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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Priester.«
    »Es freut mich, daß Ihr das bemerkt habt«, antwortete der Supai. »Das spart uns unnötiges Geplänkel.« Er hob die Arme, als wolle er seine Kapuze zurückschlagen. Die Ärmel rutschten zurück und enthüllten kreuz und quer um seine Unterarme geschlungene Lederriemen. Die an ihnen befestigten Messerscheiden waren leer; das, was sie normalerweise enthielten, lag wie silberne Blitze in Arakasis Händen, als er die Arme wieder senkte.
    Hokanus überraschter Atemzug, daß Maras Supai Waffen aus wertvollem Metall besaß, wurde von dem wütenden Gebrüll Korbarghs abgeschnitten. »So ist das also! Ihr seid derjenige, der meinen Lehrling getötet hat.«
    Arakasi fuhr sich mit der Zungenspitze über die Zähne. »Wie ich sehe, ist Euer Erinnerungsvermögen ausgezeichnet. Das ist gut.« Er stand so starr da wie eine Steinstatue. »Dann erinnert Ihr Euch sicherlich auch daran, daß ich in der Lage bin, Euch schneller, als Ihr denken – und geschweige denn wegrennen – könnt, ein Messer ins Herz zu stoßen.« An Hokanu gewandt, fuhr der Supai fort: »Macht meinen Gürtel los und bindet ihm Hand-und Fußgelenke zusammen.«
    Der Riese holte tief Luft, als ob er protestieren wollte, doch ein leichtes Zucken von Arakasis Messerhand bewog ihn dazu, es zu unterlassen. Hokanu achtete sorgfältig darauf, nicht zwischen die beiden zu geraten, als er den priesterlichen Gürtel löste. Er war aus geflochtenem Needra-Leder und stärker als zusammengedrehtes Tauwerk. Hokanu zog die Knoten so fest er konnte; die Sorge um Mara vertrieb jeden Anflug von Barmherzigkeit, was die Bequemlichkeit des Mannes betraf.
    Ein großer Holzbalken stützte die Decke. In ihn waren Haken aus Horn eingelassen, um die Öllampen aufzuhängen, die die Reichen bevorzugten. Jetzt hingen nur Spinnweben an ihnen, doch im Gegensatz zu den Lederschlaufen, die die Armen für den gleichen Zweck verwendeten, waren die Haken weder verrottet noch sonstwie brüchig geworden.
    Hokanu, der Arakasis Blick gefolgt war, lächelte beinahe entschuldigend. »Ihr wollt, daß ich ihn an den Handgelenken aufhänge?«
    Auf Arakasis Nicken begann der Riese in einer Sprache zu kreischen, die Hokanu nicht kannte. Der Supai antwortete mit ähnlich gutturalen Lauten, wechselte dann jedoch aus Höflichkeit gegenüber dem Shinzawai in die Sprache des Kaiserreichs.
    »Ihr braucht nicht auf Hilfe zu hoffen, Korbargh. Eure Frau und dieser Flegel von einem Leibwächter, den Ihr ihr mitgegeben habt, sind aufgehalten worden. In der Stadt herrscht Chaos, und unzählige Kaiserliche Weiße sind draußen unterwegs und sperren die Straßen ab, in denen sie eingekauft hat. Wenn sie klug ist, wird sie die Nacht im Schutz einer Herberge verbringen und erst morgen früh hierher zurückkehren. Mekeh, Euer Diener, versteckt sich zur Zeit hinter dem Bierfaß im Schuppen hinterm Haus. Er hat gesehen, wie Euer letzter Lehrling gestorben ist, und solange ich hier bin, wird er sich nicht aus seinem Versteck wagen – auch nicht, um Hilfe zu holen. Also frage ich Euch, und Ihr werdet mir antworten, welches Gegenmittel in der Phiole sein sollte, die mein Gefährte Euch zeigen wird.«
    Hokanu zog die Fesseln stramm, band sie an einem der Haken fest und brachte das grüne Fläschchen zum Vorschein, das sie bei der Leiche des Gewürzhändlers im Lagerhaus gefunden hatten.
    Korbargh war schon blaß wegen der unbequemen Haltung, die ihm die hochgereckten Arme verursachten; jetzt jedoch wurde er schneeweiß. »Ich weiß nichts davon. Überhaupt nichts.«
    Arakasi wölbte die Augenbrauen. »Nichts?« Seine Stimme klang sanft, bedauernd. »Ach Korbargh, Ihr enttäuscht mich.« Dann verhärteten sich seine Gesichtszüge. Unglaublich schnell fuhr seine Hand durch die Luft.
    Stahl flog in einem glitzernden Bogen quer durch die kleine Halle. Die Klinge fuhr scharf an Korbarghs Wange vorbei, durchtrennte eine fettige Haarsträhne und grub sich mit einem trockenen Geräusch in den Stützbalken.
    Mit veränderter Stimme sagte Arakasi: »Auf der Phiole sind drei Zahlen, in den Schriftzeichen der Wüste. In Eurer Handschrift. Also sprecht.« Als der Gefangene trotzig das Kinn reckte, um erneut zu leugnen, sprach Arakasi weiter. »Mein Gefährte ist ein Krieger. Seine Frau stirbt an Eurem elenden Gebräu. Soll er Euch die einfallsreichen Methoden beschreiben, mit denen er gefangenen feindlichen Kundschaftern Informationen zu entlocken pflegt?«
    »Von mir aus«, keuchte Korbargh. Seine Sturheit war noch immer

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