Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)
zu viel. Ich will die Nase nicht zu tief in die Angelegenheiten deiner Mutter stecken, aber wie finden wir genug heraus, damit ich etwas Konkretes habe für die Ausstellung?«
»Kann ich dich was fragen?«
»Klar.«
»Woher wusstest du … wer hat dir erzählt, dass sie aktiv dabei war?«
»Als ich anfing mit der Recherche über die zehn Frauen, habe ich mir zuerst die Dokumente und Sitzungsberichte des Gremiums angesehen. Deine Mutter war wegen ihrer Philanthropie nominiert worden, aber irgendwer hat dem Gremium vom Sommer 1961 erzählt, und das gab den Ausschlag. In den Berichten steht nicht, von wem die Information stammt, daher … ich weiß nicht, mit wem ich sprechen könnte, außer mit dir.«
»Und Mutter hat dir nichts gesagt?«
»Sie hat so getan, als hätte ich gar nicht gefragt, ist darüber hinweggegangen und hat weiter die Geschichte von Lilly’s Love Charity erzählt.«
Ich schüttelte den Kopf und schlug die Karte auf. »Lass uns bestellen, dann sage ich dir, was ich denke.«
Er klappte die Karte zu. »Ich weiß schon, was ich nehme.«
Wir bestellten, und bis zum Essen sprachen wir über die kürzliche Fusion des History Center mit dem Margaret-Mitchell-Hausund anderen Kram, um die Lücken zu füllen, für die es noch nicht die richtigen Worte gab.
Das Essen wurde gebracht – geröstetes Hähnchen für ihn, Ravioli für mich. Wir dankten der Kellnerin, dann hob er das Silberbesteck. »Nun erzähl, wie, denkst du, kann ich mehr über deine Mutter herausfinden?«, sagte er.
»Na ja, Mutter hat in den Sommern in Alabama immer bei Sadies Mom Birdie im Sommerhaus der Worthingtons in Bayside gewohnt. Birdie lebt jetzt das ganze Jahr über dort. Ich habe mir gedacht, ich fahre hin, rede mit ihr, stelle ein paar Fragen …«
»Ich komme mit«, sagte er und biss von seinem Hähnchen ab.
Ich lachte. »Nie im Leben. Das ist keine gute Idee.«
»Komisch, das meiste, was ich mache, ist keine gute Idee, stellt sich aber am Ende als großartig heraus.« Er biss erneut ab und lehnte sich über den Tisch. »Ich meine es ernst. Mein bester Freund Drew lebt jetzt da unten.«
»Drew Irving?«
Hutch nickte. »Er ist Tierarzt.« Er legte die Hände flach auf den Tisch. »Wann willst du los?«
»Vermutlich …« Ich starrte ins Leere und wusste es auf einmal. Ich sah ihn an. »Morgen.«
»Ausgezeichnet«, sagte er. »Reden wir von dir. Wie geht es dir?«
»Langweiliges Thema. Erzähl mir erst von dir.« Ich lächelte und gabelte meine Ravioli auf. »Bitte«, sagte ich, »erzähl mir, was du gemacht hast und wie es dir ergangen ist.« Ich hielt inne und dachte kurz nach, bevor ich die Wahrheit sagte. »Ich habe mich das oft gefragt.«
»Okay …« Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und starrte zur Decke hoch, als ob seine Geschichte, die Jahreund Tage zwischen unserer Trennung und diesem Augenblick dort aufgeschrieben stünden. Das gab mir Gelegenheit, ihn genau zu betrachten, den Hutch zu finden, den ich liebte und kannte. Sein Gesicht war breiter, die Augenbrauen saßen tiefer, um seinen Mund herum waren kleine Falten, aber als er mich ansah, erkannte ich ihn hinter seinen Augen. Ich erinnerte mich, wie eine Kommilitonin im College ein Bild von ihm an meiner Pinnwand gesehen und gesagt hatte: »Er ist so süß«, und wie überrascht ich gewesen war, nicht weil er nicht gut aussah, sondern weil es nicht das war, was ich in ihm sah. Ich liebte den Hutch, der hinter seinen Augen versteckt war.
Er gab mir die Fakten. Er war sechs Jahre lang mit Ginger verheiratet gewesen, die er nach unserer Trennung in Atlanta kennengelernt hatte. Hatte sich scheiden lassen, als sie ihn mit ihrem Fitnesstrainer betrog – ein Klischee, wie es im Buche steht, sagte er. Keine Kinder. Er liebte die Arbeit im Atlanta History Center. Er wohnte in Virginia Highlands und war seit sechs Jahren mit einer Frau namens Hillary zusammen. »Das Leben«, sagte er, »ist nie so, wie man plant. Und manchmal ist das gut so.«
»Du bist schon lange mit ihr zusammen …«, sagte ich.
»Ist das die höfliche Art zu fragen, warum ich sie noch nicht geheiratet habe?«
Ich versuchte erfolglos, ein Lächeln zu verbergen. »Vermutlich.«
»Ich wünschte, ich könnte dir das beantworten … und ihr. Weil ich sie wirklich liebe. Aber ich habe mir geschworen, nie wieder zu heiraten, es sei denn …«
»Es sei denn was?«
Die Kellnerin brachte uns die Rechnung, die Hutch sich schnappte. »Du bist eingeladen.«
»Danke«, sagte ich. »Und …
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