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Die schweigenden Kanäle

Die schweigenden Kanäle

Titel: Die schweigenden Kanäle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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weißen Haaren Prof. Dr. Panterosi und hieb mit dem Bronzeklopfer an die Tür. Cravelli seufzte. Natürlich, Panterosi. Ihn hatte er fast vergessen in diesem Spiel um die Macht. Prof. Panterosi gab es ja auch noch, er war einer der wenigen, die Dr. Berwaldt gesehen hatten.
    Cravelli öffnete selbst und ließ den kleinen Professor in die Halle stürmen.
    »Wo ist er?« schrie Panterosi.
    Cravelli brauchte nicht zurückzufragen: »Wer?« Es gab nur einen, den Panterosi suchte.
    »In Florenz.«
    »Lüge! Dort war ich! Keiner kennt ihn!«
    »Bitte, kommen Sie näher, Professore …«
    »Ich brauche Ampullen! Begreifen Sie nicht …«
    »Ich begreife alles. Aber ich bin ohnmächtig wie Sie.«
    »Was bedeutet die Pressenachricht? Wieso ist Dr. Berwaldt im Canale Santa Anna verschwunden?«
    Panterosi rannte in die Bibliothek und kreiste um den riesigen Globus wie ein Pferd, das eine afrikanische Wasserpumpe antreibt. Immer rundherum, mit gesenktem Kopf.
    »Die Pressemeldung?« Cravelli lachte. »Ein Trick, die ›Saure-Gurken-Zeit‹ zu überbrücken!«
    »Die Polizei sieht es anders an!«
    »Stimmt! Sie war auch bei mir. Auch sie ist froh, endlich etwas tun zu müssen«, sagte Cravelli gemütlich. »Einen Kognak, Professore?«
    »Ich will wissen, wo Dr. Berwaldt ist!« schrie Panterosi.
    »Wie soll ich Ihnen das sagen? Er sagte zu mir, er fahre nach Florenz. Aus Florenz rief er kurz an … weiter kann ich Ihnen nichts sagen.«
    »Florenz! Was macht er denn in Florenz?«
    »Geben Sie Ihrer Umgebung von allen Ihren Schritten Rechenschaft, Professore …?«
    Panterosi ließ sich in einen der Sessel fallen. Wie eine zusammengeschrumpfte Mumie sah er aus, farblos, faltig, kraftlos.
    »Eine Frau wird sterben –«, sagte er dumpf. »Eine Frau, die ich retten kann –«
    Einen Augenblick dachte Cravelli an Emilia Foltrano und Lucia Tartonelli. Sein Gesicht wurde hart.
    »Ich habe Ihnen nicht geraten, den Affenversuch an einem Menschen fortzusetzen, Professore. Auch Dottore Berwaldt wäre entsetzt, wenn er es wüßte!«
    »Mein Gott, ja, ich weiß! Aber es lockte mich … verstehen Sie das denn nicht?! Niemand hatte etwas zu verlieren, es war nur etwas zu gewinnen … und der Gewinn liegt vor uns! Ich brauche nur noch 10 Ampullen!«
    »Und die haben wir nicht! Also ist es kein Gewinn, sondern ein Verbrechen –«
    Panterosi schnellte aus dem Sessel. Mit den Armen fuchtelte er wild durch die Luft. Was er schrie, verstand Cravelli nicht mehr. Es war ein unartikuliertes Gebrüll mit sich überschlagenden Worten. Cravelli goß unterdessen mit ruhiger Hand einen großen Kognak ein und hielt ihn Panterosi entgegen. Plötzlich brach das Brüllen ab. Der Professor ergriff das Glas und stürzte den Kognak herunter.
    »Ich werde mich der Polizei stellen«, sagte er danach mit einer unheimlichen Ruhe. Cravelli verzog den Mund. Es war genau das, was er nicht wollte.
    »Warum, Professore?«
    »Weil ich ein Verbrechen begangen habe.« Er stellte das Glas auf die Weltkugel. »Und es wird sich in den nächsten Tagen vollenden … ich kann es nicht aufhalten.«
    »Aber Dottore Berwaldt.«
    »Wo ist er denn?« schrie Panterosi wieder.
    »Warten wir es ab, Professore. Wie lange haben Sie Zeit?«
    »Gar keine!«
    »Wie lange – schätzen Sie – wird die Besserung Ihrer Patientin anhalten, ehe der Zustand wieder kritisch wird?«
    »Vierzehn Tage.«
    »Und da schreien Sie jetzt schon?«
    Panterosi starrte Cravelli an, als wolle er sich mit einem Satz auf ihn stürzen. Die Ruhe Cravellis brachte ihn vollends aus der Fassung.
    »Das bedeutet vierzehn Tage unerträgliche Qual, Sie Idiot!« brüllte er. »Ich wünsche es Ihnen. Ich bete darum, daß Sie einmal diese vierzehn Tage selbst erleben –«
    »Danke.« Cravelli lächelte mokant. »Aber in vierzehn Tagen ist Dr. Berwaldt längst wieder hier. Er will morgen oder spätestens übermorgen wiederkommen. Und die Formeln zur Herstellung des Mittels haben wir schon morgen früh. Sie kommen direkt aus Berlin. Was wollen Sie mehr, Professore Panterosi?«
    Der Professor blieb wie festgenagelt stehen. »Morgen früh –«, wiederholte er wie ein Echo.
    »Ja.«
    »Ist das sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Sie versprechen es mir?«
    »Ich verspreche es.«
    »Und wenn nicht –«
    »Dann können Sie zur Polizei gehen und sich anzeigen. Von mir aus können Sie auch sagen: Sergio Cravelli ist mitschuldig, denn er hat dieses Wundermittel erst mit mir bekannt gemacht …«
    »Sie sind unheimlich sicher«, sagte

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