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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Kopf mit, nach einem System, das er sich im Laufe der Jahre angeeignet hatte, und legte den Verlauf fest, unabhängig vom Atmen oder von anderen Einflüssen, die das Zählen stören könnten. Die Übung mit sandgefüllten Stundengläsern hatte sein System bis zur Perfektion gesteigert. Als er die Ziffer erreicht hatte, die für zehn Sekunden stand, nahmen seine Augen eine Bewegung am anderen Ende des Pfads wahr. Die Befriedigung über diesen Triumph berauschte ihn. Die zweite Wache war genau seinen Messungen entsprechend aufgetaucht.
    Die gefährlichste Aufgabe, die er jemals übernommen hatte, begann vielversprechend. Arakasi machte sich keine Illusionen darüber, daß dieses Glück lange anhalten würde; er war allein und noch dazu in einer Position, wo nicht einmal die Gunst des Himmels das Leben eines Mannes schützen konnte. Arakasi lag reglos auf dem Ast im Garten des Obajan der Hamoi Tong. Unter ihm schritt eine Wache einher, die ihn, ohne eine Sekunde zu zögern, töten würde. Wie sein Vorgänger untersuchte auch er das Gras, den Pfad und die Büsche nach Anzeichen für einen Eindringling. Der Supai hatte keine Spuren hinterlassen; doch er schwitzte. Die Wachen waren unheimlich in ihrer Gründlichkeit. Der zweite Attentäter schritt entsprechend seinem Rhythmus weiter. Arakasi wartete auf einen bestimmten Moment, dann glitt er lautlos vom Baum herab. Er achtete sorgfältig darauf, nur auf die flachen Ziersteine zwischen den Blumenbeeten zu treten, und huschte zu einer kleinen Senke mit einem Entwässerungsgraben, wo er seine wenigen Habseligkeiten versteckt hatte. Dort, hinter einem schützenden Khadi-Busch gleich jenseits der Linie, entlang der die Hamoi Tong patrouillierten, kauerte er sich hin, atmete tief ein und beruhigte seine angespannten Nerven.
    Am Rand des Waldes, etwa hundert Schritt weiter westlich, wartete ein Mann zu seiner Unterstützung, das Messer bereits in der Hand, falls er entdeckt werden sollte. Arakasi hob einen abgebrochenen Zweig und machte einige Gesten, um ihm anzuzeigen, daß die Patrouille sich genau nach Plan verhielt. Der Garten, in den er eindringen wollte, wurde von achtzehn Attentätern bewacht, allesamt sehr aufmerksame Wachen, doch menschlich genug, um fehlbar zu sein. Das Muster, nach dem sie den Garten überprüften, war komplex und wirkte auf den ersten Blick zufällig. Doch nur wenige Beobachter besaßen Arakasis eisige Geduld oder seine Begeisterung für Mathematik. Er machte sich nichts aus den Tagen, die er im Schmutz verbracht hatte, zerstochen von Insekten, gepeinigt von Sonne und Regen. Was zählte, war, daß er ihr System durchschaut und eine Möglichkeit gefunden hatte, ihre Routen vorherzusehen.
    Sein Helfershelfer trug die Kleider eines Lashiki-Bogenschützen – ein Söldner aus der nördlichen Provinz. Wie Arakasi hatte auch er es im Lauf der Jahre gelernt, ein Dutzend Verkleidungen anzulegen, und so gab seine äußere Aufmachung nichts von seiner wahren Identität preis. Und sein richtiger Name war auch nicht Sabota. Arakasi ließ ihm diese Eigenheit; es war seine Sache, wer er wirklich war, denn er hatte sich unzählige Male als zuverlässiger Kurier erwiesen. Von allen Agenten in der Nähe Ontosets, die für den Supai der Acoma arbeiteten, war Sabota der vertrauenswürdigste. Und Arakasi hatte diesem Mann einen Auftrag zu erteilen, der für das Überleben seiner Lady so wichtig war wie sein eigener.
    Ein mehrere Wochen alter Bart verbarg das Gesicht des Supai. Nach der Zeit, die er auf dem Land verbracht hatte, sah er aus wie ein Bettler. Doch wäre ihm ein Beobachter jetzt, als er mit dem Stock erneut Zeichen gab, nahe genug gekommen und hätte seine Augen gesehen, hätte er ihn für nichts anderes halten können als das, was er war: ein höchst gefährlicher Mann, der eine Mission begann, die er nicht zu überleben glaubte.
    Der Mann namens Sabota beobachtete die Nachricht Arakasis von seinem Platz am Rand der Bäume aus. Er besaß ein tadelloses Erinnerungsvermögen. Er nickte einmal und verschwand, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen.
    Arakasi hockte hinter einem Gestrüpp aus Dornen und schloß die Augen. Er betete nicht. Er setzte Hoffnung an die Stelle eines Gebets. Denn Sabota nahm Anweisungen an den stellvertretenden Supai der Acoma mit, einen Mann, den Mara niemals gesehen hatte, den Arakasi jedoch zu seinem Ersatz bestimmt hatte, sollte er von diesem Unternehmen nicht zurückkehren.
    Das Spiel begann. Wenn er nicht innerhalb einer bestimmten

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