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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Kühnheit verblüfft. Seine Augen weiteten sich, und seine Stimme wurde zu einem Flüstern. »Die Erhabenen?«
    Mara nickte Saric zu, da die Erklärungen, die jetzt folgen würden, besonders auf seinen Bemühungen beruhten.
    »Einige Ereignisse in den letzten paar Jahren haben mich dazu veranlaßt, mir die Frage nach den Motiven der Schwarzgewandeten zu stellen«, begann der junge Berater. »Der Tradition nach nehmen wir es als gegeben hin, daß sie für das Wohl des Kaiserreiches handeln. Doch würde es nicht ein neues Licht auf die Dinge werfen, wenn es in Wirklichkeit gar nicht so wäre?« Sarics trockener Humor verflog angesichts der unbehaglichen Atmosphäre, die vor Spannung zu knistern schien. »Von besonderer Bedeutung ist dabei die Frage: was, wenn die Weisheit der Versammlung sich auf ihre eigenen Interessen richtet? Immer wieder schieben sie die Stabilität des Kaiserreichs vor; doch warum sollten sie den Zusammenprall der Acoma mit den Anasati als Folge gerechter Rache fürchten?« Der Erste Berater der Acoma beugte sich vor, die Ellenbogen auf den im Schneidersitz verschränkten Knien. »Diese Magier sind sicher nicht dumm. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie nicht begreifen, daß sie das Kaiserreich in fürchterliche Zwietracht stürzen, wenn sie einen verräterisch mordenden Lord ungestraft davonkommen lassen. Ein Mord, der nicht gerächt wird, ist ein ausdrücklicher Widerspruch zur Ehre. Ohne das politische Ränkespiel des Hohen Rates, ohne das beständige Geben und Nehmen der Fraktionen haben wir einen Zustand, in dem jedes Haus ungebunden ist, das Überleben abhängig von dem guten Willen und den Versprechen anderer.«
    Mara wandte sich erklärend an ihren Supai: »Innerhalb eines Jahres werden ein Dutzend oder mehr Häuser zu existieren aufhören, weil es mir verboten wurde, auf dem Schlachtfeld gegen jene vorzugehen, die die Herrschaft des Kriegsherrn wieder einführen wollen. Ich bin machtlos in der politischen Arena. Mein Clan darf nicht das Schwert gegen die Traditionalisten erheben, die jetzt Jiro als ihren Mann an der Spitze benutzen. Wenn ich keinen Krieg gegen ihn führen darf, kann ich nicht länger mein Versprechen halten, jene Häuser zu beschützen, die von einem Bündnis mit den Acoma abhängig sind.« Sie schloß einen Moment die Augen und schien sich zu sammeln.
    Mara stieg noch weiter in Arakasis Achtung, da er schlagartig etwas verstand: Sie hatte sich von der Trauer genügend erholt und wieder Vernunft angenommen. Sie wußte tief in ihrem Innern, daß die Beweise gegen Jiro zu offensichtlich waren, als daß man sie hätte ernst nehmen können. Doch jetzt mußte sie ohne mit der Wimper zu zucken die Konsequenzen dafür tragen, daß sie bei der Beerdigung die Beherrschung verloren hatte. Sie hatte den Namen ihrer Familie beschämt, Jiros Schuld oder Unschuld war gar nicht mehr wichtig. Seine Unschuld jetzt zuzugeben, wäre das öffentliche Eingeständnis eines Fehlers. Und das konnte sie nicht ehrenhaft tun, ohne daß sich eine weit schlimmere Frage erhob: Glaubte sie wirklich, daß die Hände ihres Feindes nicht mit Ayakis Blut besudelt waren – oder verzichtete sie einfach nur darauf, Vergeltung für Ayaki zu fordern? Einen Mord nicht zu rächen, bedeutete einen unwiderruflichen Verlust der Ehre.
    So bedauerlich sie ihren Wutausbruch und ihre falschen Gedanken inzwischen finden mochte – jetzt konnte Mara gar nicht mehr anders, als so zu tun, als hätte sie die ganze Zeit an den Verrat der Anasati geglaubt. Alles andere wäre nicht tsuranisch gewesen und hätte eine Schwäche bedeutet, die ihre Feinde sofort ausnutzen würden, um sie zu Fall zu bringen.
    Als würde sie unangenehmen Erinnerungen entfliehen, fuhr Mara fort: »Innerhalb von zwei Jahren werden viele von denen, die wir zu unseren Verbündeten zählen, tot oder entehrt sein, und viele andere, die eigentlich neutral sind, werden überredet oder durch politischen Druck dazu gezwungen worden sein, ins Lager der Traditionalisten zu wechseln. Die ziemlich erschöpfte Kaiserliche Partei wird sich wehren, doch ohne unsere Unterstützung besteht die verheerende Wahrscheinlichkeit, daß ein neuer Kriegsherr den Rat wieder einberufen wird. Sollte dieser traurige Tag anbrechen, wird der Mann im weißgoldenen Mantel Jiro von den Anasati sein.«
    Arakasi rieb sich mit einem Knöchel über das Kinn; wilde Gedanken kreisten in seinem Kopf. »Ihr vermutet also, daß die Versammlung ihre ganz eigenen Gründe hat, sich in die

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