Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
ausgesprochen wurden, genauso gut wie ich. Und es hat ihr genauso wenig gefallen.« Sie hielt inne und fügte dann hinzu: »Theran Grayhaven war übrigens nicht anwesend.«
»Ach ja?«, fragte Daemon und sah sie aufmerksam an. In den gold-grünen Augen stand die eiskalte Berechnung einer erstklassigen Auftragsmörderin.
»Sagt dir der Name Kermilla irgendetwas?«, fragte Surreal.
»Nein. Sollte er?«
Surreal zuckte mit den Schultern. »Mir hat man nur erzählt, eine Lady Kermilla sei in Grayhaven aufgetaucht, um die Königin um eine Audienz zu bitten. Diese wurde gewährt und Kermillas Bitte abgelehnt. Statt zu gehen, wie sie es hätte tun sollen, wurde Kermilla Theran Grayhavens ›persönlicher Gast‹ – über Cassidys Einwände hinweg. Also haben Königin und Hof das Anwesen der Grayhavens verlassen und die Königliche Residenz nach Eyota verlegt. Und Cassidy ist entschlossen, von dort aus während ihres Jahres in Dena Nehele dem Volk etwas Gutes zu tun.«
»Hoffentlich ist sie nicht entschlossen, Dena Nehele nach Ablauf dieses Jahres wieder zu verlassen«, sagte Rainier. » Mein Eindruck ist nämlich der, dass ihr Hof, wie auch immer die Sache angefangen hat, ihre Anwesenheit nicht länger als vorübergehend betrachtet – oder einfach als ein Jahr, in dem eine neue Königin ausgebildet wird. Sie haben angefangen, zusammenzuarbeiten, und sie werden jeden herausfordern, der versucht, ihnen Cassidy wegzunehmen. Und das, Prinz Sadi, schließt dich mit ein.«
Gut, dachte Daemon. » Also hat Cassidy ihren Hof wegen Therans Geliebter verlegt? Ich nehme an, ›persönlicher Gast‹ bedeutet Geliebte.«
»Ich weiß nicht, ob es das heißt«, erwiderte Surreal. »Aber es muss etwas bedeuten, wenn Theran sie der Königin vorzieht, der er geschworen hat, zu dienen.« Sie beugte sich vor. »Kermilla ist der Schlüssel zu diesem Bruch zwischen Cassidy und Theran. Alle waren sehr darauf bedacht,
mir nicht zu erzählen, woher Kermilla kommt oder welcher Kaste sie angehört. Du kennst sie nicht. Vielleicht kennt Jaenelle sie. Du solltest sie fragen.«
Warum tust du es nicht? Er kannte die Antwort. So stark, so mächtig und so entschlossen sie auch war – Surreal wollte nicht diejenige sein, die Jaenelle diese Frage stellte.
Er wartete bis zum Mittagessen. Surreal und Rainier waren … geflohen, um genau zu sein, und hatten ihn mit dieser scheinbar einfachen Frage alleingelassen.
»Kennst du Lady Kermilla?«, fragte er und schnitt sein Rindfleisch.
»Warum fragst du?«
Ihre Stimme – dieser Klang nach Mitternacht, Friedhof und Gewitter – jagte ihm einen eisigen Schauer über den Rücken.
Und nicht nur über seinen Rücken, dachte Daemon, als er Messer und Gabel ablegte. Eiskristalle bedeckten sein Essen, und das Wasser in seinem Glas war gefroren. Als er aufblickte, stand in den saphirblauen Augen, die ihn anstarrten, eiskalte Wut.
Mutter der Nacht.
»Ich habe eine einfache Frage gestellt, Lady«, sagte er mit leiser, respektvoller Stimme.
»Sie ist jemand, der niemals in diesem Haus zu Gast sein wird, wenn du möchtest, dass ich hier weiterhin lebe«, erwiderte Hexe.
Hatte Surreal geahnt, dass Jaenelle so reagieren würde? Eine kleine Warnung hätte er sehr zu schätzen gewusst.
»Beim Feuer der Hölle, Jaenelle, wer ist sie?«
»Sie ist die Königin, die Cassies Hof an sich gerissen hat.«
»Dann…« Oh, verdammt.
»Warum fragst du nach Kermilla, Prinz?«
Der Blick aus ihren Augen und das tödliche Schnurren ihrer Stimme veranlassten ihn dazu, sich mit einem doppelten
schwarzen Schild zu umgeben, bevor er antwortete. »Sie ist in Dena Nehele. Zu Gast bei Theran Grayhaven.«
Daemon zog Schuhe und Strümpfe aus. Er betrachtete einen Fuß, dann den anderen. Er reagierte nicht auf das Klopfen an der Tür seines Arbeitszimmers, aber die Tür öffnete sich trotzdem. Jaenelle trat ein, in den Händen ein großes Tablett.
»Was machst du da?«, fragte sie mit zerknirschter Stimme.
»Ich zähle meine Zehen.«
Kurzes Schweigen. »Es sind doch noch alle da, oder?«
»Ja.« Der Dunkelheit sei Dank.
Sie stellte das Tablett auf den niedrigen Tisch vor dem Sofa ab und setzte sich zu ihm. Aber nicht neben ihn.
»Es tut mir leid«, sagte sie. »Normalerweise habe ich mich besser unter Kontrolle.«
Ja, das hatte sie. Ihre Reaktion war so schnell gewesen, so wild … Nun, selbst ein Kriegerprinz mit Schwarzen Juwelen konnte sich fast zu Tode ängstigen – vor allem, wenn er in einem Moment noch an einem
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