Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
wie Daemonar nach unten flatterte, um herauszufinden, warum er da ausgestreckt auf dem Boden herumlag. Aber es war eine Frage des Stolzes gewesen. Jaenelle verstand den männlichen Stolz. Sie fand ihn vielleicht belustigend oder irritierend, aber sie verstand ihn. Also sollte sie auch verstehen, dass er sich in dem Augenblick, in dem der Junge auf ihn herabblickte, als den Onkel gesehen hatte, der Kunst statt Muskelkraft einsetzte, der an der physischen Welt nicht in dem Maße teilnahm, wie sein Bruder Lucivar es tat. In diesem Augenblick wollte er von dem Jungen, der nicht alt genug war, um die Macht und die Fertigkeiten, die er hatte, schätzen zu können, nicht für minderwertig gehalten werden.
Also war er auf den verdammten Baum geklettert.
Idiot.
»Wenigstens bin ich nicht richtig auf dem Boden aufgeschlagen«, murmelte Daemon. »Ich habe immerhin daran gedacht, ein Schild zu schaffen und einen Schwebezauber zu benutzen.« Was ihn vor ernsthaften Verletzungen bewahrt hatte, weil er auf einem Luftkissen und nicht auf der harten Erde aufgekommen war. Es hatte ihn allerdings nicht davor bewahrt, dass ihm die Luft weggeblieben war – und er jetzt mit einem Rücken voller verspannter, schmerzender Muskeln dalag.
»Gut für dich«, sagte Jaenelle so trocken, dass außer Frage stand, dass sie nicht beeindruckt war.
»Gut. In Ordnung. Ich war ein Trottel.« Das war eine Geschichte, die sich die Bediensteten der Burg SaDiablo mit Sicherheit noch viele Jahre lang erzählen würden – einige von ihnen waren schließlich Augenzeugen des kleinen Dramas gewesen. Sie würden es keinem Außenstehenden weitertragen, denn jeder, der in der Burg arbeitete, wusste, dass das Privatleben der SaDiablo-Familie privat blieb . Doch jemand wie den Lakaien Holt konnte er sich sehr gut dabei vorstellen, wie er einen jungen Diener beiseitenahm und ihm diese Geschichte erzählte. Als Versicherung, dass der mächtige, gefährliche, der tödlich e Kriegerprinz von Dhemlan mit den Schwarzen Juwelen genauso ein Mann sein konnte, der sich benahm wie ein tolpatschiger Onkel mit guten Absichten, aber mangelhaftem Verstand.
»Mist.« Er konnte fühlen, dass sie lächelte. Und die Tatsache, dass sie nicht das Bedürfnis verspürte, etwas zu erwidern, war Kommentar genug.
Sie küsste ihn zwischen die Schulterblätter, und diese einfache Berührung ihrer Lippen auf seiner Haut erhitzte ihn auf eine ganz andere Weise. Und als sie ihre Hände das nächste Mal seinen Rücken hinuntergleiten ließ, schnurrte er, anstatt schmerzvoll aufzustöhnen.
»Entspann dich einfach«, sagte Jaenelle. »Ich bin fast fertig. Morgen bist du wieder du selbst in aller Schönheit, und wenn du daran denkst, dass du erwachsen bist, solltest du den letzten Tag des Besuchs deines Neffen überstehen, ohne dir noch mehr Schaden zuzufügen.«
Ihre Hände glitten über seinen Rücken, eher eine Liebkosung als die Berührung einer Heilerin.
»Du entspannst dich nicht«, sagte sie.
»Ich bin völlig entspannt«, schnurrte Daemon. Größtenteils jedenfalls. Er war so verspannt gewesen, dass er sich nur darauf konzentriert hatte, dass ihm nichts wehtat. Jetzt war er sich noch ein paar anderer Dinge bewusst.
»Nein, bist du nicht.«
Er hörte die Besorgnis in ihrer Stimme, was bedeutete, sie sah ihn mit dem Blick einer Heilerin an, nicht mit dem
einer Frau – und es war die Aufmerksamkeit der Frau, die er wollte.
»Süße, du sitzt auf meinem Hintern. Teile von mir finden das ziemlich interessant und möchten sich noch nicht entspannen. «
»Ich sitze nicht auf deinem Hintern. Ich knie über dir, um deinen Rücken zu massieren.«
»Du bist nah genug, um mir zu verraten, dass du unter diesem Hemd nichts anhast. Das nenne ich sitzen.«
»Und du weißt, was ich nicht anhabe, weil…«
»Es kitzelt, wenn du dich bewegst.«
Eine allzu wohlüberlegte Pause. »Du bist plötzlich ziemlich unverschämt.«
»Schuld daran ist meine wunderschöne Frau.«
»Jungchen, ich glaube nicht, dass dein Rücken mitmacht, woran du gerade denkst.«
»Ich drehe mich einfach um. Da du ohnehin schon auf mir sitzt, können wir ja eine Runde drehen.«
Sie lachte schnaubend. »Du bist so romantisch, wenn du erschöpft bist. Aber ich nehme dein Angebot an. Nur um dich endgültig zu entspannen, natürlich.«
»Natürlich.«
»Halt noch eine Minute still, ja?«
Ihre Hände glitten über seinen Rücken, die warme, sinnliche Berührung einer Geliebten.
Jaenelle Angelline. Der lebende
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