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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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stand das Haus, in dem STUDIO 1 und STUDIO 2 untergebracht waren. Die weißen Schilder über dem Foyer waren noch beleuchtet, grellbunt schrien die roten und königsblauen Buchstaben in die lautlose Nacht hinein: »Die Nymphomanin (nur für Erwachsene)«. Versuchte die bunte Schrift ihm etwas zu sagen? Er besah sich mit Lewis die Bilder, die draußen hingen. Sie zeigten eine üppige Schönheit, an der ersichtlich alles dran war, auch wenn irgendein unvergleichlicher Idiot eine Reihe fünfzackiger Sterne über die Titten der unvergleichlichen Inga geklebt hatte.
     

20
     
    Müde und unrasiert stellte Morse sich am nächsten Morgen um halb acht im Büro ein. Er hatte ein paar Stunden zu schlafen versucht, aber in seinem Kopf hatte es weiter gewühlt, so daß er schließlich den ungleichen Kampf aufgegeben hatte. Er wußte, daß er mit seinen Problemen sehr viel besser zu Rande kam, wenn er völlig abschalten konnte. Da das nicht ging, konnte er zumindest versuchen, sein Hirn mit einem Kreuzworträtsel fit zu halten. Er schlug die letzte Seite der Times auf, sah auf die Uhr, notierte die Zeit auf dem linken Rand und fing an. Er brauchte zwölfeinhalb Minuten. Keine Bestzeit, aber nicht schlecht. Und wenn ihm nicht das eine Wort gefehlt hätte, wäre er in zehn Minuten fertig gewesen. »… in dem die Langerhans-Inseln liegen.«
    Geschlagene zwei Minuten hatte ihn das -e-a-s angegrinst, ehe der Groschen gefallen war. Zum Glück hatte er sich dann an ein Radioquiz erinnert, bei dem ein Teilnehmer das Südchinesische Meer, ein anderer die Ostsee, ein dritter das Mittelmeer vorgeschlagen hatte. Und das Studiopublikum, das durch den Quizmaster die richtige Antwort kannte, hatte sich vor Lachen den Bauch gehalten.
    Im Lauf des Vormittags liefen die Informationen Schlag auf Schlag ein. Martin sagte aus, er sei am Vorabend nervös und unruhig gewesen, und deshalb sei er gegen halb acht weggegangen und gegen Viertel vor elf wieder heimgekommen. Er sei mit dem Wagen unterwegs gewesen, habe etliche Pubs am Radcliffe Square abgeklappert und habe sich nach seiner Heimkehr von seiner Frau eine Gardinenpredigt anhören müssen. Roope erklärte, er habe den ganzen Abend zu Hause gesessen und gearbeitet. Nein, er habe keinen Besuch gehabt, er habe selten Besuch. Er habe an einer Vortragsreihe über Probleme der anorganischen Chemie gearbeitet. Worum es sich dabei genau handelte, hatte Lewis nicht recht begriffen und inzwischen auch wieder vergessen. »So, wie ich das sehe, Sir, liegen sie beide gut im Rennen. Das Dumme ist, daß uns allmählich die Verdächtigen ausgehen. Wenn Sie nicht meinen, daß Miss Height –«
    »Möglich wäre es schon …«
    »Gut, aber das sind dann immer nur noch drei.«
    »Sie vergessen Ogleby.«
    Lewis sah ihn einigermaßen fassungslos an. »Da komme ich nicht ganz mit.«
    »Er steht nach wie vor auf meiner Liste, Lewis, und ich sehe beim besten Willen keinen vernünftigen Grund, ihn zu streichen. Sie etwa?«
    Lewis machte den Mund auf und wieder zu. Und dann läutete das Telefon.
    Es war der Präsident des Verbandes, der vom Lonsdale College aus anrief. Bartlett hatte ihn gestern abend verständigt. Eine schreckliche Geschichte. Beängstigend geradezu. Er wollte nur noch eine Kleinigkeit nachtragen. Hatte Morse sich mal für die Beziehungen innerhalb des Verbandes interessiert? Durch den Mord an Quinn und Ogleby war ihm die Sache wieder eingefallen. Es war an dem Abend gewesen, als sie die große Fete im Sheridan gehabt hatten, mit den Leuten aus Al-jamara. Ein harter Kern war noch geblieben, als die anderen Gäste schon längst im Bett lagen. Dazu hatte auch Quinn gehört. Und Ogleby. Und er, der Präsident, hatte seinerzeit das Gefühl gehabt (er konnte sich natürlich irren), daß Ogleby nur auf Quinns Aufbruch gewartet, daß er ihn ganz eigenartig angesehen hatte. Und als Quinn gegangen war, hatte sich unmittelbar danach auch Ogleby davongemacht. Es war, wie es jetzt so im Raum stand, wirklich nur eine Bagatelle. Aber er, der Präsident, war die Sache jetzt zumindest los und hoffte, daß er den Inspector damit nicht allzusehr aufgehalten hatte. Morse bedankte sich und legte auf. Der Präsident hatte schon recht, viel war damit nicht anzufangen.
    Am späten Vormittag rief Bell aus Oxford an. Die medizinische Untersuchung hatte ergeben, daß Ogleby nur Minuten nach seinem Tod aufgefunden worden war. Weder auf dem Schürhaken noch auf dem Schreibtisch, auf dem ein wildes Durcheinander herrschte, hatten

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