Die Schwarzen Roben
Anzahl von Tagen eine weitere Nachricht schickte, würde sich ein neuer Supai der Lady der Acoma vorstellen. Jede Einzelheit über die Tong, die Arakasi herausgefunden hatte, würde weitergereicht und neue Pläne würden geschmiedet werden, um den Obajan doch noch zu vernichten und das von Chumaka von den Anasati bewerkstelligte Eindringen zu stoppen.
Arakasis Kopf schmerzte vor Anspannung, was nicht normal war. Das Leben war für ihn immer ein blutleerer, kalkulierter Tanz gewesen und die Gefahr seine leidenschaftslose Partnerin. Der Gedanke störte ihn, daß er Sabota möglicherweise länger als nötig bei sich behalten hatte: Er hatte die Patrouillengänge bereits vor zwei Tagen entschlüsselt. Das Warten danach war keine Vorsichtsmaßnahme gewesen; tatsächlich erhöhte sich nur das Risiko, daß die Tong ihre Gewohnheiten änderten, um genau solchen Erkenntnissen einen Strich durch die Rechnung zu machen, wie er sie gewonnen hatte. Arakasi rieb sich die Schläfen. Innere Konflikte waren ihm völlig unbekannt, und er holte ein paarmal tief Luft, um sich zu beruhigen.
Arakasi leitete eine unverbrüchliche Loyalität zu Mara, seit seine langersehnte Rache an den Minwanabi von den Acoma durchgeführt worden war. Jetzt trieb ihn die Sorge um die Sicherheit seiner Lady an, denn wenn er bei dieser irrsinnigen Aufgabe starb, würde ein Mann mit noch weniger Talent seinen Posten übernehmen. Nachdem er seinen Versuch aufgegeben hatte, sich in die Stadt der Magier einzuschleichen, deuteten bestimmte Anzeichen auf eine Einmischung der Agenten in Jamar hin, die ihren aktiven Status wieder aufgenommen hatten. Dies konnte nur das Werk Chumakas sein. Viele schlaflose Nächte hindurch hatte Arakasi die Patrouillen der Tong beobachtet und sich Gedanken über den richtigen Zeitpunkt gemacht. Es war beängstigend, jetzt, wo das Netz wie stark auch immer unterwandert war, darüber nachzudenken, die Zügel einem anderen zu übergeben. Arakasi tadelte sich in Gedanken. Wenn er sterben mußte, was zählte dann sein Leben? Niemals zuvor hatte er sich unnötige Sorgen um etwas gemacht, das außerhalb Seiner Kontrolle lag.
Die Zeit für gefühlvolle Augenblicke war vorbei. Er schob einen anderen, unerträglich unpassenden Gedanken beiseite, eine Erinnerung an seine Hände, die über das honiggoldene Haar einer Kurtisane strichen, die er längst vergessen haben sollte. Er zwang sich, seine Konzentration wieder auf das zu richten, was vor ihm lag. Die nächste Pause im Patrouillengang stand kurz bevor. Wenn er es heute tun wollte, durfte er nicht zögern, denn nach allem, was er in wochenlanger Beobachtung erfahren hatte, befand sich in der großen, bemalten Sänfte, die bei diesem Landsitz angekommen war, der lang abwesende Herr.
Der Obajan der Hamoi Tong hatte sich wieder einmal in sein Freudenhaus zurückgezogen.
Arakasi kletterte aus dem Graben, drängte sich durch die Büsche und rannte vornübergebeugt einen Gartenweg entlang. Er warf sich bäuchlings in den Schatten einer niedrigen Ziegelwand, völlig im klaren darüber, daß er sein Schicksal jetzt unwiderruflich herausgefordert hatte. Es gab keine weiteren Lücken in den Patrouillen entlang der Grenze, und am nächsten Morgen bei Anbruch des Tageslichts würde er keine Gelegenheit mehr haben, die Mauer zu überqueren, ohne von einem der Holzbalkone an den Hausvorsprüngen beobachtet zu werden.
Das Warten unterhalb der Mauer würde mindestens eine Stunde dauern. Um die Zeit irgendwie zu nutzen, ging Arakasi sämtliche Vorbereitungen noch einmal durch, schaute sich jede kleine Einzelheit an, die seine Mission bis zu diesem Augenblick begleitet hatte.
Es war ein langer Weg gewesen, an dessen Anfang das Aufspüren der Schwester der Kurtisane gestanden hatte. Es hatte sich als einfach herausgestellt, den Sklavenhändler aufzutreiben, der die Mädchen verkauft hatte, doch am Markt, wo Kamlios Zwillingsschwester ihrem neuen Besitzer hätte übergeben werden müssen, verloren sich sämtliche Spuren.
Dann wurde die Arbeit durch die Nähe zu Ontoset behindert, wo das neue Netzwerk noch im Aufbau begriffen war, nachdem das Mißgeschick im Seidenlager das alte zerstört hatte. Wochenlang verfolgte er falsche Fährten, die ihn schließlich zu dem Schluß führten, daß die für die Tong bestimmten Mädchen niemals den Marktplatz von Ontoset erreicht hatten.
Arakasi hatte einen Weg zurückverfolgt und aus der beiläufigen Bemerkung eines betrunkenen Fahrers erfahren, daß hin und wieder
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