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Die schweigenden Kanäle

Die schweigenden Kanäle

Titel: Die schweigenden Kanäle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verbunden! Wenn Sie was brauchen, Dottore … Ihr Telefon ist mit meinem Privatapparat verbunden. Was machen Sie im Augenblick?«
    »Ich bereite mich vor.« Dr. Berwaldt steckte die Gummihandschuhe in die Manteltasche. »Ich mache meine erste Visite. Vielleicht ist den Frauen auf andere Art zu helfen.«
    »Unmöglich!« Cravelli lachte. »Zwei Wunder hintereinander bringen auch Sie nicht fertig, Dottore –«
    Die Untersuchungen, die Dr. Berwaldt vornahm, bestätigten die Richtigkeit des Cravellischen Berichtes … beide Frauen waren in einem fortgeschrittenen Stadium. Ihre inoperablen Carcinome waren deutlich tastbar, ebenfalls ein Teil der über die ganzen Körper verteilten Metastasen. Es bedurfte keiner Röntgenbilder oder Krankengeschichten mehr … diese Frauen waren zum Sterben verurteilt.
    Dr. Berwaldt saß auf dem Bett Lucia Tartonellis und hielt ihre Hände. Sie weinte und lag schmal und fahl in den Kissen. Der merkwürdig süßliche Geruch, der fast allen Krebskranken eigen ist, lag im Zimmer.
    »Helfen Sie, Dottore«, bettelte Lucia leise. »Bitte, helfen Sie … Ich habe fünf Kinder …«
    Berwaldt wußte, daß keine der Frauen ahnte, warum der ›Menschenfreund‹ Cravelli sie in den Palazzo Barbarino hatte schaffen lassen. Es mußte vor wenigen Stunden erst geschehen sein, als Berwaldt in seinem Kellerverließ das Abfahren und Zurückkommen der Jacht gehört hatte. Ungesehen von allen hatte Cravelli die Kranken innerhalb des Hauses ausgeladen und auf den Dachboden bringen lassen. Nun lagen sie in sauberen, weiß bezogenen Betten und warteten auf ein Wunder.
    Der Widerstreit in Berwaldts Innerem war ungeheuerlich. Er wußte, daß er helfen mußte, es gab gar keine andere Wahl … aber er wußte auch, daß er damit eine Waffe aus der Hand gab, die die ganze Menschheit in ein unermeßliches Leid stürzen konnte. Er verfluchte die Stunde, in der er seine Entdeckung gemacht hatte.
    »Ich werde Ihnen helfen –«, sagte er heiser und löste seine Hand aus den krallenden Fingern Lucias. »Aber versprechen kann ich Ihnen nichts. Sie wissen, wie es um Sie steht, man hat Ihnen die Wahrheit gesagt. Ich will tun, was ich kann …«
    »Die Madonna wird Sie segnen –«, sagte Emilia Foltrano gläubig. Sie hob die zitternden Hände und schlug ein Kreuz.
    Dr. Berwaldt senkte den Kopf und verließ schnell das Zimmer.
    Im Wohnraum wartete Cravelli. Er sah zufrieden aus und hatte Berwaldt aus der Küche einen großen Rumpudding mitgebracht.
    »Nun?« rief er. »Sind das Fälle?! Ihr Arztherz muß doch –«
    »Halten Sie den Mund!« schrie Berwaldt.
    »Was wollen Sie tun?« fragte Cravelli ernster.
    »Nichts.«
    »Aber Dottore –«
    »Ich kann nicht! Rein technisch nicht!«
    »Ich besorge Ihnen alles, was Sie brauchen …«
    »Ich kann ohne meine Formeln nichts tun. Gar nichts. Oder glauben Sie, ich habe diese komplizierten Formeln im Kopf? Meine Flüssigkeit ist das Ergebnis unzähliger Versuchsreihen mit unzähligen verschiedenen Kombinationen. Aus diesem ganzen Formelgewirr kam plötzlich diese Verbindung zustande.«
    Cravelli sah Berwaldt mit schiefem Kopf an. »Sie haben diese Formel nicht bei sich?«
    »Nein.«
    »Dann denken Sie nach –«
    »Selbst wenn ich es wollte, ich kann es nicht. Ich brauche die Unterlagen der Forschungsreihen.«
    »Und wo sind diese Berechnungen?«
    »In Berlin. Meine Sekretärin verwahrt sie. Sie hat sie in ihrer Mappe, ohne Ahnung, was sie da herumträgt. Sie hat zwar Formeln in den Schnellheftern, aber sie sind Tarnformeln. Auf diese paßt sie auf. Die wirklichen Formeln sind in den vielen Blättern irgendwo verborgen, deren Stelle nur ich kenne …«
    Cravelli nickte. »Gut, Dottore. Dann setzen Sie sofort ein Telegramm auf und rufen Sie Ihre Sekretärin nach Venedig. Dieses Mal lasse ich mich nicht bluffen wie mit den postlagernden Briefen … ich bringe das Telegramm selbst weg! Also – rufen wir dieses Mädchen.«
    Dr. Berwaldt setzte sich. Plötzlich lächelte er, was bei Cravelli ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend erzeugte.
    »Das habe ich bereits getan«, sagte Berwaldt.
    »Was?« Cravelli starrte ihn entgeistert an. »Sie haben Ihre Sekretärin … wann denn?«
    »Schon nach unserer ersten Besprechung zusammen mit Patrickson und Dacore. Damals glaubte ich an den pharmazeutischen Konzern und war bereit, die Karten auf den Tisch zu legen …«
    Cravelli überlief es eiskalt.
    »Und nun? Nun?«
    »Meine Sekretärin ist seit zwei Tagen in Venedig.«
    »Nein!« schrie

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