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Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Titel: Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patti Callahan Henry
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erzählen sollen. Aber wenn man endlich da angekommen ist, wo man immer sein wollte, dann will man vergessen, wo man hergekommen ist.«
    »Was ist passiert, Hutch?«
    »Ich war mit meinem Cousin unterwegs.« Er hielt inne. »Wie auch immer. Er wollte … nein, er brauchte eine Flasche Jack Daniels. Ich war vierzehn, aber ich bin gefahren. Das haben wir alle gemacht, wir waren auf dem Land. Mama hat kaum einen Fuß vor die Tür gesetzt, und Dad war nie zu Hause … also haben wir alle sehr früh fahren gelernt. Edwin hatte mir befohlen, ihn zum Getränkeladen zu bringen, also habe ich’s getan. Und im Auto gewartet, ohne zu wissen, dass er den Alkohol gar nicht kaufen wollte, sondern mit einer Pistole in den Laden gegangen war.«
    Er schwieg lange, und ich wartete und wünschte mir, wir könnten die Zeit zurückdrehen – nur fünf Minuten. Als ich diese Geschichte noch nicht von ihm gehört hatte. Als die Welt noch voller Licht gewesen war. »Weiter«, sagte ich.
    »Sogar als er zum Auto gerannt kam, habe ich nichts geahnt. Selbst als ich die Pistole sah, begriff ich nicht, was er getan hatte. Erst als der Ladenbesitzer herausgeranntkam, und Edwin auf ihn geschossen hat …« Hutch wandte den Blick ab.
    »Mein Gott, hat er ihn getroffen?«
    »Ja, er hat ihn getroffen. Aber das wusste ich nicht. Ich schwöre, hätte ich es gewusst, wäre ich nicht weggefahren. Edwin brüllte mich an, loszufahren. Zu fahren. Gas zu geben. Und das habe ich getan.«
    »Und … was ist dann passiert?«
    »Das Allerschlimmste. Der Mann ist gestorben. Edwin sitzt im Gefängnis, ich kam in den Jugendknast. Aber deine Mutter hat sich geirrt – ich war nicht einen Monat da, sondern ein ganzes Jahr. Und ich weiß nicht, wo oder wer ich heute wäre, wenn es Mr. Bartow nicht gegeben hätte.«
    »Wer ist das?«
    »Der Farmer, für den ich gearbeitet habe. Er hat an mich geglaubt. Er hat einen Rechtsanwalt engagiert und dafür gesorgt, dass ich freigelassen und die Akte geschlossen wurde. Er hat für Auburn gezahlt …«
    »Warum hat er all das für dich getan?«
    »Weil er an mich geglaubt hat. Ich habe auf seiner Farm gearbeitet, seit ich zwölf war, und jeden Abend haben wir zusammen in seiner Bibliothek gesessen und über Bücher und Geschichte gesprochen … er hat mir Bücher zu lesen gegeben und dann darüber mit mir diskutiert. Er … hat seinen Sohn verloren und mich dafür sozusagen ado
    »Bei ihm wohnst du, wenn du nach Hause fährst, stimmt’s?«
    Er nickte. »Ja.«
    »Wann wolltest du mir all das erzählen?«
    »Ich hatte es vor. Wirklich.«
    »Wann?«
    Er atmete aus. »Ich weiß nicht. Aber nicht hier und nicht so. Ich wollte dich mit nach Hause nehmen, damit du Mr. Bartow kennenlernst und … nicht so, wo es aussieht, als würde ich etwas vor dem Menschen, den ich am allermeisten liebe, verbergen wollen.«
    »Du hast es vor mir verborgen«, sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht verborgen. Nur gewartet.«
    Ich ließ den Kopf in die Hände sinken, damit er meine Tränen nicht sah. Er stellte sich neben meinen Stuhl. »Ellie, bitte nicht. Ich verspreche dir, das hat nichts mit uns oder meiner Liebe zu dir zu tun. Ich verspreche es.«
    »Womit hat es dann zu tun?«
    »Wahrscheinlich hatte ich einfach Angst, du würdest mich nicht mehr respektieren, wenn du Bescheid wüsstest.«
    »Du hast meiner Liebe nicht vertraut?«
    »Nein, ich wollte nur, dass du – noch ein kleines bisschen länger – an das Gute in mir glaubst und die dunklen Seiten nicht kennst. Ich hatte Angst, wenn du Bescheid wüsstest, würde das etwas ändern.«
    »Es ändert etwas, Hutch. Nicht, weil es dir passiert ist, sondern weil du es mir nicht gesagt hast.« Ich hob den Kopf und ließ ihn meine Tränen sehen. »War es furchtbar? Hast du gelitten?«
    »Ja«, sagte er. »Soll ich dir davon erzählen? Oder willst du es lieber nicht wissen?«
    »Ich will es wissen. Ich will alles über dich wissen. Alles – nicht nur über die guten Seiten.«
    Wir saßen fast die ganze Nacht da, während er mir von dem grauenhaften Jahr in Jugendhaft erzählte, all das erzählte,was er vor sich selbst und vor mir verborgen hatte. Ich liebte ihn deswegen noch mehr. Ich liebte die weichen, verwundeten, gebrochenen Teile von ihm mehr als alles andere.
    Als ich mich am nächsten Morgen auf den Weg ins College machte, stand Mutter auf der Veranda vor dem Haus und blickte mir nach. Ich warf die Tasche ins Auto, da rief sie: »Du kannst nicht gehen, ohne dich zu verabschieden,

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