
»Ich habe die Königinnen der Shalador getroffen, Ranon«, sagte Cassidy. »Und ich bin mir sicher, ihre Höfe sind sehr offiziell. Aber für einen Uneingeweihten, der erwartet, dass eine Königin über ein großes Haus voller Schnickschnack und Tand verfügt, nicht zu erkennen.«
*Wozu gehört Ranon?*, fragte Shira. *Schnickschnack oder Tand?*
Cassidy konnte das Lachen nicht unterdrücken. Die Männer blickten von ihr zu Shira und wieder zurück.
Shira hielt den Kopf gesenkt und die Hände im Schoß gefaltet. Ohne das hinterhältige Lächeln hätte sie sittsam ausgesehen.
»Was ich sagen möchte, ist Folgendes, Gentlemen«, sagte Cassidy, die noch nicht wagte, einen der Männer direkt anzusehen. »Die Unterbringung dieses Hofes sollte sich an dem ausrichten, was für eine Königin, die in einem kleinen Dorf lebt, typisch ist.«
»Du herrschst nicht über ein kleines Dorf, Cassidy«, sagte Powell respektvoll. »Du herrschst über das Territorium Dena Nehele.«
»Morghann ist die Königin von Scelt – einem Territorium in Kaeleer. Sie lebt in einem kleinen Dorf, das nicht viel größer ist als dieses hier. Das einzige Mitglied ihres Ersten Kreises, das bei ihr lebt, ist Khardeen, der Krieger von Maghre. Und der einzige Grund, aus dem er bei ihr lebt, ist die Tatsache, dass er sowohl ihr Ehemann als auch ihr Gefährte ist. Ihr Haus ist zwischen Familie und Hof aufgeteilt. Es gibt Arbeitszimmer für sie und den Haushofmeister, ein kleineres für den Hauptmann der Wache, einen großen Konferenzsaal und einen Raum, in dem sich die Männer des Ersten Kreises zusammenfinden können, um zu entspannen, miteinander zu reden oder zu tun, was immer sie wollen. Es gibt einen großen Speisesaal, in dem der gesamte Erste Kreis gemeinsam essen kann und der auch für gesellschaftliche Zusammenkünfte genutzt wird. Der Rest des Hauses gehört der Königin und ihrer Familie.«
»Und wo wohnen alle anderen?«, fragte Gray.
»Im Dorf«, antwortete Cassidy. »Und genau das schlage ich hier auch vor.«
»Zu gefährlich«, äußerte der halbe Erste Kreis knurrend seine Meinung – einschließlich Ranon.
»Wir machen es so«, Cassidy hob die Stimme, um über dem Knurren und Brummen gehört zu werden. »Talon und Powell erhalten Gemächer hier bei mir. Ebenso Gray, Shira, Ranon und Reyhana. Schließlich braucht eine junge Königin in der Ausbildung eine Eskorte, und das ist eine der Pflichten des Ersten Kreises. In dieser und den umliegenden Straßen gibt es ein paar kleine Häuser, die leerzustehen scheinen, und sie sind alle nah genug am Stall, in dem unsere
Pferde untergebracht sind. Wenn die Dorfältesten keine Einwände haben, ziehen die übrigen Männer in diese Häuser.«
»Warum wollen die Männer in Kaeleer nicht in der Nähe ihrer Königin bleiben?«, fragte Gray.
»Die meisten von ihnen haben Familie«, erwiderte Cassidy. »Der Hof ist die Arbeit des Ersten Kreises. Ihr Lohn stammt aus dem Zehnt. Sie haben Familien. Sie haben Ausgaben. Sie haben ein Leben wie jeder andere Dorfbewohner auch.« Sie sah sich am Tisch um. »So etwas kennt ihr nicht, oder?«
Talon antwortete nicht, aber die übrigen Männer schüttelten den Kopf.
»Ranon, dir muss es doch aus den Dörfern der Shalador, in denen Königinnen leben, vertraut sein.«
»Ich weiß nicht«, antwortete er. »Die Sicherheit der Königinnen hing davon ab, dass wir nicht zu viele Fragen stellten. «
»Auch eine Königin hat das Recht auf ein Privatleben«, sagte Shira.
Auf einmal wandten alle den Blick von Cassidy ab – und von Gray.
Powell räusperte sich. »Nun ja, wenn diese Art der Unterbringung in Kaeleer üblich ist, können wir …«
»Ich habe eine Frau«, sagte Shaddo plötzlich. Er hielt den Blick starr auf die Tischplatte gerichtet. »Ich habe zwei Söhne. Es gibt keinen offiziellen Ehevertrag. Wir konnten es nicht riskieren.«
»Es riskieren?«, fragte Cassidy.
»Die anderen Königinnen haben oft die Frauen oder Kinder der Kriegerprinzen als Geisel genommen, um sie dazu zu zwingen, sich zu ergeben und durch einen Ring des
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