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Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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nichts mehr darauf erkennen, mein armer Halbbruder hat nämlich im Bett geraucht und ist dann eingeschlafen und überhaupt ist es ganz schrecklich . . .« Rasch greift sie zum Papiertaschentuch, das ihr Berndorf beflissen reicht, und tupft sich ein wenig an den Augen herum.
    »Ja so«, sagt der Präsident, »das Rauchen ist wirklich ein Krebsübel, ich sag es auch immer meinen Schülern. Glauben Sie, die hören da drauf? Aber kommen Sie doch herein.« Er führt sie in ein kleines Arbeitszimmer, das mit Noten, Arbeitsheften und Ordnern voll gestellt ist. Nach kurzem Überlegen greift er sich einen der Ordner und schlägt ihn auf.
    »Wenn Sie von der musikalischen Weltreise sprechen, dann war das unser Herbstkonzert vor zwei Jahren«, erklärt er. »Sehr schöne Kompositionen, sehr anspruchsvoll, in eigene Arrangements für unsere Bläser umgesetzt, von Smetana bis Gershwin, keine leichte Aufgabe für Laienmusiker, das heißt, unser Chor hat durchaus ein gehobenes Niveau . . .« Stolz blättert er die Rezensionen und die Seiten um, auf denen die Programme abgeheftet sind, und schließlich kommt er zu den Ankündigungen, auch sie sorgfältig abgeheftet.
    Barbara fragt artig, wer denn die Arrangements gesetzt habe, und der Präsident sagt, dass er das selbst gemacht habe. Das sei aber sicherlich eine so reizvolle wie schwierige Aufgabe gewesen, meint daraufhin Barbara, was die hageren Wangen
des Präsidenten rosenfarben aufglühen lässt. Ein wahres Wort sage sie da, meint er dann, besonders die Transpositionen für die Tuba seien durchaus nicht einfach, aber sie hätten nun einmal eine vorzügliche Tuba im Chor . . .
    Berndorf blättert derweil weiter und findet schließlich eine Seite aus einem kleinformatigen Anzeigenblatt. Die Ankündigung der musikalischen Weltreise steht ganz unten, links neben dem Sonderangebot eines Lebensmittelmarktes: Ungarische Salami 1,59, Tiroler Hinterschinken 2,09, Tennissocken, weiß mit Wimbledon-Emblem, 2,29 Mark. Das Blatt ist abgeheftet, nicht auf Papier aufgeklebt. Berndorf bittet, es aus dem Hefter herausnehmen zu dürfen, weil er sonst nicht lesen kann, was rechts unten auf der Rückseite steht, der Präsident nickt und plaudert weiter über Kontrapunkt, Tuba und sinfonische Blasmusik.
    Berndorf nimmt das Blatt heraus und schlägt es auf. Von links äugt Barbara in die Seite, gleichzeitig angeregt dem Präsidenten zuhörend. Was rechts unten auf der Rückseite des Blattes steht, ist das Impressum:
    Umsonst & Überall, Ihr Wochenblatt für die ganze Familie, erscheint wöchentlich mittwochs im Wir-Selbst-Verlag, Leimbach, Anzeigenschluss mittwochs 10 Uhr, Herausgeber und V. i. S. d. P.: Michael Steffens, Leimbach.
    Berndorf und Barbara sehen sich an. Barbara greift wieder zum Taschentuch.
    »Meinen Sie«, sagt der Posaunenchor-Präsident und klingt plötzlich nicht mehr ganz so enthusiastisch, »Ihr – äh – Halbbruder war doch nicht auf unserem Herbstkonzert?«
     
    »Sieh mal zu«, sagt Tamar zu Orrie, »dass wir auf einen Feldweg kommen, der zu dem Wald links oben führt.«
    Orrie nickt. Im Augenblick fahren sie eine asphaltierte Straße entlang, die allerdings nicht in nordöstliche Richtung führt, sondern nach Süden abweicht.
    »Sagst du uns, was wir da finden werden?«, will Kuttler aus dem Fond wissen.

    »Einen Menschen mit einem Feldstecher«, antwortet Tamar. »Irgendwie will ich wissen, ob der mit einem Auto gekommen ist. Mit einem BMW der Siebener-Baureihe, um genau zu sein. Und in Stuttgart zugelassen.«
    Orrie hält an der Abzweigung eines Feldwegs, der nach links führt. Tamar steigt aus und betrachtet sinnend Kies und Grasbüschel. An einer Stelle ist der Kies überdeckt mit gelbem Lehmstaub. Im Staub zeichnet sich der Abdruck eines Fahrrads oder eher eines Mountainbikes ab. Tamar richtet sich wieder auf und geht zum Wagen zurück.
    »Howgh!«, sagt Kuttler, als sie wieder in den Wagen gestiegen ist. »Was hat meine weiße Schwester herausgefunden?«
    »Dass hier keiner mit einem BWM gefahren ist.«
    Närrin, denkt sie. Natürlich kann der Kerl mit dem Feldstecher auf einem Bike unterwegs sein. In einer solchen Gegend wäre das erstens unverfänglicher, und beweglicher wäre er außerdem. Doch Orrie fährt bereits weiter.
    »Also mit einem BMW würd’ ich hier nicht herumgurken«, nörgelt es aus dem Fond. »Ich hätt’ ein Bike genommen.«
    »Kuttler, halt’s Maul«, sagt Tamar genervt.
    Sie gelangen über eine Kuppe, von der sie auf ein weiteres Tal mit

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