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Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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wissen, was es mit Berndorfs privatem Anlass auf sich hat.
    Berndorf holt Atem. Wieder einmal muss er seinen Spruch aufsagen. »Bei einer Personenüberprüfung ist in der Nacht nach dem Überfall ein Unbeteiligter von der Polizei erschossen
worden. Ich war der verantwortliche Leiter dieses Einsatzes. . . Uns ist damals ein falscher Hinweis gegeben worden. Irgendwer hatte mit falschen Karten gespielt. Vielleicht auch schon bei dem Überfall.«
    Wieder zögert Auffert. »Ich wollte Frau Eckholtz ohnehin in den nächsten Tagen besuchen«, meint er schließlich. »Ich werde Ihre Bitte vortragen. Aber versprechen kann ich nichts . . .«
     
    Wenig später verlässt Berndorf, die Badetasche in der Hand, seine Wohnung und geht zur Bushaltestelle. Zehn Runden auf der Fünfzigmeterbahn sind immer möglich.
    Außerdem helfen sie gegen Gespenster.
     
    Isabella bringt den Kaffee und die Kekse, das Tablett mit beiden Händen haltend, und während sie mit ihrem ausladenden Hintern die Tür zu ihrem winzigen Arbeitszimmer zudrückt, steigt von ihrer linken Hand der Rauch der Zigarette hoch und vermischt sich mit dem Aroma des Kaffees.
    »Die wollen mich auf die ökologische Tour rausekeln, hab ich das richtig verstanden?«, fragt sie voll Abscheu und setzt das Tablett auf ihrem überladenen Schreibtisch ab, Aschenbecher, Prospekte und einen Wust vermutlich unbezahlter Rechnungen zur Seite schiebend. »Und ich blöde Kuh hab seit Jahren unerschütterlich grün gewählt.« Sie gießt Kaffee ein, Zigarette im Mundwinkel, das eine Auge wegen des Rauches zusammengekniffen.
    Geduldig erklärt Franziska, dass das eine mit dem anderen nun wirklich nichts zu tun hat. »Außerdem ist das vielleicht eine Chance. Vielleicht sind das doch Leute, denen nicht ganz gleichgültig ist, wie sie in der Öffentlichkeit dastehen.«
    Was redest du da, geht es ihr durch den Kopf. Zwar war die Helios Heimstatt bisher nicht aufgefallen, jedenfalls nicht in Frankfurt, so hatte es ihre Freundin erzählt. Aber das bedeutet überhaupt nichts, hatte die Freundin hinzugefügt, »vielleicht sind sie auch nur besonders raffiniert oder hinterhältig . . .«
    »Weißt du, vielleicht können wir auch aushandeln, dass sie
dir einen vernünftigen Abstand bezahlen«, schiebt Franziska zaghaft nach und blickt dabei lieber nicht in Isabellas umflorte Augen.
    »Ach Fränzchen! Was redest du da . . . Wenn ich ein paar Tausender Abstand bekomme, dann machen die Leute von meiner Bank einfach happs! Und weg ist das Geld. Die werden nicht einmal rot dabei . . . Wenn ich hier raus muss, bin ich fertig, pleite, aus die Maus«, Isabella schnieft und spült ihren Kummer entschlossen mit einem großen Schluck Kaffee herunter.
    Beide schweigen, und in das Schweigen hinein piepst Franziskas Handy. Es meldet sich der Rettungsschwimmer Tomaschewski aus der Mannheimer Polizeidirektion.
    »Was sind das für Leute, hinter denen Sie her sind?«, will er wissen. »Auf dieses Bergstraßen-Kennzeichen, das Sie mir genannt haben, ist ein Maserati zugelassen. Haben Sie eine Ahnung, was so ein Schlitten kostet?«
    »Nöh«, sagt Franziska, »aber er ist orangefarben, irgendwie voll scheußlich. Eigentlich wollte ich aber nicht wissen, was das für ein Auto ist, sondern wem es gehört.«
    »Busse«, sagt Tomaschewski, »Busse, Winfried . . . sagt Ihnen der Name etwas . . . Hallo, sind Sie noch da . . .?«
    Aber dann bricht das Gespräch auch schon ab, weil der Akku von Franziskas Handy mal wieder leer ist.
     
    Dämmerung sinkt herab, und Florian Grassl schaltet die Stehlampe auf dem Schreibtisch des kleinen Gästezimmers ein. Vor ihm liegt ein Stapel von großformatigen Heften, die in schwarzes Wachstuch eingebunden sind. Es sind die Tagebücher des Johannes Grünheim, sorgsam geführt von den Zwanzigerjahren bis in die Nachkriegszeit, danach brechen sie ab. Grassl hat eines davon aufgeschlagen, die Notizen sind mit Bleistift in einer akkuraten Sütterlinschrift eingetragen.
    Sonnabend, 21. April. Gretchen findet im Garten erste Schlüsselblumen. Fast kein Kaffee mehr. Den Weinkeller durchgesehen. 12 Fl. Reichenweier Edelzwicker in das Fach
für besondere Gäste. Der Russe nimmt Bautzen und Cottbus. Schreckliches aus Freudenstadt. Sonntag, 22. April. Stuttgart offenbar gefallen. Mit dem Pfarrer gesprochen. Die Frauen sollen in der Kirche bleiben. Auch Gretchen. Unsere elsässischen Zöglinge werden sich mit den Besuchern selbst zu verständigen haben. Am Nachmittag Dr. Hendriksen von Schloss

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