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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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wie im Blutigen Meer, der Heimat der Egu.«
    Mara hatte niemals eine Egu gesehen, jene gigantischen Schlangen, die in den Tiefen der Ozeane lebten, doch sie war gesegelt und hatte Deckshelfer darüber reden hören, wie sie gegen die Verwüstungen dieser Wesen mit flammenden Lanzenspitzen gekämpft hatten. »Gibt es weiteres Land jenseits dieser Ozeane?«
    »Viele Nationen, Lady«, bejahte die Königin. »So viele Länder wie im Meer westlich von uns.«
    So sehr verwundert, daß er das Protokoll vergaß, schaltete Lujan sich ein. »Warum weiß unser Volk nichts davon?«
    Schnell nickte Mara und bestätigte damit seine eigentlich unverschämte Einmischung. »Warum?«
    »Das ist verboten.«
    Maras Gedanken rasten. Was war verboten? Nicht das Wissen über die Nationen jenseits der Grenzen Tsuranuannis, sonst hätte die Königin ihr nicht einmal diese dürftigen Anhaltspunkte gegeben. Wußten die Fremden auf der anderen Seite des Meeres von der Bedrohung durch die Schwarzen Roben? Mara unterdrückte ein Zittern. Solche Gedanken waren zu gefährlich, um sie laut auszusprechen, selbst hier. Sie und die gewaltige Cho-ja-Königin blickten sich an, und die Anspannung in der Stille wuchs. Wenn sie nur beide offener sprechen könnten, würde sie soviel verstehen! Dennoch stachelte ihre Neugier sie weiter an. Mara fühlte neue Hoffnung in sich aufsteigen. Denn wenn auch die Macht der Versammlung noch immer übermächtig sein und ihr Name und der ihrer Familie der Vergessenheit anheim fallen sollte, war sie sich doch der Gegenwart einer größeren Welt jenseits des Kaiserreiches bewußt geworden. Sie konnte dorthin reisen, auf der Suche nach neuen Erkenntnissen, und vielleicht eine Antwort finden, die sie aus ihrer mißlichen Lage herausführte. Plötzlich spürte Mara die vielen Stunden, die sie bereits in den unterirdischen Höhlen verbracht hatte, und sie hatte das Bedürfnis zu gehen. Wenn sie vorhatte, das Kaiserreich zu verlassen, würde sie eine List anwenden und für Vorräte und sorgfältige Planung sorgen müssen. Ihre Feinde, besonders Jiro, durften von ihrem Vorhaben und ihrer Reise nichts erfahren. Während sie über praktische Dinge grübelte, wurde ihr klar, daß sie auch einige Bereiche ihrer eigenen Kultur noch erforschen mußte. Sie konnte bei den Tempeln beginnen, deren Priester in mächtigen Geheimnissen geschult wurden; und es gab die Magier des geringeren Pfades, Meister und manchmal Scharlatane, die nicht zum Studium in der Stadt der Magier zugelassen worden waren.
    Begierig, endlich beginnen zu können, bereitete sich Mara auf ein Ende der Unterhaltung mit der Königin vor. »Königin, die Göttin des Schicksals muß mich hierhergeführt haben, denn mir wurde neue Hoffnung für meine Schwierigkeiten gegeben.«
    Die Königin winkte mit einem Vorderglied. »Das freut uns. Obwohl wir es immer noch als merkwürdig empfinden, daß Ihr so weit flußabwärts reisen müßt, wo wir doch so nah sind.«
    Mara wölbte die Brauen. »Dann ist das Bewußtsein der Schwärme also verbunden und eins? Ich könnte mit Euch sprechen, wenn ich mich an die Königin des Stocks richte, in deren Land ich jetzt wohne?«
    »Immer.«
    Mara war glücklich darüber, einen Weg der Kommunikation gefunden zu haben, wo immer ihre Reisen sie auch hinführen mochten. »Wenn ich das Kaiserreich verlasse, könnte ich in Kontakt mit Euch treten, wenn ich die Cho-ja einer entfernten Nation aufsuche?«
    »Das ist verboten.«
    Wieder quälte Mara die Nähe zu einer Entdeckung. »Eine Frage noch, falls Ihr zu einer Antwort bereit seid. Warum verhandelt Ihr mit mir und anderen, die Eure Eroberer waren?«
    Die Königin zögerte. Mara fürchtete schon, doch noch die Grenze der Klugheit überschritten zu haben, und wagte kaum zu atmen. Doch dann, als die Wärter ihre Arbeit nach wie vor erledigten, erkannte sie: Die Königin war nicht verärgert, sondern suchte nach den richtigen Worten. Eine Weile erwartete Mara, daß auch diese Antwort verboten wäre.
    Doch die Königin fügte sich, ihr Kopf zuckte leicht zurück und ihre Worte waren ernst. »Wir sind nicht erobert worden, Lady der Acoma.«
    »Und der Vertrag?« Es ärgerte Mara, daß sie nicht mehr verstand.
    Die Königin erklärte rasch: »Selbst ein gefangenes Volk kann verhandeln.«
    Mara erhob sich von den Kissen, damit die Bediensteten, denen sie bereits das Zeichen zum Einpacken der Teeutensilien gegeben hatte, ihren Pflichten nachgehen konnten, ohne sie zu stören. »Warum erzählt Ihr mir all

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