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Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Titel: Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patti Callahan Henry
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bis ich mich löste und alleine hineinging.
    Auszug aus Lillian Ashford Eddingtons Tagebuch
    Silvester 1962
    Zweiundzwanzig Jahre alt
    Und ich liebte sie. Das Baby. Ich liebte sie sofort. Ich wusste, es war ein Mädchen. Ich wußte, daß ich sie liebe. Alles andere war schwierig, das nicht.
    Ich erinnere mich nicht, Mrs. Prinkles Büro verlassen zu haben oder nach Hause gefahren zu sein. Aber das tat ich. Und ich habe es Mama und Daddy erzählt, bevor ich es Redmond sagte. Mama weinte. Daddy starrte aus dem Eßzimmerfenster auf die Straße hinaus, als hoffte er, jemand würde kommen und mich mitnehmen, damit er nicht hören mußte, was er gehofft hatte, nie von mir zu hören. Mama hat ihre Tränen recht schnell getrocknet und dann die Eddingtons angerufen.
    Das war schlimm, weil ich es Redmond selber hatte sagen wollen. Vermutlich hätte ich nachdenken, besser planen sollen. Vielleicht hätte ich zuerst zu ihm gehen sollen, aber in so einer Situation – will man zuerst zu seiner Mutter. So ist das eben.
    Als er zu uns nach Hause kam, war er so weiß wie die Säulen neben der Vordertür, aber merkwürdigerweise lächelte er. Ich öffnete die Tür, er sagte kein Wort, ich auch nicht. Unsere Eltern hatten bereits für uns geredet. Was besprochen werden musste, war besprochen worden. Er umarmte mich und hielt mich so fest an sich gedrückt, daß ich Angst um das Kind bekam, das ich bereits liebte. »Ich liebe dich«, sagte er. Ich spürte, wie er am ganzen Körper zitterte, und dann sagte er noch, daß er mich vom ersten Moment an geliebt hatte und dass alles gut werden würde. Alles.
    Natürlich war ich sehr erleichtert, daß er mich liebte, mich wollte, daß er sein Leben nicht ruiniert sah. Aber ich wünschte, ich könnte sagen, da wäre mehr als Erleichterung gewesen, sondern auch Freude oder Liebe oder so etwas. Doch ich spürte nur ruhige, stille Erleichterung. Alles würde gut sein. Er liebte mich. Er wollte das hier und uns. Und das war genug.
    Ich hoffe, es wird immer genug sein.
    Wir heirateten kurz darauf in der kleinen Kapelle hinter der St. Michael’s Kathedrale. Mutter hatte wundersamerweise in vier Wochen vollbracht, wofür die meisten Mütter sechs Monate brauchen. Es wurde getuschelt. Das ist mir egal. Ganz egal.
    Ellie ist da. In Sicherheit. Wunderschön. Und es war genug.
    Aber dann trafen die Briefe ein – die Briefe von Ihm. Sie kamen bei Mama an, die sie mir erst zwei Monate später brachte, vermutlich ahnte sie, was sie bedeuteten. Und sie hatte recht – es waren Liebesbriefe aus Afrika. Ich habe zwei gelesen, dann, als Redmond bei der Arbeit war, habe ich alle, einen nach dem anderen, auf der hinteren Veranda verbrannt, sie in einem Mülleimer angezündet und zugesehen, wie sie zu Asche wurden, während Ellie schlief. Dieses Leben ist vorbei, zu Ende, zu Asche verbrannt. Ich bat Mama, mir nie wieder einen Brief zu bringen. Mein Herz und mein Körper erinnerten sich wieder an ihn, und das durfte nicht sein.
    n lang.«

N EUNZEHN
    A m nächsten Morgen saß ich mit Birdie beim Frühstück im Sommerhaus. »Erinnerst du dich an dein Leben als junge Frau?«, fragte ich.
    »Herrje, ich erinnere mich ja kaum an mein Leben gestern«, sagte sie lachend. »Und du?«
    »Nein. Zu Hause in meinem Zedernschrank hängt ein Kleid, das ich mit sieben bei einem Väter-Töchter-Ball getragen habe. Letztes Jahr habe ich es hervorgeholt und mir angesehen und dann ein Foto von eben diesem Ball gefunden. Ich meine, mich daran zu erinnern – aber vielleicht erinnere ich mich auch nur an das Bild: Dad und ich stehen mitten im Ballraum des Cherokee Town and Country Club, hinter uns ein Buffettisch mit der Eisskulptur einer Prinzessin. Erinnere ich mich an den Moment oder nur an das Foto? Es ist wirklich komisch, dass uns all diese Erlebnisse zu dem gemacht haben, was wir sind, und wir können uns nicht daran erinnern. Ich weiß mehr über Lils Leben als sie selbst, und trotzdem … kann ich sie gar nicht bis ins Letzte kennen.«
    Birdie nahm meine Hand. »Ist es schön, dich selbst durch die Augen deiner Mutter zu sehen?«
    »Ja«, sagte ich. »Ja, das ist es.« Ich atmete tief durch, bevor ich die Frage stellte, die hinter all unseren Gesprächen gelauert hatte. »Birdie, warst du hier, als Mutter seinetwegen noch einmal zurückkam? Ich frage nicht, wer er ist. Ich möchte nur wissen, ob du dich an den Tag erinnerst.«
    Sie nickte. »Ja. Das war das letzte Mal, dass sie je hier war. Natürlich war ich nicht hier vor

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