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Die schweigenden Kanäle

Die schweigenden Kanäle

Titel: Die schweigenden Kanäle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mußte der Bootshafen des Palazzo Barbarino liegen. Das Motorgeräusch wurde schwächer, Cravelli verließ das Haus.
    Dr. Berwaldt rannte zurück in den kleinen, aufgebrochenen Raum. Haßerfüllt, mit zuckenden Händen, starrte Berwaldt die komplizierte Apparatur an. Das Gefühl, sein Leben zurückerobert zu haben, gab ihm eine ungeahnte Kraft und Sicherheit.
    Vorsichtig trat er nahe an die Kabel und Relais heran und klopfte leicht mit dem Knöchel gegen einige der blinkenden Kupferspulen und Magneten.
    Wo muß ich anfangen, dachte er. Sein Blick glitt wieder über das Gewirr von Drähten. Weiß man, welcher Kontakt die Katastrophe auslöst? Es konnte sein, daß er ein Relais zerstörte und gerade damit die Sprengung auslöste. Er konnte ein Kabel berühren, und der Kurzschluß, der damit entstand, setzte die Todesapparatur in Bewegung.
    Er ging zurück in das Labor und holte eine starke Lampe. Mit ihr leuchtete er alle Kabel ab und versuchte, die Zusammenhänge zu ergründen. Es war unmöglich. Auch wenn sie verschiedene Farben hatten … in Kästen und Verteilern verwirrten sie sich zu einem Labyrinth, vor dem Dr. Berwaldt hilflos stand.
    Mit einem kurzen Zögern setzte er die Lampe auf den Boden. Dann nahm er seinen Schraubenzieher und löste vorsichtig einen der dicksten Drähte aus den Klammern und zog ihn mit einem Ruck aus dem Verteilerkasten.
    Dieser Augenblick war der schrecklichste in Berwaldts Leben. Als seine Hand das Kabel herausriß, schloß er die Augen und wartete auf die Explosion, das Einstürzen der Mauern und das Hereinbrüllen einer ihn erstickenden Wasserwand.
    Es blieb alles still und unverändert. Dr. Berwaldt öffnete wieder die Augen und wandte sich dem zweiten Kabel zu, das zu einem blinkenden, gefährlich aussehenden Relais führte.
    Wieder war es eine Sekunde voller Erwartung und innerlichem Abschluß mit dem Leben, als er das Kabel herausriß und mit einem Hammerschlag das Relais zertrümmerte. Schrauben, Wicklungen und Kontakte klirrten auf den Boden … irgendwo in der komplizierten Maschinerie knackte es ein paarmal deutlich. Dr. Berwaldt lehnte sich an die Wand.
    Jetzt, dachte er. Jetzt bricht gleich die Mauer ein und das Wasser des Canale Santa Anna spült mich weg …
    Doch nichts geschah. Mit einer plötzlich aufbrechenden Verzweiflung hieb er auf alle Kontakte und Kästen, er zerstörte dieses Wunderwerk des Todes so vollständig, daß nichts mehr übrig blieb als ein Gewirr herausgerissener Drähte und zertrümmerter Schaltungen. Erst, als nichts mehr zu vernichten war, hielt er schweratmend ein und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Der Hammer glitt aus seinen Fingern.
    Gerettet! Die Sprengladungen, die irgendwo warteten, konnten vermodern. Aber war er wirklich gerettet? Wie würde Cravelli reagieren, wenn er das Zerstörungswerk sah?
    Die kommenden Stunden würden es beweisen. Auf sie bereitete sich Dr. Berwaldt vor. Er wusch sich, er nahm überall, wohin er ging in seinem Kellergefängnis, den Hammer mit, die einzige Waffe, die ihm gegenüber Cravelli eine Gegenwehr versprach.
    Dann setzte er sich wieder in das Wohnzimmer, trank langsam den Rest des Weines und wartete. Nach einer unbestimmten Zeit hörte er wieder Motorengeräusch hinter der dicken Mauer, ein Rumpeln und Tuckern, das plötzlich erstarb. Cravelli war zurückgekehrt.
    Dr. Berwaldt legte den schweren Hammer auf den Tisch. Sein Gesicht war bleich und durchzittert mit einer verzweifelten Energie.
    Irgendwo knirschte etwas … dann hörte er den Schritt Cravellis die enge Stiege herabkommen. Er sprang auf, ergriff den Hammer und stellte sich neben die Tür.
    Der Schritt Cravellis verhielt vor der Tür.
    »Es hat keinen Sinn, Signore Dottore«, sagte seine Stimme. Er klopfte gegen die Tür. »Sie haben es möglich gemacht, die Sprengkammer zu zerstören. Wie Sie das gemacht haben, werde ich gleich sehen. In meinem Schaltkasten brennt eine rote Kontroll-Lampe, ein Beweis, daß etwas gestört ist. Also, machen Sie keine Dummheiten, Dottore … ich verspreche Ihnen, Ihnen im Augenblick nichts zu tun. Ich habe Besseres mit Ihnen vor.«
    Dr. Berwaldt trat zurück und ließ den Hammer sinken.
    »Kommen Sie herein«, rief er heiser.
    Cravelli trat ein. Er war unbewaffnet und sah mit einem freundlichen Kopfschütteln auf den Hammer in Berwaldts Hand.
    »Mit einem Hammer, lieber Dottore! Wie die alten Germanen mit der Keule! Glauben Sie, Sie könnten mit Ihrem Hämmerchen irgend etwas tun, wenn ich Sie wirklich umbringen

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