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Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Wenn Sie von dem einen so viel verstehen wie vom anderen, wundert mich nichts mehr.«
    Der Adjunkt blickt ihn finster an.
    »Wir ermitteln in einem Todesfall«, sagt Tamar. »Nach Lage der Dinge sind Sie wichtige Zeugen. Wir brauchen Ihre Aussagen.«
    »Das ist ein vertraulicher Einsatz«, antwortet der Grauhaarige, bei dem es sich nun doch um keinen Oberförster handelt, sondern um einen Karl-Heinz Weimer, wenn der Name auf seinem Ausweis denn der richtige ist. »Auskünfte darüber müssen Sie über den Dienstweg anfordern.«
    Tamar betrachtet ihn. Sie hat gute Lust, die beiden Männer mit in den Neuen Bau und dort in die Mangel zu nehmen. So lange, bis ihnen die Selbstgefälligkeit in Stücken vom Gesicht fällt. Doch insgeheim weiß sie, dass sie nichts dergleichen tun wird. Nichts würde sie aus den beiden herausbringen, und am Ende jämmerlich auf den Dienstweg zurückkriechen müssen.
    Tamar zuckt mit den Achseln. »Sie sind sehr kooperativ. Ich finde das aufschlussreich.« Sie wendet sich zum Gehen.
    »Wenn Sie das nächste Mal einer fragt«, sagt Kuttler zum Adjunkten, »dann sagen Sie, sie wollten die Braunkehlchen da drüben im Gebüsch fotografieren. Oder den Bussard da oben. Merken Sie sich den Namen: Bussard heißt das Tier. Nicht, dass Sie wieder die ganze Zunft blamieren.«
     
    Wie sie es ihm aufgetragen hatten, hat der Tamile gewartet, bis sie wiederkommen, und in der Zwischenzeit Radio gehört. Als Barbara und Berndorf zum Wagen zurückkommen, schlägt ihnen ein merkwürdig staatstragender Ton entgegen, es klingt, als könne der Sprecher nur mühsam das bangende Beben in seinem Busen bändigen, und als der Tamile die Beifahrertür öffnet, steht ein breites sonniges Grinsen im dunklen schmalen Gesicht.
    »Was bitte, ist mit diesem Reporter passiert?«, will Barbara wissen. »Fußball«, erklärt der Tamile, »2:0. Aber nicht für deutsche Mannschaft. Leider.« Dann muss er noch breiter grinsen.
    Berndorf ruft mit dem Handy den Wir-Selbst-Verlag an, aber es meldet sich nur der Anrufbeantworter.

    »Wir versuchen es trotzdem«, entscheidet Barbara.
    »Ja, Chef«, sagt Berndorf ergeben und nennt dem Tamilen die Adresse, die im Impressum von Umsonst & Überall angegeben war. Der Tamile nickt und versichert, dass er sich in Leimbach sehr gut auskennt und dass er diese Adresse sofort finden wird, und ob er sie später zu einem indischen Restaurant fahren solle, er kenne da ein ganz vorzügliches mit der besonderen tamilischen Küche. Oder vielleicht gleich? »Und niemand dort redet über deutschen Fußball.« Aber Barbara bleibt hart, obwohl sie allmählich Hunger hat, und so fahren sie an allerhand Großdörfern und Denkfabriken vorbei Richtung Süden, bis sie schließlich Leimbach erreichen, das freundlich sandsteinfarben ist und ein barockes Rathaus hat mit einer Säule, die irgendwie prachtvoll und irgendwie befremdlich aussieht. Barbara will wissen, was das ist.
    »Eine Prangersäule«, antwortet Berndorf. »Sie haben Übeltäter daran zur Schau gestellt. Irgendwie praktisch. Wenn die Leute bummeln gingen, konnten sie Ehebrecher oder Kinderschänder angucken gehen. Das war besser als jede Talkshow heute.«
    »Diesen Standard werden sie bald haben«, meint Barbara. »Das geht schneller, als du denkst.«
    Der Tamile fährt aber schon weiter, durch Straßen und Gassen, so gut kennt er sich wohl doch nicht aus, gleich werde ich ihn wegen Hochstapelei vor dem Rathaus anbinden, denkt Berndorf, aber da hält das Taxi auch schon vor einem älteren Haus, das schon lange keinen Anstrich mehr gesehen hat. Unverdrossen behauptet eine verblasste Aufschrift, es gebe hier Aussteuer und ff. Bettwäsche. Im Schaufenster sind einzelne Seiten von Umsonst & Überall ausgehängt, und dahinter zieht eine alte Linotype-Setzmaschine die Blicke auf sich. Doch dient sie nur zur Dekoration, denn auf dem Verkaufstresen steht ein Computer. Kein Licht brennt, und die Tür ist verschlossen. Oberhalb der Bettwäsche-Aufschrift hängen Gardinen an den Fenstern. Anhaltend drückt Berndorf auf den Klingelknopf.

    »Was’n los?«, rauscht schließlich eine Stimme aus der Sprechanlage. Es ist die Stimme einer Frau, und die Frau ist nicht gut aufgelegt.
    Berndorf sagt seinen Namen. Er komme von auswärts und hätte gerne eine Anzeige aufgegeben. Nur müsse er gleich weiter und könne nicht bis Montag warten. Ob man ihm ausnahmsweise behilflich sein könne?
    Die Stimme knurrt etwas von Geschäftszeiten, das Knurren klingt aus in etwas,

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