Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
waren. Nein, es war Helton gewesen, der heute Morgen in der Früh den Verstand besessen hatte, Beale eine Nachricht zukommen zu lassen.
»Ich brauchte ein bisschen Zeit zum Nachdenken, bevor ich hierherkomme – und ich hatte beschlossen, lieber im Stadthaus der Familie in Amdarh nachzudenken«, antwortete Surreal genauso mild.
Auf der Rückreise von Dena Nehele hatte sie jede Menge Zeit zum Nachdenken gehabt, also hatte sie wohl noch ein wenig mehr Zeit gebraucht, um zu überlegen, was sie ihm erzählen würde – und was nicht.
Daemon hob eine Augenbraue und wartete.
»Warum erzählst du nicht zuerst?«, fragte Surreal Rainier.
Rainier warf ihr einen langen Blick zu, dann zuckte er mit den Schultern. »Wir sind mitten in eine lautstarke Auseinandersetzung zwischen Cassidy und einem Kriegerprinzen namens Gray hineingeplatzt.«
»Ach, ist er in die nächste Phase eingetreten, ja?«, fragte Daemon trocken.
»Hast du damit gerechnet?« Rainier zögerte. »Gray ist … anders.«
»Er wurde zwei Jahre lang von einer Königin gefangen gehalten und gefoltert«, sagte Daemon. »Er war fünfzehn, als er ihr in die Hände fiel.«
Rainier nickte. »Das erklärt seine Zerrissenheit. Es fühlte sich an, als würde ich einem Heranwachsenden zuhören, der noch unbedacht genug ist, mit jedem Gedanken und jeder Beschwerde herauszuplatzen. Aber es war ein Kriegerprinz meines Alters, der meine Antworten aufgenommen hat.«
»Das trifft es recht gut.«
Rainier rutschte auf seinem Stuhl herum. »Jedenfalls saßen dort zwölf Männer um den Tisch, und jeder Einzelne von ihnen hat es gehasst, dass ich ihnen Fragen über ihre Königin und ihren Hof gestellt habe.«
»Mich haben sie auch gehasst«, sagte Surreal.
»Nein«, sagte Rainier. »Vor dir hatten sie Angst. Mich hätten sie ohne Zögern verbrannt, wenn sie der Meinung gewesen wären, den Vergeltungsschlag zu überleben.«
»Was nicht so wäre«, sagte Surreal.
»Irgendetwas geht dort vor sich, und niemand will darüber sprechen«, sagte Rainier. »Gray hat sich allerdings mehr als bereitwillig darüber beschwert, dass Cassidy die Gabe der Königinnen, eine Verbindung zum Land herzustellen, dazu einsetzen möchte, die kommende Ernte zu verbessern
– und es den anderen Königinnen ebenfalls beibringen will. Und allen fiel der Kiefer herunter, als ich sagte, Cassidy und die anderen Königinnen seien spät dran, alle Königinnen in Kaeleer hätten das Ritual bereits im Frühjahr vollzogen. Ich habe ihnen erzählt, dass es normalerweise Teil des Saatfestes ist, das viele Dörfer im Frühling feiern. Und dass die Leute danach immer zusammenkommen, um zu singen und zu tanzen – ein bisschen Spaß, bevor die Sommerarbeit beginnt. Und ich habe erwähnt, dass die meisten Königinnen vor ihrer Mondzeit regelmäßig ein wenig ihrer Macht ins Land fließen lassen, weil es ihnen dann körperlich besser geht. Das haben sie auch nicht gewusst – und danach zu urteilen, wie viele dieser Männer rot geworden sind, als ich das Wort ›Mondzeit‹ ausgesprochen habe, würde ich sagen, dass die meisten von ihnen nicht viel Erfahrung damit haben, länger als ein paar Tage mit einer Frau zusammenzuleben.«
»Die meisten Mitglieder an Cassies Hof sind Einzelgänger und Krieger«, sagte Daemon. »Wahrscheinlich hast du Recht, und das alles ist neuer für sie, als wir angenommen haben.«
»Sie wussten auch nichts von der Tradition des Umsorgens«, sagte Rainier. » Also habe ich mir die Freiheit genommen, es ihnen zu erklären – vor allem, wie es im Falle einer Königin und ihres Hofes zum Tragen kommt.«
Daemon lachte. Oh, das würde Cassie in ihrem nächsten Bericht bestimmt kommentieren. Dann sah er Surreal an, und seine Belustigung verschwand.
Sie zuckte mit den Schultern. »Ein Steinwurf in einen Teich schlägt Wellen. Cassidy scheint frustriert, wie wenig sie in den Wochen getan hat, seit sie in Dena Nehele ist. Meinem Gefühl nach hat sie bereits so viel getan, dass man die Auswirkungen im ganzen Territorium spüren kann – einschließlich der Tatsache, dass sie eine junge Shalador-Königin zur Ausbildung am Hof aufgenommen hat. Ich habe das Mädchen das letzte Mal getroffen, als ich in Eyota war. Mit der richtigen Ausbildung ist Reyhana in ein paar Jahren eine starke, beeindruckende Anführerin. Sie hat kein Wort gesagt, während Cassidy und Shira gesprochen haben, aber
sie hat gut zugehört – und ich hatte den Eindruck, sie hörte ein paar der Dinge, die nicht
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