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Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Titel: Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patti Callahan Henry
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– man bessert sie auf. Es war eine schreckliche und wunderbare Zeit, aber mit Sicherheit blicken wir durch die rosarote Brille darauf zurück.«
    »Er erinnert sich, wie nett und lustig sie war.«
    »War sie auch. Ich kannte sie nicht mehr so gut, nachdem sie meinen Bruder geheiratet hatte. Redmond sehe ich ja hin und wieder, aber sie wollte nie mit. Ich glaube, sie mag diese Gegend nicht …«
    »Ja, seinetwegen.«
    »Was meinst du damit?«
    » Seinetwegen ist sie nicht mehr hergekommen – sie wollte ihm nicht begegnen.«
    »Seinetwegen? Ich glaube, sie mochte einfach Alabama nicht … die Erinnerungen.«
    »Nein, es lag an ihm«, wiederholte ich.
    »Nun, sie muss ihn wirklich gehasst haben.«
    Ich hielt mich zurück – Cotton war Dads Bruder, und ich wollte Dad unter keinen Umständen verletzen. »Vielleicht.«
    »Ich muss Redmond unbedingt besuchen. Ohne deine Mutter geht es ihm bestimmt nicht gut.«
    »Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht da bin, aber ich telefoniere jeden Tag mit ihm. Er hat viele Freunde, und die Kochtopfbrigade hat das Haus erobert und umsorgt ihn. Jede alleinstehende Frau zwischen Atlanta und Birmingham hat ihm einen Beileidsbesuchabgestattet. Trotzdem fühlt er sich natürlich verloren und einsam.«
    Onkel Cotton sah erst weg, dann wieder mich an. »Es ist schwer, jemanden zu verlieren, den man liebt.«
    »Ja«, sagte ich, »das ist es. Und nicht nur, wenn jemand stirbt. Weißt du, als ich dir zugehört habe, wie du über deine Art zu schreiben gesprochen hast, dass du nicht planst und so – da ist mir klargeworden, wie anders mich Mutter erzogen hat, wie anders sie gelebt hat. Sie hat immer alles geplant.«
    »Es gibt sicher ein Gleichgewicht zwischen beidem. Ich habe es nur noch nicht gefunden. Ich könnte besser planen, aber ich finde, dass immer ganz unerwartet etwas passiert, mit dem man ganz und gar nicht gerechnet hat.«
    »Das kann gut oder schlecht sein«, sagte ich.
    Er lehnte sich zurück. »Es ist so schön, die Familie zu sehen. Ich bin froh, dass du hier bist, Ellie.« Er nahm meine Hand und drückte sie.
    Hutch und ich kamen erst im Dunkeln nach Hause, er stoppte das Cabrio neben dem Gästehaus. Da das Verdeck offen war, legte ich den Kopf in den Nacken und sah auf in den Himmel, zu den Wolken, die wie Inseln im Meer aussahen. »Danke, dass du mitgekommen bist«, flüsterte ich.
    »Meinst du den Himmel oder mich?«, fragte Hutch.
    Ich sah ihn lächeln. »Dich.«
    »Es war mir ein Vergnügen.«
    »Kennst du den Mythos um dieses Haus?«, fragte ich.
    Er wandte sich auf dem Sitz um. »Drew hat etwas gesagt, aber erzähl mir deine Version.«
    Nachdenklich sah ich das Sommerhaus an. »Angeblich gibt es lauter Geschichten von Leuten, die Birdie hier besucht und dabei die Wahrheit über etwas oder jemanden herausgefunden haben. Das kann ein Verrat oder eine Liebe oder sogar ein Talent sein, von dem sie keine Ahnung hatten. Es heißt, hier zu sein verändert das Leben.«
    »Zum Beispiel?«
    »Da musst du Birdie fragen. Sie hat mir keine Geschichten erzählt, nur das Gerücht.«
    Er schwieg lange, blickte das Haus an, dann mich. »Ich möchte ein paar der Geschichten hören.«
    »Na ja … eine Journalistin wird demnächst Birdie interviewen. Coastal Living will einen Artikel über Häuser und deren Mythen bringen. Vielleicht kriegst du da ein paar Geschichten zu hören.«
    »Meinst du, es verändert dich?«
    »Ich weiß nicht, was mich verändert, aber ja, etwas verändert sich. Ich glaube, das hat schon lange vor meiner Ankunft angefangen.«
    »Meinte deine Mutter, es hat sie verändert?«
    »Ich weiß nur, was sie geschrieben hat. Und das ist traurig. Gott, ich wünschte so, sie hätte mir das alles erzählt, aber sie hat über das Sommerhaus nur geschrieben, dass sie glaubte, hier würde er sie lieben.«
    Er öffnete seine Autotür und kam dann zu mir herüber. »Es hat nicht funktioniert, wie?«
    »Nicht wirklich, oder vielleicht schon, aber sie hat’s verbockt, oder er hat’s verbockt oder … der Zeitpunkt war nicht richtig. Ich habe keine Ahnung.« Ich stieg aus dem Wagen und stand neben ihm. »Ich muss gehen …«, sagte ich.
    »Ich weiß.« Er berührte meine Wange, zog mich an seineSchulter und hielt mich fest. »Ich weiß, dass du gehen musst.«
    Ich ruhte mich da aus, wo ich einst hingepasst hatte, und atmete in sein warmes Baumwollhemd. Zu der Musik der Wellen, die gegen die Stegpfeiler klatschten, standen wir am Sommerhaus, unter dem offenen Himmel,

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