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Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Titel: Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patti Callahan Henry
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einigen Filmrollen zurück. »Da istso viel Material, dass wir das nie in einem Mal sichten können, also habe ich mich erst mal auf die Lokalpresse und die aus Bayside beschränkt. Wenn deine Mutter überhaupt irgendwo erwähnt ist, dann sicher hier.«
    »Gut.«
    Er fädelte einen Film in das Mikrofilmlesegerät ein und gab mir einen anderen. »Nimm du den.«
    Ich saß am Lesegerät daneben, wir scrollten uns beide über eine halbe Stunde durch die Filme, dann stand ich auf und streckte mich. »Nichts«, sagte ich.
    Er sah mich grinsend an. »Wirf nicht so schnell die Flinte ins Korn.«
    »Mache ich nicht …« Ich drückte seine Schulter, setzte mich wieder hin und blickte auf körnige Schwarz-Weiß-Fotografien jenes furchtbaren Tages, als die Freedom Rider verprügelt und blutend auf der Straße lagen. Mein Herz schmerzte vor Mitgefühl.
    Ich legte Hutch die Hand auf den Arm. »Was Menschen einander antun.«
    »Schrecklich«, sagte er, den Blick immer noch im Sucher. »Und das Schlimme ist, wir machen das immer wieder in anderer Form und aus unterschiedlichen Gründen. Das ist Geschichte.«
    »Die Bilder sind grauenhaft.«
    »Konzentriere dich auf eine kleine, weiße Frau. Sie dürfte nicht allzu schwer zu finden sein, wenn sie drauf ist.«
    Noch eine Stunde verging, mir schmerzten die Beine, meine Augen brannten. Ich lehnte mich zurück und reckte mich.
    »Ellie …« Hutch streckte die Hand nach mir aus, ohne aufzusehen. »Komm her.«
    Ich nahm seine Hand und beugte mich vor, er rückte seinen Stuhl zur Seite. Ein körniges und unscharfes Schwarz-Weiß-Foto von einer weißen Frau, die neben einem blutenden Mann auf der Straße kniete. Neben ihr stand ein anderer Mann, seine Hand lag auf ihrer Schulter, sein Rücken war der Kamera zugewandt. Sie sah mit tränenüberströmtem Gesicht in die Kamera, ihr Mund war vor Wut verzerrt. Das Haar fiel ihr ins Gesicht und über die Schultern. Sie trug ein geblümtes Sommerkleid mit einem Gürtel, das ganz offensichtlich voller Dreck und Blut war.
    Ich sog den Atem ein. »Ja, das ist meine Mutter.«
    »Danke, Ellie. Genau das hat mir gefehlt.« Er küsste meine Hand. »Genau das. Ein Bild macht den ganzen Unterschied. Man kann Geschichte in Worten erzählen, aber sie in Bildern zu zeigen ist viel besser.«
    Ich lächelte. »Gut.«
    Nachdem wir Kopien gemacht und den Film zurückgebracht hatten, saßen wir wieder im Wagen. »Soll ich fahren?«, fragte ich. »Schließlich habe ich auf der Herfahrt geschlafen.«
    »Nein, ich fahre gern. Entspann dich.«
    Der Highway schimmerte im bläulichen Abenddunst, die Luft roch nach frisch gemähtem Gras und feuchter Erde. »Wir müssen rechtzeitig zu Birdies Party wieder zu Hause sein«, sagte ich.
    »Ja, Drew hat mir davon erzählt.«
    »Kommst du?«
    Er nickte. Ein paar dicke Regentropfen landeten auf der Windschutzscheibe und dann auf meinem Gesicht.
    »Regen«, rief ich lachend.
    Hutch sah hoch zum Himmel. »Es hat gar nicht nachRegen ausgesehen, oder?« Er fuhr an die Seite, dann brach ein Platzregen los, als wäre er nur für Hutch bestimmt, der hektisch am Cabrioverdeck zog. Als er wieder ins Auto sprang, war er so durchnässt, als hätte er im Meer gebadet.
    »Du Armer.« Ich zupfte an seinem Hemd. »Du bist klatschnass.«
    Er sah mich an und lachte. »Das war nicht das erste Mal, dass mir das passiert ist. Das Leben mit Cabrio steckt voller Überraschungen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du bist verrückt. Das weißt du, oder?«
    »Ja. Aber hoffentlich auf eine gute Art.«
    Der Wagen schnurrte über den Asphalt, ich drehte mich im Sitz um. »Ich habe heute morgen übrigens noch mal mit Birdie gesprochen. Sie hat erzählt, dass sie nach dem Busaufruhr vor allem bei der Wählerregistrierung geholfen haben, als Begleitung mitgegangen sind und so. Aber nach 1961 ist meine Mutter nach Hause gefahren, hat Dad geheiratet und … mich bekommen. Es ist also möglich, dass du nicht mehr finden wirst.«
    »Sie hat dieses kurze Stück ihres Lebens geradezu gelöscht.«
    »Genau. Ich frage mich, ob sie überhaupt irgendwem davon erzählt hat.«
    Wasser lief aus den nassen Haaren über sein Gesicht, er sah geradeaus auf die Straße. »Das bezweifle ich. Deine Mutter hat sehr genau entschieden, was sie Leute wissen ließ und was nicht.«
    »Das tun wir alle, denke ich.«
    Er zuckte zusammen. »Autsch.«
    »Was?«
    »Du hast mich gemeint.«
    »O Gott, Hutch. Nein, habe ich nicht. Das habe ich überhaupt nicht gemeint.«
    »Das war unser

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