Die Schwarzen Roben
Wieder gab er das Tablett mit den Tassen dem Diener, damit Mara ihre zuerst wählen konnte. Sie tat es nicht, sondern wartete, bis Jican und der Vorkoster ihre Wahl getroffen hatten. Der Duft dieses Getränks war berauschend. Der kleine Hadonra schüttelte seine Angst ab und trank. Er zuckte mit einem unterdrückten Aufschrei zurück, als er sich die Zunge verbrannte.
Der Händler hatte die Würde, nicht zu lachen. »Ich bitte um Entschuldigung, Mylady. Ich hätte daran denken sollen, Euch zu warnen: Dieses Getränk wird sehr heiß serviert.«
Jican gewann seine Haltung zurück. »Mylady«, sagte er aufgeregt, »der Geschmack dieser Kostbarkeit ist unglaublich.«
Der Hadonra und die Lady blickten zu dem Sklaven, der als Vorkoster diente. Er war vorsichtiger gewesen als Jican und hatte sich nicht die Zunge verbrannt, und jetzt schlürfte er mit so offensichtlichem Wohlbehagen, daß Mara dem Diener ein Zeichen gab, ihr das Tablett zu reichen.
Als sie eine der letzten beiden Tassen auswählte, sagte Janaio: »Wenn Kaffee Euch an Chocha erinnert, dann mag dieses Wunder Euch an die Chocha-la erinnern, die Ihr für Eure Kinder zubereitet. Doch ich möchte in aller Bescheidenheit behaupten, daß Chocha-la sich zu Schokolade verhält wie mein bescheidenes Selbst zu Eurer Herrlichkeit.«
Mara nahm einen Schluck und schloß die Augen angesichts des wunderbaren Geschmacks. Unfähig, ihre Überraschung und ihr Vergnügen zu verbergen, seufzte sie glücklich.
Grinsend nahm Janaio die letzte Tasse vom Tablett und trank einen großen Schluck. »Dies ist Schokolade, Herrin.«
Mara konnte nicht anders, sie mußte an Kevin denken, der bei mehr als einer Gelegenheit erzählt hatte, daß er die Süßigkeiten aus Schokolade vermißte, die auf den Festen seiner Heimatwelt gereicht wurden. Jetzt endlich verstand sie ihn.
Sie blinzelte, um die Feuchtigkeit aus ihren Augen zu vertreiben, und tat dabei so, als würde sie den Dampf aus der Tasse meiden. »Das ist etwas Wunderbares«, sagte sie.
Janaio stellte seine leere Tasse beiseite und verbeugte sich. »Ich bitte um die Erlaubnis, die alleinige Lizenz zum Import zu erhalten, Herrin.«
Mara schüttelte bedauernd den Kopf. »Das kann ich Euch nicht gewähren, Janaio von LaMut. Mein von der Kaiserlichen Regierung ausgestelltes Patent ist auf ganz bestimmte Waren beschränkt.«
Offensichtlich enttäuscht, begann der Händler wild zu gestikulieren. »Dann vielleicht eine Handelsabmachung. Wenn Ihr mir keine Exklusivität gewähren könnt, dann laßt mich zumindest durch das mächtigste Handelshaus im Kaiserreich handeln.«
Mara trank noch einen Schluck von der wunderbaren Flüssigkeit; sie erinnerte sich wieder daran, daß sie vorsichtig sein wollte. »Was ist mit den Matawa?«
Janaio räusperte sich mißbilligend. »Ihr Angebot war beleidigend, nein, erniedrigend, und sie haben keine so erfahrenen Makler wie Ihr. Sie brauchen immer noch Dolmetscher, um ihre Geschäfte zu machen, und das ist eine unglückliche Situation für jemanden wie mich, der mit Luxusartikeln handelt. Ich wünschte mir keine Vorgehensweise, die zwangsläufig zu Mißverständnissen führen muß, oder auch nur die Möglichkeit, ausgenutzt zu werden.«
Mara kostete die letzten Tropfen des Getränks aus und sagte dann: »Soviel kann ich Euch zusagen.« Bedauern schwang in ihrer Stimme mit, als sie hinzufügte: »Ich kann andere nicht daran hindern, diese Getränke zu uns zu bringen. Aber vielleicht können einige gewitzte Einkäufe in LaMut es anderen erschweren, mit Erfolg gegen unsere Interessen anzutreten.« Mit diesen Worten bereitete sie ihren Abgang vor. Die Regelung der letzten Details konnte sie getrost Jican überlassen.
Der Händler verbeugte sich, bis seine Stirn den Boden berührte. »Herrin, Eure Weisheit ist legendär.«
Mara erhob sich. »Wenn wir beide vom Import der Schokolade ins Kaiserreich reich geworden sind, werde ich dieses Kompliment akzeptieren. Doch jetzt muß ich mich um andere Angelegenheiten kümmern. Jican wird die Dokumente aufsetzen, die unsere Partnerschaft besiegeln.«
Während Diener herbeieilten, um die benutzten Tassen abzutragen, und Jican die Stirn in Falten legte und die komplizierten Feinheiten des Handelsabkommens überdachte, verließ Mara mit Lujan und Saric den Raum. Draußen, im Zwielicht des Korridors vor Blicken geschützt, warf Saric seiner Herrin einen griesgrämigen Blick zu. »Ihr habt ein großes Risiko auf Euch genommen, Mylady. Jeder Händler aus
Weitere Kostenlose Bücher