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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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und huschten durch ihre unbewaffneten Reihen wie Wind durch Schilfrohr. In weniger als einer Minute waren Janalos Träger tot; das Blut aus ihren durchschnittenen Kehlen tränkte den hölzernen Fußboden. Die Attentäter, die die Söldner hielten, ließen ihre Seidenschnüre los. Tote Midkemier krachten als leblose Bündel zu Boden; hier einer mit zerschmetterten Knöcheln unter der Hüfte, dort ein anderer, dessen Bart rot gefärbt von seiner durchbissenen Zunge war.
    Janaio zog seine wertvollen Roben aus und warf sie zwischen die Leichen. Einer der Schwarzgekleideten verbeugte sich vor ihm und hielt ihm einen kleinen Beutel hin. Janaio zog eine schwarze Robe heraus und warf sie sich über die Schultern. Dann zog er ein Fläschchen aus seiner Tasche und schmierte süßlich riechende Salbe auf seine Hände. Das Fett entfernte eine Farbschicht; wenn es heller gewesen wäre, hätte man jetzt die rote Farbe und die Tätowierung eines Hamoi-Attentäters sehen können.
    Aus der finstersten Ecke erklang eine Stimme: »Ist es vollbracht?«
    Der Mann, der kein Händler war und sich nur aus praktischen Gründen Janaio nannte, verbeugte sich. »Wie Ihr es befohlen habt, verehrter Meister.«
    Ein kräftig gebauter Mann trat mit leichtem Schritt aus seinem Versteck. Es klapperte und klimperte, wenn er sich bewegte; bei jedem Schritt stießen an Lederriemen hängende, aus Knochen geschnitzte Schmuckstücke gegen die tödlichen Waffen, die er am Gürtel trug. Seine Robe war mit Knöpfen übersät, die aus den Schädeln seiner Gefangenen geschnitzt waren; die Riemen seiner Sandalen bestanden aus getrocknetem Menschenfleisch. Er warf keinen einzigen Blick auf die Leichen, vermied es aber, in die Blutlachen zu treten. Der Obajan der Hamoi Tong nickte; die Skalplocke, die von seinem ansonsten kahlgeschorenen Schädel hing, tanzte über seinen Rücken. »Gut.« Er hob einen mit gewaltigen Muskeln versehenen Arm und zog ein Fläschchen aus der Brusttasche seiner Robe. »Du bist sicher, daß sie getrunken hat?«
    »So wie ich es getan habe, Meister.« Der falsche Händler verbeugte sich noch einmal tief. »Ich habe den Trank in die Schokolade getan, weil ich wußte, daß dieses Getränk unwiderstehlich ist. Ihr Hadonra ist noch einmal davongekommen; er hatte das Glück, sich die Zunge zu verbrennen. Aber die Lady hat ihre Tasse bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken. Sie hat so viel von dem langsam wirkenden Gift zu sich genommen, daß es ausreichen würde, drei Männer zu töten.« Als er geendet hatte, leckte sich der Attentäter nervös die Lippen. Ängstlich und schwitzend riß er sich zusammen und wartete.
    Der Obajan rollte das Fläschchen zwischen seinen Handflächen hin und her – das Fläschchen mit dem Gegenmittel gegen das seltene Gift, das in der Schokolade gewesen war. Mit steinernem Gesichtsausdruck beobachtete er, wie die Augen seines Untergebenen der Bewegung folgten. Aber der Leidende hielt seine Verzweiflung zurück. Er brach nicht zusammen und bettelte nicht.
    Ein dünnes Lächeln teilte die Lippen des Obajan. »Du hast gute Arbeit geleistet.« Er reichte das Fläschchen seinem Gegenüber; es war grün, die Farbe des Lebens. Der Mann, der sich Janaio von LaMut genannt hatte, ergriff das Begnadigung versprechende Gefäß mit zitternden Händen, riß das Wachssiegel ab und trank das bittere Gebräu. Dann lächelte auch er.
    Eine Sekunde später erstarrte sein Gesichtsausdruck. Er verspürte plötzlich Furcht und etwas, das zunächst wie ein Hauch von Unsicherheit wirkte. Seine Augen weiteten sich, als Schmerzen durch seinen Unterleib stachen, und er starrte das leere Fläschchen an. Seine Finger wurden plötzlich kraftlos. Der Behälter mit seinem falschen Versprechen fiel zu Boden, und die Knie des falschen Händlers zitterten. Ein Stöhnen kam über seine Lippen. Er stürzte zu Boden und krümmte sich.
    »Warum?« Seine Stimme, die dieses Wort mühsam zwischen krampfartigen Schmerzwellen ausstieß, war nur noch ein Krächzen.
    Die Antwort des Obajan war sehr sanft. »Weil sie dein Gesicht gesehen hat, Kolos, genau wie auch ihre Ratgeber. Und weil es den Zielen der Hamoi dient. Du stirbst ehrenvoll, im Dienst an den Tong. Turakamu wird dich mit einem großen Fest in seinen Hallen willkommen heißen, und du wirst in einer höheren Position auf das Rad des Lebens zurückkehren.«
    Der betrogene Mann kämpfte gegen den Wunsch an, sich vor Schmerzen hin und her zu werfen. Leidenschaftslos bemerkte der Obajan: »Die

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