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Die schweigenden Kanäle

Die schweigenden Kanäle

Titel: Die schweigenden Kanäle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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werden.«
    Sie kletterten weiter und kamen nach einer neuen Tür, an der die Wendeltreppe endete, auf einen langen, dunklen Flur.
    »Die oberste Etage«, sagte Cravelli und lehnte sich schweißgebadet an die Wand.
    Dr. Berwaldt sah den Flur entlang. Er war aufgeräumt, sauber, mit einem Teppich ausgelegt. Einige Türen gingen rechts und links von ihm ab. Es war Berwaldt, als hörte er Laute … menschliche Stimmen, ein leises Radio … Cravelli beobachtete ihn und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.
    »Sie irren sich nicht … menschliche Stimmen …«
    »Was ist das?« Berwaldt fuhr herum. »Ein Privatgefängnis?«
    »Abwarten, mein Lieber! Das ist meine große Überraschung …«
    Cravelli ging wieder voraus und öffnete eine Tür. Dann trat er zur Seite und winkte.
    »Bitte einzutreten –«
    Berwaldt kam näher. Vor ihm lag ein fensterloses, aber taghell erleuchtetes Zimmer. Es war mit modernen Möbeln als Wohn-Schlafraum eingerichtet. Eine Tür an der Seitenwand führte in ein zweites Zimmer. Diese Tür war offen. Berwaldt sah in ein komplett eingerichtetes ärztliches Behandlungszimmer. Ein OP-Tisch, ein Glasschrank mit allen erforderlichen Instrumenten, ein Sterilisator, ein Medikamentenschrank …
    »Ich glaube, daß nichts fehlt«, sagte Cravelli. »Wenn es sein sollte … ich besorge es sofort –«
    »Was soll das?« fragte Berwaldt laut.
    »Abwarten! Cravelli hat noch eine schöne Bescherung für Sie bereit, Dottore. Bitte folgen Sie mir …«
    Sie verließen das Wohnzimmer und gingen zwei Türen weiter. Die Radiomusik wurde lauter … auch hörte man deutlich menschliche Stimmen. Frauenstimmen. Berwaldt blieb ruckartig stehen.
    »Cravelli, welche Schweinerei ist hinter dieser Tür?«
    »Dottore … ich betone: Es geschieht aus Menschenliebe –«
    Cravelli stieß die Tür auf. Die Stimmen verstummten, nur das Radio dudelte weiter.
    Es war ein großer Raum. An jeder Wand stand ein Bett. In zwei Betten lagen zwei Frauen und sahen Berwaldt mit großen Augen entgegen. Ihre Gesichter waren fahlblaß, eingefallen, knöchern. Die Augen brannten in tiefen Höhlen. Als sie zu lächeln versuchten, verzerrten sich ihre Gesichter zu Fratzen.
    »Das ist unser Dottore!« sagte Cravelli gemütlich. »Nun hat bald alles ein Ende, und ihr werdet gesund zu euren Kindern zurückkommen …«
    Der Glanz in den Augen der Frauen wurde stärker. Ihre knöchernen Finger glitten über die Bettdecke. Dr. Berwaldt lehnte sich betäubt an die Wand und starrte auf die beiden lebenden Leichen.
    »Das … das ist unerhört, Cravelli …«, stammelte er. Cravelli ging zu einem Tischchen und nahm zwei Schnellhefter. Er schlug sie auf und begann, daraus vorzulesen.
    »Lucia Tartonelli, 34 Jahre alt, Uteruscarcinom, inoperabel, Metastasen in Lunge und Brustwand, Mutter von sechs Kindern, Prognose infaust …«
    Cravelli nickte zu der jüngeren Frau hin. Sie winkte Berwaldt zu und richtete sich etwas auf. Es war Berwaldt, als würge man ihm die Luft ab. Ungerührt las Cravelli weiter aus dem zweiten Schnellhefter.
    »Emilia Foltrano, 51 Jahre alt, Mammacarcinom. Totalexstirpation der linken Mamma, Metastasen in Brustwand, im Gehirn und an der Wirbelsäule. Prognose infaust. Mutter von sieben Kindern …«
    »Sie Satan!« stammelte Berwaldt tonlos. »Sie einmaliger Teufel …«
    »Meine lieben Mädchen –«, sagte Cravelli fast scherzend und legte die Schnellhefter zurück. »Das ist unser Dottore, der mit seinem Wundermittel euch heilen wird. Habt keine Angst, tut alles, was er euch sagt, wundert euch über nichts … ihr wißt, daß kein anderer Arzt der Welt euch mehr helfen kann … nur dieser Dottore! Und habt Geduld … auch Wunder brauchen Zeit …«
    Er nahm Berwaldt wie ein Kind an der Hand, führte den vor Schreck fast Gelähmten aus dem Zimmer auf den Flur und schloß die Tür. Dann schob er ihn zurück in das Wohnzimmer und hielt ihm eine Zigarettenschachtel hin.
    »Sie werden es nötig haben. Oder einen Kognak? Ist alles hier …« Cravelli ging zu einem Wandschrank und holte eine Flasche. »Zwei unheilbare Krebsfälle, die auf Ihr Wundermittel warten und die Sie heilen können! Nur Sie! Zwei Mütter … die eine mit fünf, die andere mit sieben Kindern! Allerliebste, kleine Kinderchen … süße Bambinis, mit schwarzen Lockenköpfchen … Und nur Sie allein können die Mütter dieser Bambinis am Leben halten …«
    Dr. Berwaldt schlug die Hände vor das Gesicht und sank in einen Sessel. »Sie Teufel!« sagte er immer

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