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Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Titel: Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patti Callahan Henry
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Gefühle für Hutch in dem Moment hatten weniger mit der Aussicht auf eine Zukunft zu tun, sondern eher mit dem, was ich aus einem falschen Verständnis heraus aufgegeben hatte. Wie Mutter, die glaubte, sie habe sich nur aus Rache mit Vater eingelassen – aber der Moment war auch etwas ganz anderes gewesen, nämlich der Beginn eines Lebens. Meines Lebens.
    Was Mutter Rache genannt hatte, war in Wirklichkeit der Beginn meines Lebens.
    Was ich Liebe genannt hatte, war in Wirklichkeit Sicherheit gewesen.
    Es geht darum, wie man etwas bezeichnet, das eigentlich etwas ganz anderes ist.
    Als Hutch so vor mir stand, musste ich um Worte ringen. Wenn man plötzlich etwas begreift, was einem immer schon hätte klar sein sollen, dann verliert man kurz das Gleichgewicht, wie wenn jemand vom anderen Ende einer Wippe abspringt, so dass man krachend auf dem Boden landet.
    »Hey«, sagte er. »Bist du bereit?«
    »Ja.« Ich nahm meine Tasche und ging auf ihn zu. Hautkann magnetisch wirken, ich weiß das jetzt, weil nichts meinen Körper davon hätte abhalten können, zu ihm zu gehen und ihn zu umarmen. Er hielt mich eine Minute lang und trat dann einen Schritt zurück. Traurigkeit füllte die kleine Lücke zwischen uns aus, wie Staub, der sich zwischen Dielenbretter legt. Ich wollte die Traurigkeit wegwirbeln, aber ich wusste nicht, wie.
    Das Restaurant hing über der Bucht von Mobile wie eine Zunge, die aus einem hübschen Gesicht herausgestreckt wird. Hutch und ich saßen an einem Tisch mit Blick aufs Wasser. Wir waren die halbe Stunde nach Mobile gefahren und hatten unweit des Buchfestivals geparkt, das schon in vollem Gange war. Schweigend aßen wir, tranken unseren Eistee und starrten aufs Wasser.
    Hutch warf einer Möwe ein Stück Brot hin, die es im Flug aus der Luft schnappte.
    »Ich habe gestern Micah getroffen«, sagte ich.
    »Wen?«
    »Onkel Cotton hatte mir erzählt, dass Mutter mit ihm in jenem Sommer befreundet war, also wollte ich ihm hallo sagen.«
    Hutch lachte. »Nur hallo sagen?«
    Während wir das Mittagessen beendeten und zu den Festivalzelten hinüberschlenderten, erzählte ich Hutch die ganze Geschichte. »Ich wäre gerne mitgekommen«, sagte er und nahm ein Programmheft, in dem stand, welcher Autor wo zu welchem Thema sprechen würde.
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich.«
    »Ich werd’s mir merken.« Wir beugten uns über das Programm und beschlossen, Onkel Cotton zuzuhören.Wir waren spät dran, das Gespräch beim Mittagessen hatte die Zeit wie einen Fluss vorbeiströmen lassen.
    Als wir in das Zelt schlüpften, war Onkel Cotton schon mitten in einer Publikumsdiskussion.
    »Wissen Sie«, sagte er mit seiner Baritonstimme, »ich wünschte, ich könnte ein Buch planen. Wirklich. Ich hab’s versucht. Schon um es behaupten zu können. Wäre das nicht wunderbar?«
    Die Zuhörer lachten, er fuhr fort. »In meinen Augen«, sagte er, »nimmt ein Plan dem Ganzen das Geheimnis. Wenn ich schon weiß, was passieren wird, dann kann ich mich nicht mehr fragen: ›Was passiert hier als Nächstes?‹. Oder: ›Wie weiter?‹, aber genau das gefällt mir am Schreiben: das Herausfinden, was als Nächstes passiert.« Er zuckte die Achseln. »Ich will nicht sagen, dass man so vorgehen muss. Ich würde nie sagen, dass es eine richtige oder falsche Art zu schreiben gibt. Aber das ist meine Art.«
    Ein Zuschauer mit schriller Stimme meldete sich zu Wort. »Aber wie können Sie eine ganze Geschichte schreiben, ohne zu wissen, wohin sie führt?«
    »Genau so, wie man ein Leben lebt, denke ich. Man fragt sich einfach, was man jetzt am Besten tun sollte. Oder man wartet, was auf einen zukommt, und geht dann damit um. Wie gesagt, ich behaupte nicht, dass das die richtige Art zu schreiben oder leben wäre, es ist einfach meine Art. Eine ziemlich chaotische Art zu schreiben und wohl auch zu leben, aber all das Planen und Entwerfen führten auch dazu, dass man immer denkt, die Dinge liefen nicht nach Plan.« Onkel Cotton hielt inne und lachte. »Kann schon sein, dass die Dinge nicht nach Plan laufen, aber immerhin laufen sie. Ich meine nicht, dass man gar nicht planen soll. Gewisse Ereignisse muss man manchmal planen.«
    Der Mann in der ersten Reihe konnte nicht vom Thema lassen, er zerrte daran herum wie ein Hund an einem Gummiknochen. »Aber wie wissen Sie dann, wann Sie ein Ziel erreicht oder das Buch beendet haben?«
    Cotton schlug die Hände zusammen. »Wenn es fertig ist, ist es fertig. Punkt. Man weiß, wenn etwas zu Ende ist. Das

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