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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Priester vor.
    Der Lord der Anasati biß sich verärgert auf die Lippe; warum hatte sein Erster Berater das getan? Voll darauf konzentriert, die Logik hinter diesem Zug zu erfassen, nahm Jiro den Boten kaum wahr, der ins Zimmer geeilt kam.
    Der Ankömmling verbeugte sich vor seinem Herrn. Sobald ihm mit einer lässigen Geste gestattet worden war, sich wieder zu erheben, reichte er Chumaka ein versiegeltes Päckchen.
    »Mit Eurer Erlaubnis, Herr?« murmelte Chumaka.
    »Die Nachricht ist verschlüsselt, nicht wahr?« fragte Jiro. Er wollte nicht, daß die Unterbrechung seine Gedanken über den nächsten Zug beeinflußte. Seine Hand schwebte reglos über den Figuren, während Chumaka sich räusperte. Jiro nahm dies als Zustimmung. »Das dachte ich mir«, sagte er. »Öffnet also Eure Berichte. Und mögen die Neuigkeiten endlich einmal Eure Konzentration für das Spiel lähmen.«
    Chumaka lachte leicht bellend auf. »Je verleumderischer der Klatsch, desto kühner werde ich spielen.« Er verfolgte Jiros Unschlüssigkeit mit einem Amüsement, das fast schon an Verachtung grenzte. Dann drehte er die Tasche um und schlitzte das Band mit dem einen Fingernagel auf, den er für solche Zwecke ungeschnitten ließ.
    Als er die Seiten durchblätterte, wölbten sich seine Brauen. »Das überrascht mich.«
    Der Lord der Anasati ließ seine Hand reglos in der Luft schweben. Er schaute auf, fasziniert vom ungewohnten Erstaunen seines Ersten Beraters. »Was?«
    Chumaka, der zwei Generationen von Herrschern gedient hatte, ließ sich selten hereinlegen. Er betrachtete seinen Herrn mit nachdenklichem Blick. »Entschuldigt, Mylord. Ich sprach von diesem hier.« Er zog ein Blatt aus der Tasche. Dann, als er aus dem Augenwinkel die Spielfigur in Jiros ausgestreckter Hand ansah, fügte er hinzu: »Ich habe Euren Zug wahrgenommen, Herr.«
    Jiro zog in einer Mischung aus Gereiztheit und Erheiterung die Hand zurück. »Wahrgenommen«, grunzte er und lehnte sich auf den Kissen zurück, um seine Gedanken zu ordnen. Aus dieser veränderten Perspektive ergab sich ein anderer Blick auf das Spielbrett: ein Trick, den er schon frühzeitig von seinem Vater übernommen hatte.
    Chumaka klopfte mit dem Dokument, das die Unterbrechung verursacht hatte, leicht gegen seine ledrige Wange und lächelte in typisch rätselhafter Weise. Normalerweise würde er jetzt seinen Herrn auf einen Fehler hinweisen; doch nicht beim Shah. Hier würde er keinen Rat geben, sondern Jiro die Konsequenzen seines Zuges spüren lassen. »Dieser hier«, grunzte er und kritzelte mit einer kleinen Feder etwas auf das Pergament.
    Wütend überdachte Jiro seine Strategie. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte keine Bedrohung entdecken. »Ihr blufft nur.« Er machte sich daran, seinen strittigen Zug zu vollenden.
    Chumaka wirkte leicht angeekelt. »Ich habe es nicht nötig zu bluffen.« Er wandte sich einem anderen Brief zu und meinte: »Euer Kriegsherr ist jetzt unter Druck.«
    Jiro sah die Falle, die sein Erster Berater aufgestellt hatte, und ihre Feinheiten erzürnten ihn. Entweder er würde die Mitte des Spiels aufgeben und zu einem defensiven Spiel gezwungen werden, oder er würde den Kriegsherrn verlieren, die mächtigste Figur, und eine andere Position einnehmen, die weit weniger Möglichkeiten für einen Angriff bot. Jiro runzelte die Stirn, als er die vor ihm liegenden Möglichkeiten durchdachte. Egal, wie viele Kombinationen er sich auch vorstellte, er entdeckte keinen Weg, wie er gewinnen konnte. Seine einzige Hoffnung war, ein Patt zu erringen.
    Er zog mit dem übriggebliebenen Priester.
    Chumaka war inzwischen vollauf mit Lesen beschäftigt. Doch beim Zug seines Herrn blickte er auf, schlug den Priester mit einem Soldaten und erlaubte seinem Herrn merkwürdigerweise, den Kriegsherrn zu befreien.
    Jiro, durch diese Gnadenfrist aufs höchste alarmiert, bemühte sich, soweit wie möglich vorauszudenken. Zu spät kam die Einsicht: Enttäuscht begriff er, daß er genau zu dem Schritt manipuliert worden war, den sein Erster Berater gewünscht hatte. Das erhoffte Patt war nicht mehr zu erreichen, die Niederlage nur noch eine Frage der Zeit. Doch es half niemals, das Spiel zu verlängern, denn Chumaka schien gegen menschliche Fehler gefeit.
    Der Lord der Anasati seufzte in einer Mischung aus Resignation und Verärgerung, während er seinen Kaiser auf seine Seite nahm. »Ihr seid dran, Chumaka.« Er rieb sich die Augen; sein Kopf schmerzte von der Anspannung.
    Chumaka warf ihm

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