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Die schweigenden Kanäle

Die schweigenden Kanäle

Titel: Die schweigenden Kanäle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht besser sein können! Die Formel Ihres Präparates ist das Gold der ganzen Welt wert! Leider haben wir es nicht … aber mit Ihrer Formel werden wir es bekommen!«
    »Sie sind ein Satan, Cravelli! Ich möchte mit Patrickson sprechen …«
    »Der gute Patrickson.« Cravelli sah auf seine gefüllte Spritze. »Ob der wohl in den Himmel gekommen ist?«
    Über Berwaldt kroch es eiskalt. Er senkte den Kopf und spürte, wie er wie im Schüttelfrost zitterte.
    »Und … und Dacore …«
    »Er wird als Chemiker leicht feststellen, daß die Milchstraße nicht aus Milch besteht –«
    »Sie Mörder!« schrie Dr. Berwaldt und bäumte sich auf. Cravelli lächelte nachsichtig.
    »Die Stricke sind bestes Nylon, Dottore. Sie halten um so besser, je mehr sie daran zerren. Und die Bezeichnung Mörder ist etwas unglücklich. James Patrickson war ein Gauner größten Stils. Er träumte – wie übrigens auch ich – von der Weltherrschaft mit Hilfe Ihres Präparates. Aber die Welt kann nur einer beherrschen. Zwei sind schon zu viel, weil sie doppelt denken. Also mußte Patrickson aufgeben. Ich rechne es mir als eine große Tat an, ihn dazu gebracht zu haben.« Cravelli legte seine Hände wie schützend über die Spritze. »Und Dacore? Der gute Dacore? Daß er aus Tanger kam, war natürlich gelogen! Ein kleiner Trick. Er ist der dritte Mann gewesen, der Wissenschaftler von uns Weltregierern. Leider wollte er nach Patricksons Aufgabe an dessen Stelle treten. Sie geben zu, daß dies ein unmögliches Verlangen war …«
    »Sie Miststück!« sagte Berwaldt aus tiefster Seele.
    »Das Leben ist hart, Dottore. Siebzig oder achtzig Jahre schenkt uns die Natur, und man muß diese kurze Zeit ausnützen. Die meisten Jahre habe ich herum … Sie haben die Mitte überschritten … wir sollten uns wirklich fragen, ob es nicht für den Rest unseres Lebens gut sei, wenn wir zwei, Sie, der Erfinder, und ich, der Stratege, die Welt für uns privat aus den Angeln heben und sie regieren! Welche Möglichkeiten!«
    »Meine Entdeckung sollte dem Frieden dienen! Sie wollen die Menschheit damit knechten!«
    Sergio Cravelli schüttelte wie betrübt den Kopf.
    »Sie begreifen es nie, Dottore. Die beste Friedenstaube ist die ohnmächtige Angst. Die Welt ist schlecht … Ihr Krebspräparat hätte sie nicht besser gemacht. Nur voller, ein Gedanke, der absurd ist, weil unser Lebensraum begrenzt ist. Sie besiegen den Krebs … aber in 100 Jahren fressen sich die Menschen gegenseitig auf! Dies zu verhindern, bin ich hier! Das ist ein großes Wort, das lächerlich wirkt, wenn man nichts in der Hand hat. Aber ich habe Sie, ich habe Ihr Präparat, ich habe es in meiner Hand, ganze Völker auszurotten!« Cravelli fuhr sich mit der Zungenspitze über die trocken werdenden Lippen. »Bedenken Sie doch: an allen Enden brennt unser Globus. Wo Sie hinblicken: Revolutionen, Kriege, Aufstände, Streiks, Morde, Attentate, größenwahnsinnige Nationalisten … das ist unsere Menschheit, die sich Gott zum Ebenbild schuf! Die Furcht vor der Atombombe läßt nach … man konstruiert Abwehrraketen, man kriecht unter die Erde … man hofft zu überleben. Und wer hofft, kennt nur noch die Hälfte der Furcht. Wie herrlich ist da Ihr Mittel! Mit 10 Gramm die Vernichtung von 20 Millionen! Alle Lebewesen, alle Pflanzen … hier gibt es keine Rettung mehr! Dottore – wir haben die Welt in der Hand!«
    »Bitte stopfen Sie mir die Ohren zu, damit ich Sie nicht mehr höre …«, schrie Dr. Berwaldt.
    »Sie sind sehr unklug, Signore. Sie halten eine Weltmacht in den Händen und träumen von Carcinomkranken. Das sind doch idiotische Träume! Jeder Staat würde Ihnen für Ihr Präparat Milliarden bieten … nicht, um die Krankenhäuser zu leeren, sondern um mit dem Schrecken zu regieren.«
    »Ich habe nie, nie –«
    Cravelli nickte und wischte die Worte von Berwaldts Mund.
    »Ich weiß, Sie haben nie daran gedacht. Aber ihre schöne Theorie vom Kampf gegen den Tod ist doch Idiotie. Kampf für den Tod … das versteht die Menschheit! Aber Sie wollen nicht verstehen.«
    »Nein!«
    »Sie wissen, was Ihr Nein bedeutet?«
    Dr. Berwaldt schwieg. In seinen Augen lag Trotz, aber im Untergrund schwelte die Angst. Seit Cravelli ihn in der Kabine der ›Königin der Meere‹ niederschlug und in den Palazzo trug, fesselte und in der Bibliothek verbarg, hatte er immer nur einen Gedanken gehabt: Es ist alles sinnlos, was man redet und tut. Niemand kann mir helfen. Niemand! Denn niemand weiß ja, wo ich bin

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