Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)
weiß man eben.«
»Ich verstehe das nicht«, sagte der Mann und klappte sein Notizbuch zu. »Das ergibt einfach keinen Sinn.«
»Das hatte ich auch nicht versprochen.« Cotton blickte ins Publikum. »Noch weitere Fragen?«
Der Moderator erschien auf der Bühne und verkündete, dass die Zeit um war und Cotton eine halbe Stunde lang im Buchzelt Autogramme geben würde. Ich blieb sitzen, Cotton kam auf dem Weg nach draußen an mir vorbei, da hob ich die Hand. »Hallo.«
Er sah auf mich herab. »Ellie.«
Ich stand auf, um mich umarmen zu lassen.
»Danke, dass du gekommen bist«, sagte er. »Ich muss rüber zum Buchzelt, aber wir können uns danach treffen.« Er wandte sich Hutch zu und streckte die Hand aus. »Hi, ich bin Cotton.«
»Oh, tut mir leid«, sagte ich. »Ich dachte, ihr hättet euch schon gestern Abend auf der Party getroffen.«
»Nein.« Cotton und Hutch gaben sich die Hand.
»Hi, ich bin Hutch.« Er nickte in meine Richtung. »Ein alter Freund aus Collegezeiten.«
Eine tiefe Stimme rief Cottons Namen. Wir drehten uns alle um und entdeckten Micah Reynolds, der Cotton fest umarmte und ihm auf die Schulter klopfte. »Gut gemacht, alter Freund.«
»Danke, danke.« Cotton legte mir die Hand auf denArm. »Ich möchte dir meine Nichte vorstellen, Ellie Calvin, und einen Freund von ihr, Hutch.«
Micah sah mich mit breitem Lächeln an und drückte mich mit einem starken Arm an sich. »Wir sind bereits alte Freunde.«
»Hallo, Mr. Reynolds, schön, Sie wiederzusehen.«
»Nennen Sie mich Micah. Lillys Tochter soll mich Micah nennen.«
Cotton schüttelte den Kopf. »Ihr seid mir zu schnell.«
Micah begrüßte Hutch, da kam ein Junge angerannt und griff nach Micahs Hand. »Pops, die Hot Dogs sind gleich alle. Komm!«
Micah beugte sich zu dem kleinen Jungen hinunter, hob ihn hoch und wirbelte ihn wie ein Stofftier durch die Luft. Der Junge kreischte vor Vergnügen und vergrub sein Gesicht in der Schulter seines Großvaters. Micah lächelte Cotton, Hutch und mich an. »Bis später.«
»Ihr beide seid richtig gute Freunde, oder?«, fragte ich Cotton, als Micah weg war.
»Ja, wir sehen uns nicht sehr oft, aber wenn man das durchgemacht hat, was wir durchgemacht haben, dann hält die Freundschaft ein Lebe
»Aber ihr habt etwas verändert. Ihr habt wirklich etwas bewirkt.«
»Ja, das haben wir. Damals sah es nicht danach aus.« Er warf sich seinen Rucksack über die Schulter, nahm die Sonnenbrille ab, behielt sie in der Hand und sah mir direkt in die Augen. »Wenn man mitten in etwas drinsteckt, sieht man meistens den Wald vor lauter Bäumen nicht. Man glaubt, man kommt überhaupt nicht vom Fleck, aber in Wirklichkeit ist man auf dem Weg. So war es auch bei uns. Ich dachte, wir machen alles nur schlimmer. Als wir mitansehen mussten, wie unsere Freunde zusammengeschlagen wurden, wie sie ihre Jobs und Stipendien verloren, da dachte ich, wir richten mehr Schaden an, als dass wir nutzen. Aber Micah – er wusste, dass wir dabei waren, die Dinge zu verändern, und es war ihm egal, was es ihn kosten würde.«
Die Begleitung hustete. »Mr. Eddington, die Leute stehen schon Schlange.«
Cotton setzte die Sonnenbrille wieder auf und zog einen Stift aus dem Rucksack. »Auf zum Signieren«, sagte er. »Wir treffen uns da drüben.« Er zeigte auf eine Bank.
»Alles klar.« Ich zögerte, fragte dann. »Was du da auf dem Podium gesagt hast – dass du weißt, wann etwas zu Ende ist?«
»Ja?«
»Stimmt das? Weißt du wirklich, wenn etwas beendet ist? Ohne zu planen, dass es zu Ende ist?«
»Klar. Das ist aber bestimmt nichts für einen Kurs in kreativem Schreiben.«
Der Moderator schob ihn hektisch weiter zum Autogrammzelt, dann war Cotton verschwunden.
Hutch und ich wanderten über das Festivalgelände und aßen die eine Sache, die man nur auf Festivals isst: Strauben. Mit Puderzucker auf den Lippen saßen wir schließlich ruhig und schweigend da, wie um diesen einen Moment festzuhalten, der sicher gleich vorbei sein würde. Ich ließ mich im Nachmittagsdunst treiben, bis Onkel Cotton zu unserer Bank kam.
Hutch wollte zur Musikbühne und ließ Cotton und mich allein. »Also hattest du Micah schon kennengelernt?«, fragte er.
»Ja, ich habe ihn im Büro besucht.«
»Ist er nicht großartig?«, fragte Cotton. »Einer der beeindruckendsten Menschen, die ich kenne.«
»Er war sehr nett, ja. Er hat gute Erinnerungen an Mutter.«
»Wir haben alle gute Erinnerungen an jene Zeit. Das macht man so mit Erinnerungen
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