Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Titel: Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patti Callahan Henry
Vom Netzwerk:
Wir haben in dicken Pullis am Strand gesessen und uns nicht um die Kälte geschert.«
    »Ja, wie könnte ich das vergessen?«
    »Meine Familie ist sonst immer an die Küste in Georgia gefahren.«
    »Ich auch. Wenn ich an Strand denke, dann denke ichan Georgia. Die Strände unserer Kindheit sind die, die wir unser Leben lang am meisten lieben.«
    Ich setzte mich auf den Strand. »Und«, sagte ich, ließ mich ich den Sand fallen und genoss die Wärme, »weißt du noch, wie Onkel Cotton seinen Vortrag gehalten hat?« Ich zeigte auf Cotton, der neben Birdie und Babs herging.
    »Wir haben bloß das Ende mitbekommen.«
    »Er hat davon gesprochen, dass er das Ende nicht kennt.«
    »Ich glaube, da ging es um mehr. Der Vortrag hieß ›Das Leben als Geschichte‹ – wir haben bestimmt nur die Diskussion am Ende mitbekommen.«
    »Denkst du, das Leben ist in gewisser Weise eine Geschichte?«
    »Ja. Du nicht?«, fragte er.
    »Manchmal … ja. Wenn ich mein Leben als meine eigene Geschichte sehe. Und mich nicht als Mitspielerin in der Geschichte eines anderes sehen würde, wenn ich nicht nur ›die Ehefrau‹ in der Geschichte wäre. Oder nur ›die Mutter‹ in der Geschichte. Oder nur ›die Tochter‹ in der Geschichte …«
    »Wie soll das gehen? Das bist du doch auch alles. Ich glaube, man kann beides haben. Seine eigene Geschichte leben und in der Geschichte eines anderen vorkommen.«
    »Und man kann keinen anderen Menschen dazu bringen, die eigene Geschichte zu leben.«
    »Man kann es versuchen. Wenn man sein Leben damit zubringen will, andere ständig zu kontrollieren, dann kann man es versuchen.«
    Das Leben verlangsamte sich, und wie das Meer, das weiß, wann es Zeit für Ebbe und Flut ist, so wusste ich, dass es Zeit war, nach Hause zu fahren und mein eigenesnächstes Kapitel zu schreiben. Zumindest die nächste Seite.
    »Ich glaube«, murmelte ich mit geschlossenen Augen, »man kann nur die nächste Seite schreiben.«
    »Ja«, sagte er. »Mehr kann man manchmal nicht tun. Oder auch nur den nächsten Satz.« Er strich mir das Haar aus der Stirn. »Denkst du, dass das Sommerhaus deine Geschichte verändert?«
    »Ja.« Ich malte mit dem Finger einen Kreis in den Sand und zog eine spiralförmige Linie nach innen. »Vielleicht stimmen die Gerüchte.«
    Babs, Onkel Cotton und Birdie waren jetzt so weit entfernt, dass sie auf dem Strand wie Kinder aussahen. Hutch sah mich an, stand auf und streckte mir die Hand hin.
    »Setz dich«, sagte ich. »Wo willst du hin?«
    »Ich kann das nicht. Ich kann mich nicht wieder verlieren.«
    »Was meinst du damit?«
    »Das hast du schon immer gemacht. ›Was meinst du damit?‹ gesagt, wenn du nicht antworten wolltest.« Seine Stimme klang anders, aber ich konnte nicht sagen, wie.
    »Weil ich nicht weiß, was du hören willst. Ich weiß nicht … was du wirklich meinst.« Ich setzte mich auf, wischte mir die Haare aus dem Gesicht.
    »Ich meine, dass das hier – wir – zu einfach ist. Ich könnte mich in uns ganz furchtbar verlieren. Und das möchte ich, werde es aber nicht tun.«
    »Oh. Das lag nicht … in meiner Absicht. Das war nicht –«
    »Ich weiß, dass du das nicht beabsichtigt hast. Es ist aber auch egal, was wir beabsichtigt oder nicht beabsichtigthaben. Was zählt, ist das, was passiert. Ich kann nicht zulassen, dass ich mich jemals wieder in uns verliere.«
    »Es tut mir leid, Hutch. Ich wollte nichts wieder aufwühlen … ich bin einfach nur gerne mit dir zusammen. Das fühle ich, wenn du bei mir bist.« Ich sank frustriert in mich zusammen.
    »Ich weiß.«
    »Als du neulich nach der Party bei Birdie gegangen warst, kam mir in den Sinn, dass du mein Spiegel bist, du zeigst mir, wer ich war – als ich noch ich war. Natürlich bist du mehr als das. Aber auch das.«
    »Es gibt im Leben nur wenige Menschen, die für einen sind, was sie sind, und nichts anderes sein können. So jemand bist du. Aber ich musste einfach klarmachen, wie einfach es wäre, alles kaputtzumachen. Und deswegen will ich vorsichtig sein. Das verstehst du, oder?«
    »Ich will auch nichts kaputtmachen.« Ich hielt inne. »Ja, ich verstehe.«
    Hutch setzte sich neben mich, und die alte Wunde in meinem Herzen schmerzte wieder.
    Nach Hause zurückgekehrt, verabschiedeten wir uns, während Birdie Babs durchs Haus führte. Ich brachte Hutch an die Tür, und da standen wir lange schweigend voreinander, ehe er sagte: »Danke, dass du mir bei der Ausstellung hilfst.«
    »Du hättest es auch ohne mich

Weitere Kostenlose Bücher