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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Robe und betätigte einen Knopf.
    Ein tiefes, unnatürliches Summen überlagerte das Gemurmel im Hof, und Hokanu befand sich wieder allein auf der Galerie. Es waren Feinde unter den Verwandten und Gästen, die nur darauf warteten, bei anderen Schwächen oder Stärken zu finden, die sich ausnutzen ließen. So war das Spiel des Rates. Doch als der neue Lord der Shinzawai durch den dunstigen Qualm auf ihre feinen Kleider blickte, konnte er nicht umhin, zu erkennen, daß niemals zuvor soviel auf dem Spiel gestanden hatte. Dieses Mal war der Preis, um den es ging, das Kaiserreich Tsuranuanni selbst.

    Das letzte, private Ritual für den verschiedenen Shinzawai-Lord wurde in der Dämmerung abgeschlossen. Eine dünne Nebeldecke schwebte über dem Boden des Heiligen Hains, als der neue Herrscher einige Zeit an dem Ort der Besinnung verweilte und sich von der zunehmenden Dämmerung beruhigen ließ und von der Möglichkeit, allein zu sein.
    Die herbstlichen Schatten zwischen den obstbeladenen Bäumen wurden länger. Hokanu setzte sich auf eine Steinbank, doch es herrschte noch immer eine drückende Hitze. Es gab keine Brise, die Kühlung hätte bringen können, und der Geruch verbrannter Asche hing noch immer in der Luft. Hokanu fingerte am ausgefransten Saum der Kleidung herum, die er für Kamatsus Beerdigung angelegt hatte. Er ballte die Hände zu Fäusten und zerknüllte den Stoff. Das Haus war voller Gäste, um die er sich kümmern sollte; es war selbstsüchtig, sich einen Augenblick des Friedens zu gönnen.
    Doch die Ruhe des Heiligen Hains und das träge Summen der sich vom Fallobst nährenden Insekten gaben ihm die Möglichkeit nachzudenken. Fumitas Warnung hatte nicht nur Mara gegolten, erkannte er. Hokanu kräuselte die Stirn. Die sparsamen Worte des Magiers waren mindestens genauso für ihn bestimmt gewesen, für den Sohn, der jetzt den Mantel des Lords trug.
    Denn wenn Hokanu sich als Lord der Shinzawai entschied, um Maras willen gegen die Anasati vorzugehen, würde der Versammlung der Magier nichts anderes übrigbleiben als zu handeln – weil er Maras Mann war. Zwar war er durch die Heirat nicht ihr Lord geworden, doch wenn er auch dem Namen nach kein Acoma war, so doch zu einem großen Teil im Herzen. Er war nicht der Gute Diener des Kaiserreiches. Er besaß nicht Maras Rang und Ehren als schützenden Schild.
    Nein, Fumita hatte ihn warnen wollen, ihn ganz allein. Er mahnte ihn, die Geduld der Versammlung nicht überzustrapazieren, die sich über nie dagewesene Angelegenheiten entzweit hatte.
    Hokanu begriff mit einem leichten Schauder, daß er die Shinzawai unter allen Umständen aus der Fehde mit Lord Jiro heraushalten mußte. Seine Wahrnehmungsfähigkeit ließ ihn erkennen, was Fumita verschwiegen hatte. Daß er jetzt Lord eines der mächtigsten Häuser im Kaiserreich war – und wenn auch noch nicht offiziell Kriegslord, so doch bei der nächsten Ratssitzung des Clans Kanazawai. Wenn sich die Streitkräfte der Acoma und Shinzawai zusammenschlossen und die Clans Kanazawai und Hadama anführten, würde keine Streitmacht im Kaiserreich sie aufhalten können. Und unter solch verzweifelten Umständen würde die zerstrittene Versammlung ihre Streitigkeiten beiseite schieben.
    Es durfte niemals einen solchen Grund geben, oder die Acoma und Shinzawai würden zu Staub zermalmt werden und sich niemals wieder erheben. Hokanu hatte den Tod von zweihundert Kriegern gesehen, dem die Vernichtung eines ehrenvollen Hauses gefolgt war – und all das durch die Hand eines einzigen Magiers. Wenn sich Hunderte von ihnen verbündeten, würde sich keine Armee ihnen entgegenstellen können.
    Hokanu erhob sich. Der Heilige Hain der Shinzawai war kein Ort des Friedens mehr, und der Schweiß auf seiner Haut ließ ihn frösteln. Der Platz neben ihm, an dem an fast allen anderen Orten Mara gestanden hätte, fühlte sich noch kälter und leerer an.

Dreizehn
    Wendung

    Arakasi wartete.
    Die Wache unter ihm bewegte sich lautlos, die Füße in wattierten Strümpfen, damit er unbemerkt blieb. Er trug eine kurze schwarze Robe, die übliche Kleidung für einen Attentäter der Hamoi Tong, und die Kopfbedeckung verhüllte alles bis auf die Augen. Über seinem Rücken hing ein Kurzbogen, und am Gürtel waren ein Hüftköcher mit Pfeilen und eine Auswahl von Stichwaffen befestigt. Er huschte unter dem Baum hindurch, in dem der Supai hockte und kaum zu atmen wagte, und verschwand wie ein geisterhafter Schatten in der Dämmerung. Arakasi zählte im

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