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Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Kaffee?«
    »Danke«, sagt Seifert. Und: »Du hast ja nun auch neue Helfer im Haus, nicht nur den Freißle, den ich jetzt gar nicht gesehen habe . . .« Seifert lässt den Satz unvollendet.
    »Wir müssen ja die Akademie weiterführen«, erklärt Margarethe Zundt. »Sie ist jetzt das gemeinsame Vermächtnis meines Vaters und meines Mannes. Professor Schatte hat diese Aufgabe übernommen, und er arbeitet sich gerade ein.«
    »Zwei seiner Mitarbeiter habe ich gesehen«, sagt Seifert, »draußen in der Halle, aber Studenten sind es nicht . . .«
    »Ich weiß nicht, was du meinst«, bemerkt Margarethe Zundt etwas spitz, aber dann verabschiedet sich Seifert nun endgültig und geht mit dem Hund Felix durch den Flur zur Eingangshalle und an dem Mann vorbei, der auf einem Ledersessel die Bild-Zeitung liest und misstrauisch zu ihm hochsieht.
    »So«, sagt Seifert und bleibt vor ihm stehen, »jetzt habe ich meinen Besuch hinter mich gebracht. Schön, dass Sie hier ein Auge aufs Haus haben . . . Sie sind aber neu hier?« Schniefend nähert sich Felix dem Mann im Sessel.
    Shortie hat das Gefühl, er sollte aufstehen. Außerdem mag er keine Hunde. Vor allem solche nicht. Er steht auf. Im Hintergrund öffnet sich eine Tür.
    »Und fass!« Seiferts Kommando kommt halblaut, fast beiläufig.
    Der Boxer Felix stellt sich auf die Hinterpfoten und schnappt sich, ohne zuzubeißen, Shorties rechtes Handgelenk.

    »Ganz ruhig«, sagt Seifert, »bleiben Sie ganz ruhig, bewegen Sie sich nicht!« Mit einer unerwartet raschen Bewegung greift Seifert unter Shorties Jacke und zieht den Revolver aus dem Gürtelhalfter.
    »Weiter ruhig bleiben«, sagt er dann, und: »Gut so, Felix.« Der Hund hält noch immer Shorties Handgelenk zwischen den Zähnen. Aus den Augenwinkeln sieht Shortie, dass jemand mit kaum hörbaren, aber ausholenden Schritten die Treppe hochläuft, irgendwo ist es ihm, als ob es eine große, schlanke Frau sei.
    Seifert hat die Magazintrommel herausgeklappt und untersucht den Revolver. »Schönes Gerät haben Sie da«, sagt er dann. »Aber ich fürchte, Sie haben keinen Waffenschein dafür.« Er klappt das Magazin zurück, entsichert die Waffe und steckt sie sich in den Hosenbund.
    »Hören Sie . . .«, bringt Shortie heraus, aber er weiß nicht, was er sagen will. Warum kommt Dülle nicht?
    »Ganz still«, sagt Seifert und legt den Finger an den Mund.
     
    »Hübscher Plan«, sagt Berndorf. »Die Schlapphüte haben Ärger mit dem Berliner Innenminister, also lassen sie eine kleine Farce inszenieren, deutsche Neonazis machen beim Straßburger Regierungsgipfel Krawall, sprengen vielleicht ein paar Denkmäler, die französische Öffentlichkeit tobt, der deutsche Innenminister muss seinen Hut nehmen und die Republik weiß wieder, wie dringend sie Schlapphüte braucht. Es soll Feuerwehrleute geben, die das auch so machen . . .«
    Berndorf wendet sich zur Seite, dorthin, wo Habrecht sitzt. »Das Personal ist kein Problem, wozu hat man die Schläger der VolksZorn -Gruppe? Der Kollege Habrecht ist dort bestens eingeführt, wenn man genau hinsieht, hat er die Gruppe vielleicht sogar selbst aufgebaut. Alles paletti, wenn es im Kopf reichen würde. Das tut es nicht, nicht beim Kollegen Habrecht, aber auch das ist kein Problem, wie man ein gutes Ding dreht, weiß der Professor – Entschuldigung: es ist der Herr Professor Ernst Moritz Schatte, der es weiß, wozu steht
er seit gut 30 Jahren auf der Honorarliste?« Berndorf blickt wieder zu Schatte. »Der Herr Professor würde das Ding inszenieren wie damals den Überfall auf die Mannheimer Landeszentralbank, war doch saubere Arbeit.«
    »Ich glaube nicht, dass wir uns das anhören müssen«, sagt Habrecht langsam.
    »Lass ihn reden«, antwortet Schatte. »Es spart uns Arbeit, wenn er es freiwillig tut.«
    »Nur spielt der Professor nicht so mit, wie das gedacht war«, fährt Berndorf fort. »Statt der Farce plant er gewalttätigen, blutigen Ernst. Die Tat, von der Sie vorhin so schön geredet haben. Die Tat, die Europa erschüttert. Und warum? Rache für den Verbotsantrag gegen die Nationale Aktion? Das haben Sie vielleicht den VolksZorn -Leuten erzählt.« Berndorf lehnt sich zurück und lächelt Schatte an. »Der wahre Grund ist, dass Sie es den anderen heimzahlen wollten. Allen anderen. Tobias Ruff, weil er Sie einmal vorgeführt hat. Den Professoren, von denen Sie nicht für voll genommen werden. Dem Verfassungsschutz, von dem Sie 30 Jahre lang abhängig waren. Der es sogar fertig

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