Die schwarzen Raender der Glut
gebracht hat, Sie in einem verdammten Wüstencamp die Kalaschnikows putzen zu lassen. . . Nun aber, so haben Sie es sich gedacht, werden Sie es sein, der den Verfassungsschutz in der Hand hat. Weil die Schlapphüte dann in eine Geschichte verwickelt sind, aus der sie nie mehr herauskommen . . . Hübscher Plan, ja. Kostspielig, freilich. Sie mussten Spezialisten anheuern. Die sind teuer. Aber Geld brauchen Sie ohnehin. Geld für Ihren Weltbürgerkrieg der Kulturen. Für die Nachfolge der Nationalen Aktion, falls sie verboten wird. Das erklärt, warum Sie sich das Betrugs- und Spendenunternehmen des alten Zundt unter den Nagel reißen wollten. Aber auch schon das ging schief. Zundt wollte seinen Laden nicht abgeben. Auch Ihre Freunde vom Verfassungsschutz konnten ihn nicht überreden. Zum Schluss traute er niemandem mehr und wollte überlaufen. Zum politischen Feind in Berlin. Ihre Leute sind ihm nach und haben ihn den Albtrauf hinuntergestoßen.«
»Quatsch«, sagt Kai Habrecht aus seinem Sessel. »Dülle ist ihm nach, weil er ihn aufhalten wollte. Bloß reden wollte er mit ihm und ihn dabehalten, so lange, bis der Prof kommen würde. Und dann hat der Alte zu rennen angefangen und ist ausgerutscht, ganz von selbst . . .«
Schatte winkt mit einer ärgerlichen Bewegung ab. »Zundt war ein Parasit. Nicht der Rede wert. Aber unser Freund hier hat nichts begriffen. Es ödet mich an.«
»Entschuldigung«, sagt Berndorf und lacht unfroh. »Ich habe Ihre Moslem-Connection vergessen. Vermutlich hatten Sie längst die Bekennerbriefe vorbereitet, mit denen eine erfundene türkische Gruppe die alleinige Verantwortung für das Attentat übernimmt. Wäre es gelungen, hätte man am Tatort wohl auch noch die Leiche Ihres muslimischen Helfers gefunden. . . Leute Ihres Schlages lieben solche Spiele.«
Leise wird die Türklinke herabgedrückt. Nicht leise genug. Schatte blickt hoch. Die Tür fliegt auf, eine hoch aufgeschossene schwarze Gestalt ist mit zwei Schritten im Zimmer und hält mit beiden Händen eine Pistole im Anschlag.
Schatte hebt erschrocken die Hände.
Berndorf duckt sich und lässt sich seitlich aus seinem Sessel gleiten. Aus den Augenwinkeln sieht er, dass Habrecht aufgesprungen ist und schwankend sein Gleichgewicht sucht.
Schatte hat noch immer die Hände erhoben. Sein Mund ist verzerrt, angstvoll oder höhnisch.
Habrechts Arm schwenkt auf seiner Stützschiene nach oben und richtet sich dann, drohend, ausgestreckt, zur Tür.
Die schwarze Gestalt wirbelt nach links. Zwei Schüsse hämmern durch den Raum. Schattes Hand schnellt nach der kleinen schwarzen Pistole.
Dann schreit er gellend auf. Berndorf hat ihm die Adenauer-Büste auf das Handgelenk geschmettert. Schatte tastet mit der Linken nach der verletzten Hand und zuckt zurück, das Gesicht schmerzverzerrt.
Tamar beugt sich über den Sessel, in den Habrechts Körper zurückgeschleudert worden ist. Hilflos hängt der Arm auf der
Stützschiene nach unten. Aus dem Loch in Habrechts Stirn fließt fast gar kein Blut. Aber über seiner Brust rötet sich das Hemd.
»Oh Scheiße«, sagt Tamar. »Wo ist denn seine verdammte Knarre. Ich kann sie nicht sehen . . .«
»Er hatte keine. Aber das konnten Sie nicht erkennen«, sagt Berndorf. Er hat Schattes Pistole in der Hand. »Wir waren in unmittelbarer Lebensgefahr. Beide waren wir das. Niemand wird Ihnen einen Vorwurf machen dürfen.«
Scheiße, denkt er. Du wirst noch davon träumen, Mädchen. Lange. Länger als du ahnst. Glaub es mir.
Berndorf steht am Fenster des Arbeitszimmers und sieht zu den Kastanien hinaus, an denen unter schwarzdunklen Wolken ein böiger Wind zerrt. Sturm wird kommen, hat der Mensch in St. Märgen gesagt. Der Sturm ist bereits über Nordfrankreich, legt Hochleitungen um und deckt die Dächer ab, so hat es Berndorf im Autoradio des kleinen Peugeot gehört. Aber das war schon vor Stunden . . .
Tamar kommt ins Zimmer. Er dreht ihr den Rücken zu, aber er weiß, dass sie es ist.
»Wir haben Schatte ein Beruhigungsmittel gegeben, ich und diese Alte, und ihm den Arm in eine Schlinge gelegt«, sagt sie. »Aber er muss in ein Krankenhaus. Sie haben ihm das ganze Handgelenk zertrümmert. Und wir müssen die Kollegen verständigen. Ich habe einen Mann erschossen . . .«
»Auf eine halbe Stunde mehr oder weniger kommt es jetzt nicht an«, antwortet Berndorf. »Danke übrigens, dass Sie auf meinen Hilferuf so schnell gekommen sind. Das heißt, es war ja für Sie gar nicht so einfach, das als
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