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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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gemacht wird, die Rübe genannt wird. Einige Leute bevorzugen auch einen Spritzer Milch; andere den Saft einer sauren Frucht, die der Ketundi Kelewans ähnelt.«
    Mara nahm einen weiteren Schluck und merkte, daß es ihr immer besser schmeckte. »Wie nennt Ihr es?«
    Der Mann lächelte. »Es ist Tee, Gute Dienerin.«
    Mara lachte. »Viele Dinge werden ›Tee‹ genannt, Janaio von La-Mut. Wie heißt die Pflanze, die Ihr aufgebrüht habt?«
    Der Händler antwortete mit einem tsuranischen Achselzucken. »Das ist der Name der Pflanze oder genauer der Blätter von dem Busch. Wenn in LaMut jemand ›Tee‹ sagt, dann sprechen sie hiervon, nicht von den in heißem Wasser ziehenden Mischungen aus Pflanzenstengeln, die Ihr hier trinkt. Doch auch von dieser Köstlichkeit gibt es viele verschiedene Sorten, kräftig, sanft, süß und bitter. Man wählt je nach Anlaß.«
    Mara nickte, mittlerweile fasziniert. »Was habt Ihr sonst noch?«
    Janaio nahm einen zweiten Topf und bereitete ein zweites heißes Getränk zu. »Dies ist etwas ganz anderes.«
    Eine schwarze Flüssigkeit, die kräftig und berauschend duftete, wurde Mara gereicht. Diesmal ersetzte Jican den Vorkoster; seine Aufregung ließ ihn die sonst übliche Vorsicht vergessen. Mara konnte es kaum erwarten, bis ihr Hadonra einen Schluck genommen hatte, damit sie selbst versuchen konnte. Das Getränk war bitter und doch pikant. »Wie nennt Ihr dies hier? Es erinnert mich schwach an Chocha.«
    Janaio verbeugte sich angesichts ihrer spürbaren Begeisterung.
    »Das ist Kaffee, Herrin. Und wie der Tee hat er tausend unterschiedliche Vettern. Was Ihr gerade trinkt, wächst in Pflanzungen hoch auf den Hügeln von Yabon. Gut, kräftig, doch kaum eine Köstlichkeit.« Er klatschte in die Hände, und einer seiner Diener brachte einen anderen Korb, kleiner und mit festlichen Bändern geschmückt. »Laßt mich Euch ein Geschenk anbieten. Hier sind ein Dutzend Proben für Euch, die Ihr ausprobieren könnt, wann immer Ihr wollt. Auf jeder Probe ist genau beschrieben, aus welchen Bohnen sie besteht und wie sie zuzubereiten ist.«
    Mara stellte ihre halbleere Tasse beiseite. Diese Probe lenkte sie von ihrer problematischen Ehe ab, und der Tag verstrich. Sie zögerte, auf die Stunde zu verzichten, die sie immer mit ihrem Sohn verbrachte, wenn er sein Abendessen zu sich nahm. Justin war gerade einmal fünf Jahre alt, zu jung, um Verspätungen zu verstehen.
    Janaio, der ihre Ungeduld spürte, hob bittend eine Hand. »Das erstaunlichste Getränk habt Ihr noch nicht gekostet.« Schnell, bevor die Lady sich erheben und gehen konnte, fragte er ihren Diener: »Bitte, könnte ich etwas Needra-Milch bekommen?«
    Mara hätte der Dreistigkeit dieses Mannes widersprechen können, doch von einem Midkemier mußte man geradezu erwarten, daß er sich ungestüm aufführte. Sie verbarg ihre Müdigkeit und gab dem Diener ein Zeichen, das Gewünschte herbeizubringen. In der Zwischenzeit neigte sich Saric zu seiner Lady. »Achtet darauf, wie raffiniert er ist«, flüsterte er. »Dieser Mann wurde als Tsurani geboren. Er ahmt die midkemische Dreistigkeit nur nach, ganz so, als ob er wüßte, daß Ihr einmal eine Vorliebe für solch ein Verhalten hattet. Ich mag dieses glatte Spiel mit Euren Sympathien nicht, Mylady. Bitte seid vorsichtig.«
    Mara tippte sich mit dem Fächer ans Kinn. Ihr Berater hatte recht, wenn er Zurückhaltung von ihr wünschte. »Dieser Janaio trinkt aus dem gleichen Topf wie ich. Sicher wird eine weitere Probe keinen Schaden verursachen. Danach ist die Audienz beendet.«
    Sarics Antwort bestand aus einem leichten Nicken, doch er wechselte mit Jican einen Blick, der den Hadonra nachdenklich werden ließ. Als der Diener mit einem kleinen Milchkrug zurückkehrte, meinte Jican, daß er ebenfalls eine Tasse zum Versuchen haben wollte, unabhängig von dem Sklaven, der weiter seiner Aufgabe nachgehen würde.
    »Aber natürlich«, stimmte Janaio mit freundlicher Stimme zu. »Ihr seid ein gewitzter Mann, der jede Nuance des Handels, dem sich Euer Haus vielleicht widmen wird, verstehen will.« Während Maras Ratgeber erstaunt zusahen, goß der Händler zu gleichen Teilen Milch und heißes Wasser in den letzten Topf. Seine Kette glitzerte, als er sich zu seinem Korb hinüberbeugte; dabei sprach er die ganze Zeit. »Zuweilen werdet Ihr vielleicht nur Milch verwenden wollen, denn das macht das Getränk vollmundiger.«
    Er beendete seine Vorbereitungen mit noch schwungvolleren Bewegungen als zuvor.

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