Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
versuchte, seinen Kiefer zu entspannen. Er hatte den ganzen Morgen über die Zähne zusammengebissen, während er durch den Unrat watete, den der Haushofmeister erledigen sollte. Er würde jemanden einstellen müssen, der sich um den Papierkram kümmerte – und um die Beschwerden – , bis er einen neuen Hof aufstellen konnte. Natürlich würde das bedeuten, er müsste denjenigen auch bezahlen. Und er hatte noch immer nicht herausgefunden, wie viel Einkommen er aus dem Zehnt erwarten konnte und welcher Teil davon bereits für die Wachen reserviert war, die die Stadt und ihre Bürger beschützten. Jetzt da Cassidy nicht mehr hier war, musste er auch herausfinden, ob er die Diener aus dem Zehnt bezahlen konnte oder ob er ihren Lohn aus dem Erbe der Grayhavens nehmen musste.
»Was für Ladys?«, knurrte er. »Was wollen sie von Kermilla ?«
»Es sind Königinnen. Sie wünschten es nicht, ihre Namen und Herkunft zu offenbaren, und aus Höflichkeit habe ich nicht darauf bestanden. Sie sagten, sie hätten einen Brief von Lady Cassidy erhalten, über irgendeine Form der Kunst, mithilfe derer Königinnen die Ernte verbessern könnten. Sie hat angeboten, es ihnen beizubringen.«
Beim Feuer der Hölle. »Gut, sag ihnen …«
Eine Gelegenheit. Die anderen Königinnen hätten die Chance, Kermilla kennenzulernen – und Kermilla die Möglichkeit, ihnen, und durch sie den Kriegerprinzen, zu zeigen,
dass sie dem Volk von Dena Nehele genauso viel, wenn nicht mehr, bieten konnte wie Cassidy.
»Sage ihnen, Lady Kermilla und ich werden uns ihnen in Kürze anschließen.« Theran schob seinen Stuhl zurück und brachte Abstand zwischen sich und den aufdringlichen Papierstapel.
Er fand Kermilla im Salon, wo sie mit Jhorma und zwei ihrer Begleiter Karten spielte.
»Oh, la. Du schummelst doch, Jhorma«, sagte Kermilla und warf die Karten auf den Tisch.
»Ich schummle nicht«, erwiderte Jhorma mit steifer Höflichkeit.
»Du musst schummeln! Ich habe seit sechs Runden nicht mehr gewonnen!«
Nachdem er ein paarmal mit ihnen Karten gespielt hatte, war Theran klargeworden, dass Jhorma betrog, um sicherzugehen, dass sie ab und zu gewann. Der Mann schien heute nicht zuvorkommender Laune zu sein.
»Kermilla, ich bräuchte für eine Stunde deine Hilfe«, sagte Theran, froh, sie unterbrechen zu können. Eine Zurschaustellung ihrer schlechten Laune war genau das, was sie mit den anderen Königinnen im Haus nicht gebrauchen konnten.
»Ich kann dir ebenso gut helfen. Mit Jhorma macht es heute überhaupt keinen Spaß.«
Gut, dachte Theran. Er war sich nicht sicher, wie man einer Königin begegnete, um herauszufinden, ob sie Interesse an Sex hätte, aber wenn ihr Gefährte sie nicht ausreichend unterhielt, wäre Kermilla vielleicht empfänglicher für die Begierde eines anderen Mannes.
Sie hakte sich bei ihm unter, als er sie aus dem Raum führte. »Gehen wir zu einer Feier oder einem dieser drolligen Konzerte im Freien?« Ihr Lachen perlte durch den Flur. »Ich will mich ja nicht lustig machen, aber, la, die Musiker sind nicht besonders gut.«
Er versuchte, nicht zusammenzuzucken. Es gab nicht viel in der Stadt, um eine lebhafte junge Frau zu unterhalten, die
edleren Zeitvertreib gewohnt war. Da Cassidy so erpicht darauf gewesen war, eines der Konzerte zu besuchen, hatte er gedacht, der Ausflug würde Kermilla vielleicht gefallen.
Jener Abend hatte den Unterschied zwischen den beiden Frauen umso deutlicher gemacht. Kermilla mochte jünger sein, aber sie war wesentlich gebildeter und gehobeneren Umgang gewohnt. Das machte es schwierig, denn die Stadt und die verbliebenen Adelsfamilien hatten nicht gerade viel zu bieten.
»Nein, diesmal ist es etwas anderes«, sagte Theran. »Einige Königinnen sind gekommen, um zu lernen, wie sie ihre Kunst einsetzen können, um das Land fruchtbarer zu machen.«
Kermilla rollte mit den Augen. »Ach. Das. Jede Königin weiß, wie das geht.«
»Nein, nicht jede. Die Königinnen hier haben es vergessen. Sie brauchen jemanden, der sie anleitet, es ihnen beibringt. «
Sie zeigte ihm ihren sexy Schmollmund, der ihn immer daran denken ließ, wie ihre Lippen wohl schmecken mochten. Aber jetzt war keine Zeit für Ablenkungen.
»Cassidy hat angeboten, es ihnen zu zeigen«, sagte Theran. »Dann soll Cassidy es doch tun«, schnappte Kermilla. »Sie hat schon immer gern im Dreck gewühlt.«
Theran zögerte. Er konnte nichts versprechen, ihr noch nicht fest zusagen, aber er könnte sie so deutlich darauf
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