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Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Akademie für irgendwas, Staatspartei, Mitglied des Kreistags, dortselbst mit einer Attacke auf die zersetzende Literatur hervorgetreten, die angeblich in der Kreisbücherei
zu finden sei . . . War es Grass gewesen, der Zundts Zorn erregt hatte, oder waren es doch eher die Asterix-Hefte? Jedenfalls ist er jetzt den Albtrauf hinuntergefallen, risum teneatis, amici! würde Goscinnys einbeiniger Pirat bemerken.
    Berndorf verspürt wenig Lust, sich eine schwarze Krawatte und eine Beerdigung anzutun, weder des Professors Schatte und schon gar nicht des Kreisrats Zundt wegen. Eigentlich ist er davon überzeugt, dass nicht einmal der unerlöste Geist des Wilhelm Troppau das von ihm verlangen kann.
    Es klingelt an der Tür.
     
    Berndorf geht hin und öffnet. Vor ihm steht, hinreißend konkret, Tamar. Jeans. Khakihemd. Das raubtiergleiche Lächeln einer Kriegerin.
    »Tag, Chef.« Sie tritt ein. »Ich bin froh, dass Sie wieder im Land sind.« Leider hat sie seine Entlassungsurkunde nicht dabei. »Englin besteht darauf, dass er Ihnen das Papier persönlich überreicht, wissen Sie, er hat so lange an seiner Ansprache geübt . . .« Nein, einen Tee will sie nicht, aber ein Mineralwasser, gerne. Wie es denn in Heidelberg gewesen sei? Sie nimmt am Schachtisch Platz, es ist ein Platz, der ihr steht, aber er merkt, dass sie bedrückt aussieht.
    Diese Heidelberger Geschichte – weiß nicht, ob ich dir das auf die Nase binden muss. »Ich schnüffle einer alten Sache nach. Aus einer Zeit, da hat es Sie – glaub ich – noch gar nicht gegeben. Aber es ist ein hartes Brot, so als Klinkenputzer, ohne den ganzen Apparat von euch Amtsbullen . . . Wie läuft’s denn so im alten Neuen Bau?« Du bist doch nicht gekommen, nur, um mir die Urkunde nicht zu bringen.
    »Manchmal sind Sie ganz schön abweisend«, bemerkt Tamar. »Wissen Sie das? Trotzdem würde ich Ihnen gerne etwas erzählen. Es ist eine Geschichte, in der etwas schief läuft, und ich verstehe nicht was. Darf ich?«
    Berndorf nickt, und Tamar holt Atem und beginnt von Zundt zu berichten, der den Albtrauf hinuntergefallen ist, was Berndorf nun auch schon weiß, und von den Dingen, die er
nicht weiß, von Zundts demoliertem Audi und dem im Waldesdickicht verschwundenen Assistenten Grassl, vom leeren Tresor und der kreischenden Witwe und dem Bundestagshandbuch, in dem der Name des Abgeordneten Schnappauf fehlt, der sich mit den Oberförstern angelegt hat, von denen sich prompt einer samt Adjunkt am Waldrand aufstöbern lässt . . . »Und jetzt haben sie uns die Ermittlungen auf die kalte Tour abgewürgt. Die Sache ist so faul, dass sie zum Himmel stinkt. Also kann ich sie nicht auf sich beruhen lassen.«
    Berndorf hat schweigend zugehört. Und als sie alles erzählt hat, sagt er noch immer nichts. Schließlich schlägt er vor, dass Tamar vielleicht doch eine Tasse Tee mit ihm trinkt.
    Diesmal ist sie einverstanden, und sie gehen beide in die winzige Junggesellenküche. »Wenn ich Sie recht verstanden habe«, sagt Berndorf, während er wartet, dass es im Wasserkocher zu sprudeln beginnt, »dann soll ich morgen zur Beerdigung von diesem Zundt gehen und mich dort ein wenig umsehen?«
    Tamar nickt. »Ja, wenn es möglich ist. Ich will ja nach Tutzing. Aber woher wissen Sie, dass dieser Zundt morgen beerdigt wird?«
    »Weil ich weiß, dass dort jemand eine Ansprache halten will.« Er gießt den Tee auf. »Ein Ernst Moritz Schatte. Zufällig weiß ich das, und wie es sich fügt, habe auch ich eine Bitte an Sie. Dieser Schatte hat im Juni 1972 im Rhein-Neckar-Raum gelebt, irgendwo in Heidelberg oder Mannheim oder dazwischen. Ich würde gerne wissen, ob und wo er damals polizeilich gemeldet war.« Tamar hat ihren Notizblock herausgezogen und notiert den Namen.
    »Außerdem würde ich das gerne auch von einer Birgit Schiele wissen«, fährt Berndorf fort, während er das Tablett mit dem Tee und dem Geschirr in sein Wohnzimmer trägt. »Und weil ich zu dem Termin eine schwarze Krawatte umbinden muss, was mir ganz besonders grauenhaft ist, hätte ich noch gerne gewusst, ob es zu einem gewissen Wehlich, Friedemann ein Strafregister gibt. Er ist etwa 50 Jahre alt, Sektenprediger von Beruf, was er gelernt hat, weiß ich nicht ...«

     
    »Was soll weitergehen?« Große schläfrige grüne Augen richten sich auf Birgit Höge. »Diese Frau hat zehn Jahre schuften müssen wie blöd, die ist doch alt und fertig, das schreibt doch der Maupassant selbst. Da geht nichts weiter. Wenn man alt ist,

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