Die Schwarzen Roben
Genüssen und Reichtum belohnt werden, das versichere ich Euch.«
Jican beugte sich zu seiner Lady hinüber. »Laßt mich nach einem Vorkoster schicken, Mylady«, schlug er vor.
Mara warf ihrem Hadonra einen prüfenden Blick zu. Auch er war neugierig. Aber da war noch mehr; er hatte noch etwas anderes über diesen geheimnisvollen Händler von der anderen Seite des Spalts zu sagen. Sie griff nach unten und zog ihren Fächer aus der Schärpe. Sie öffnete ihn und verbarg damit die Lippen vor ihrem Besucher, als sie flüsterte: »Was muß ich sonst noch über diesen Mann wissen?«
Jican sah unglücklich aus. »Es ist nur ein Verdacht«, murmelte er so leise, daß nur sie es verstehen konnte. »Ich habe Nachrichten von einem Makler, der uns freundlich gesonnen ist. Dieser Janaio hat auch versucht, mit dem Lord der Matawa ins Geschäft zu kommen.«
»Der ein treuer Verbündeter von Jiro und den Traditionalisten ist.« Mara wedelte mit ihrem Fächer. »Glaubt Ihr, daß er sich aus unserer Rivalität einen größeren Gewinn erhofft?«
Der Hadonra zog einen Schmollmund, wie häufig, wenn er nachdachte. »Das kann ich nicht sagen. Möglich ist es. Wenn er Waren von großem Wert hat, wird das Haus, das die Konzessionen erhält, enorm davon profitieren.«
Das brachte Maras Gedanken zum wichtigsten Punkt zurück. Sie durfte sich nicht einfach ihrer von der Schwangerschaft herrührenden Müdigkeit hingeben und dadurch womöglich den Anasati kampflos irgendeinen Vorteil überlassen. Sie klatschte in die Hände, um ihren Läufer zu rufen. Dann sandte sie ihn in die Küche, um einen Koch zu holen, der als ihr Vorkoster dienen sollte. Sie schickte auch nach Saric und Lujan, denn deren Ratschläge mochten später benötigt werden.
Janaio beobachtete ihre Vorsichtsmaßnahmen mit unterwürfiger Zustimmung. »Ihr seid sehr weise, Lady Mara. Obwohl ich Euch versichern kann, daß meine Absichten vollkommen ehrlich sind.«
Mara faltete ohne weiteren Kommentar ihre Hände über ihrem Bauch. So kurz vor der Geburt von Hokanus Sohn konnten die Vorsichtsmaßnahmen gar nicht streng genug sein. Sie wartete, ohne auf Janaios Versuche einzugehen, erneut ein Gespräch zu beginnen, bis ihre Ratgeber eintrafen.
Saric wirkte überrascht, als er die Halle betrat; das bewies, daß er den Mann für einen Midkemier gehalten hatte, der sich im Stil des Kaiserreichs kleidete. Ein kurzer Blick auf den Ersten Berater der Acoma ließ Janaio sich straffen. Als ob seine Instinkte ihn warnten, daß man sich vor Sarics Wahrnehmungsfähigkeit in acht nehmen mußte, zählte er knapp seine Bürgschaft auf: »Ich möchte alles tun, um Eure Sorgen zu zerstreuen, große Lady. Und da die Waren, die ich bei mir habe, so exotisch sind, daß niemand in diesem Land sie gut genug kennt, um irgendeine Verfälschung feststellen zu können, schlage ich vor, daß ich jede Tasse mit Euch teile.«
Unbeeindruckt von der goldenen Kette und den rhetorischen Fähigkeiten des Händlers blieb Sarics Gesicht bei dieser Ankündigung ausdruckslos. Er sah genau hin, als der Händler seine Ärmel hochschob, um zu zeigen, daß er weder einen Ring noch einen Armreifen trug und nichts in seiner Robe verbarg. »Wenn Ihr Eure Diener heißes Wasser, drei Töpfe und Tassen aus Euren Schränken vorbereiten laßt, werde ich die Zutaten beisteuern. Dann könnt Ihr wählen, aus welcher Tasse ich trinken soll und aus welcher Ihr trinken wollt.« Er lächelte breit angesichts des schweigenden Saric und meinte: »Wenn es Euch beruhigt, Lady, werde ich das gleiche Risiko tragen.«
Trotz der Zurückhaltung ihres Ersten Beraters war Mara fasziniert. »Was versucht Ihr unserem Kaiserreich zu bringen?« fragte sie.
»Köstliche Getränke, Herrin. Ein wundervolles Sortiment von ungewöhnlichen aromatischen Getränken, die Euren Gaumen erstaunen werden. Sollte dieses Unternehmen sich als profitabel erweisen – und ich versichere Euch, das wird es –, dann werde ich auch exotische Weine und Biere ins Kaiserreich bringen, von den besten Winzern und Brauern des Königreichs der Inseln.«
Mara wog ihre Eindrücke gegeneinander ab. Kein Wunder, daß dieser Mann auf Midkemia geblieben war. Er mochte als Soldat eines Hauses gedient haben, vor jener letzten Schlacht des Spaltkrieges, doch er war ein geborener Kaufmann. Sie warf Lujan, der gerade eintraf und rasch zu seinem Platz marschierte, einen verstohlenen Blick zu. Wenn das Schicksal ihn auf die andere Seite des Spalts verschlagen hätte, dann wäre er
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